Wie geht es mit den Kino in Gunzenhausen weiter?

18.5.2020, 05:51 Uhr
Wie geht es mit den Kino in Gunzenhausen weiter?

© Horst Kuhn

Die Kinobranche sieht, wie berichtet, das Problem, dass Filme für die Verleihfirmen nur interessant und finanzierbar sind, wenn die Streifen bundesweit einheitlich starten können. "Ich habe unsere Server, auf denen die Filme von vor dem Lockdown liegen, vorsichtshalber nicht gelöscht", erklärt Johannes Böhm, der in Gunzenhausen und Nördlingen die "Movieworld"-Kinos und außerdem ein Nördlinger Programmkino mit Filmkunstwerken betreibt.

Böhms drei Häuser haben derzeit wie alle anderen bayerischen Kinos geschlossen, das Personal – fünf festangestellte Kräfte plus zwölf Aushilfen auf 450-Euro-Basis in Nördlingen, drei Festangestellte plus 15 Helferinnen und Helfer in Gunzenhausen – ist überwiegend in Kurzarbeit, kommt aber in der Regel einen Tag pro Woche in die Kinos, wo zum Beispiel kleinere Renovierungsarbeiten erledigt werden. "Dafür ist die Zwangsschließung eine gute Gelegenheit", meint Johannes Böhm mit sanftem Sarkasmus.

In den 15 Jahren, in denen Böhm das Kino "Movieworld" in Gunzenhausen betreibt, habe es nur zwei Jahre gegeben, in denen er Verluste machte. Im Eröffnungsjahr, weil sich die Kredite zum Kinobau in der Bilanz niederschlugen, 2018, weil dies ein Krisenjahr für die Kinobranche im Allgemeinen war. Im Frühling des vergangenen Jahres konnte sich Johannes Böhm dagegen für die Zeit von Mitte März bis Ende Mai über einen Umsatz von gut 250 000 Euro freuen.

Sollten die Kinos zeitnah wieder öffnen dürfen, dann "wäre es rechnerisch möglich, bis zum Jahresende die Verluste durch Corona wieder hereinzuspielen", so Böhm und lässt keinen Zweifel daran, dass er seine Zweifel daran hat, ob der reale Krisenfilm tatsächlich ein Happy End haben wird. Denn nach Wiedereröffnung mit Filmfans auf Sicherheitsabstand arbeiten Kinos mit deutlich verringerter Kapazität. Das könnte vor allem an den Wochenenden spürbar werden, wenn Vorstellungen angesagter "Blockbuster" wie dem neuen James-Bond-Film erfahrungsgemäß ausverkauft sind.

Dennoch kommt Johannes Böhm selbst in normalen Jahren nur auf eine Sitzplatz-Auslastung von 15 bis 17 Prozent. Zählen hier doch auch Nachmittags-Vorstellungen an Wochentagen für die Statistik – "und wer geht schon am Montagnachmittag ins Kino?", fragt Böhm rein rhetorisch.

Warten auf Erlaubnis

Seinen Kulturauftrag will er trotzdem wahrnehmen und auch das Programmkino in der Nördlinger Innenstadt wieder aufmachen, sobald dies erlaubt wird. Klar sei, dass "fünf Prozent aller Filme für 90 Prozent des Umsatzes sorgen" und dass besagte "Blockbuster" auch für die Querfinanzierung von Filmkunst dienen.

Auch wenn es auf der Homepage der "Movieworld"-Kinos momentan lakonisch heißt "Zurzeit befinden sich keine Filme im Programm", kann Johannes Böhm sein Angebot sehr schnell revitalisieren, sobald dies erlaubt wird. Hygienekonzepte für Kinos wurden von den Verbänden in Abstimmung mit der Bundesregierung bereits vorgelegt, sie entsprechen in etwa den Vorgaben, die auch für Museumsbesucher verbindlich sind. Und Filme, die potenzielle Publikumsmagneten sind, hätte Johannes Böhm auch noch auf der Kino-Festplatte, von den kurz vor dem Lockdown angelaufenen "Känguru-Chroniken" bis zur Filmkomödie "Das perfekte Geheimnis".

Gespräch mit Gemeinden

Inzwischen tut sich anderswo einiges in Sachen Autokino. Es ist im Gespräch, hier etwas auf dem Weißenburger Kirchweihplatz zu verwirklichen. Die Firma Showtechnik Franken aus Ellingen soll dort das Autokino realisieren. Das Unternehmen hat sogar andere Kommunen auf dem Schirm und führt derzeit neben Weißenburg auch Gespräche mit Treuchtlingen, Gunzenhausen, Pleinfeld und Solnhofen. Die Signale aus den Rathäusern seien durchweg positiv, heißt es.

Gleich in der konstituierenden Sitzung durfte sich etwa der neue Solnhofener Gemeinderat mit dem Thema Autokino befassen. Maik Jäger von Showtechnik Franken stellte sein Konzept für eine Art landkreisweite Kino-Tournee vor: Die Eventtechnik-Firma würde als Veranstalter auftreten und die 60 Quadratmeter große Leinwand inklusive Tontechnik auf dem Festplatz zur Verfügung stellen.

Vorstellen könnte man sich zwei Veranstaltungstage mit jeweils drei Vorstellungen: zwei am Nachmittag, eine am Abend. Technisch ist das machbar: "Dadurch, dass eine LED-Leinwand zum Einsatz kommt, ist eine Vorführung bei Tageslicht und auch mit Sonneneinstrahlung ohne Probleme möglich", erläuterte Jäger dem Gremium, das sich gegenüber dem Vorschlag sehr wohlwollend zeigte.

"Wir können die Technik als Dienstleister aus einer Hand anbieten", betont Martin Hofmann von Showtechnik Franken. Normalerweise liefert das Unternehmen die Bühnen- und Veranstaltungstechnik für Kirchweihen, Konzerte oder Beachpartys in der ganzen Region und darüber hinaus. "Auch Heino hat schon auf einer unserer Bühnen gestanden." Das alles fällt nun weg. "Daher ist das Autokino eine gute Sache für den Landkreis, aber natürlich auch für unseren Geldbeutel", sagt Hofmann offen.

Das Autokino soll als Kooperation von Showtechnik Franken mit den Kommunen und den örtlichen Kinos von Weißenburg, Treuchtlingen und Gunzenhausen durchgeführt werden. Den Kommunen fiele hauptsächlich die Aufgabe zu, eine geeignete Fläche für das Kino zur Verfügung zu stellen. Außerdem wäre die Frage der Toiletten zu klären. Auch soll es keine Abendkasse geben, die Tickets sollen zu Hause über das Internet gebucht und ausgedruckt werden. Welche weiteren Auflagen es zum Infektionsschutz gibt, ist unklar. Und daran hängt nun letztendlich auch das Konzept Autokino, das ansonsten schon weit gediehen ist und in den Startlöchern steht.

Konkrete Termine sind intern schon geblockt, aber der Öffentlichkeit will man sie erst kommunizieren, wenn das Landratsamt grünes Licht gibt. Die Hoffnung ist, dass es schon Ende Mai oder Anfang Juni mit der landkreisweiten Autokino-Tournee losgeht. "So viel kann ich aber sagen: Der erste Veranstaltungsort wird Weißenburg sein", verrät Martin Hofmann von Showtechnik Franken.

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