Weißenburg-Gunzenhausen: Für Corona-Impfung an den Hausarzt wenden

24.4.2021, 16:19 Uhr
Zu Beginn durften nur die Impfzentrum immunisieren.

© Felix Kästle, dpa Zu Beginn durften nur die Impfzentrum immunisieren.

Rund 40 Praxen stehen demnach im gesamten Landkreis für Corona-Impfungen zur Verfügung. Der Koordinierungsarzt der Führungsgruppe Katastrophenschutz, Dr. Peter Löw, ruft alle Impfwilligen auf, sich bei den Hausarztpraxen zu melden. Der Impfstoff kann nach einer Mitteilung des Bayerischen Gesundheitsministeriums nun auch an Menschen unter 60 verimpft werden – und zwar unabhängig von der Impfpriorisierung.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit 1. April die Impfung mit Astrazeneca nur noch für über 60-Jährige. Der Grund ist das "seltene Auftreten einer immunologischen Gerinnungsstörung mit Folge einer Hirnvenenthrombose, die sich nach der Impfung bei wenigen Geimpften gezeigt" habe, so die Pressemitteilung aus dem Landratsamt.


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Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten liege bei "nur fünf auf 1 Million Impfungen". Diese "schweren Nebenwirkungen wurden überwiegend bei Frauen im Alter von 55 Jahren oder jünger beobachtet", heißt es weiter. "Nach einer aktuellen Studie der Oxford Universität ist das Risiko für das Auftreten einer Sinusvenenthrombose im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung 100 Mal höher als bei der Impfung."

"Risiko nimmt zu"

Weißenburg-Gunzenhausen: Für Corona-Impfung an den Hausarzt wenden

© Foto: privat

In der Altersgruppe der Über-60-Jährigen nehme hingegen "das Risiko einer schweren beziehungsweise tödlichen Covid-19- Erkrankung zu, sodass die Nutzen-Risiko-Abwägung eindeutig zugunsten der Impfung" ausfällt. "Die Impfung mit Astrazeneca verhindert effektiv eine schwere Erkrankung an Corona", stellt Löw fest. "Und das in einer Bevölkerungsgruppe, die – verglichen mit jüngeren Personen unter 60 Jahren – ein mehr als 60 Mal höheres Risiko hat, an einer Corona-Erkrankung zu versterben. Die STIKO und auch ich als Arzt empfehlen daher ohne Bedenken die Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff für Personen über 60 Jahren!"

Aufgrund des Auftretens von Thrombosen nach der Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca seien Ärzte nun auf die Symptome dieser Nebenwirkung sensibilisiert und könnten den Impfling entsprechend aufklären, heißt es weiter.

Die Nebenwirkungen am ersten Tag nach der Impfung seien harmlos. Träten ab dem vierten Tag der Impfung Symptome auf, die auf eine Thrombose hindeuteten, sei die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Typische Symptome könnten Kopfschmerzen, Sehstörungen, Luftnot oder auch Schmerzen in Armen und Beinen sein. Die Symptome könnten dann mittels Blutproben oder auch durch ein MRT abgeklärt und behandelt werden.

Löw empfiehlt Astrazeneca

"Betrachtet man also alle Aspekte, kann man den Impfstoff der Bevölkerungsgruppe über 60 Jahren uneingeschränkt empfehlen", meint Mediziner Löw. "Auch jüngere Personen können sich nach einer sorgfältigen Aufklärung weiterhin damit impfen lassen. Wir impfenden Ärztinnen und Ärzte im Landkreis begrüßen die Entscheidung des Bayerischen Gesundheitsministeriums, das hier klar den medizinischen Erkenntnissen über Sicherheit und Wirkung von Astrazeneca und nicht der Stimmungsmache folgt."

Jede Impfung trage zur weiteren Eindämmung der Pandemie bei, so Löw. "Deshalb bitten wir Ärzte die Patientinnen und Patienten, sich bei uns zu melden, wenn eine Impfung mit Astrazeneca für sie in Frage kommt", verdeutlicht er.

Die impfenden Arztpraxen im Landkreis haben sich auf Initiative Löws untereinander und mit dem Impfzentrum vernetzt. Ziel ist es, Informationen über die Impfungen zu verbreiten, übrigen Impfstoff einzelner Praxen schneller zu verteilen, Impflinge an andere Praxen mit übrigem Impfstoff zu verweisen und den Kontakt zum Impfzentrum auszubauen.

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