Zoff im Gunzenhäuser Stadtrat

30.5.2015, 13:00 Uhr
Zoff im Gunzenhäuser Stadtrat

© Marianne Natalis

Die Ratsversammlung war gerade beim dritten und eigentlich unspektakulären Tagesordnungspunkt „Sonstiges“ angelangt, als sich der 64-Jährige zu Wort meldete. An Bürgermeister Karl-Heinz Fitz gewandt, kam er auf eine schriftliche Stellungnahme des FDP-Stadtrats Werner Falk zum Gunzenhäuser Verkehrskonzept samt der von der SPD beantragten Fußgängerzone zu sprechen.

In diesem Brief, der dem Altmühl-Boten vorliegt, äußert der Liberale zunächst einige Überlegungen zur künftigen Verkehrsführung in und um Gunzenhausen sowie zu Tempo-30-­Zonen und warnt dann vor einer generellen Verteufelung des Lkw-Verkehrs“, weil der für eine funktionierende Wirtschaft und die von ihr gestellten Arbeitsplätze wichtig sei.

Dann folgen jene Sätze, die dem pensionierten Beamten Rudolph den Kamm schwellen ließen: „Unsere Gesellschaft besteht schließlich nicht nur aus Beamten, denen die Arbeitsplatzsicherheit gleichgültig sein kann, oder aus Ruheständlern, von denen das Tempo und die Lautstärke des Straßenverkehrs im Alter als zunehmend lästig empfunden werden.“

Diese Äußerungen, schimpfte Rudolph lautstark, seien „arrogant, dumm und überheblich“. Er lasse sich „nicht unterstellen, dass ich aus persönlichen Gründen nicht objektiv entscheiden könne“, solche Anspielungen seien „fehl am Platz“, und er erwarte von seinem Stadtratskollegen dafür „eine Entschuldigung“. Zudem sei es „eine bodenlose Frechheit“, polterte Rudolph mit hochrotem Kopf weiter, „den Leuten vorzuschreiben, was sie denken sollen“.

Der ob dieses Zornausbruchs etwas überraschte Bürgermeister bot dem Attackierten dann an, „darauf zu antworten, Sie müssen aber nicht“, und Falk reagierte gelassen: Seine Aussage sei eine politische, zu der er weiterhin unverändert stehe. „Falls sich aber jemand persönlich betroffen fühlt, bitte ich denjenigen um Entschuldigung.“

Damit habe sich Falk „gewunden wie ein Aal“, sagte Rudolph am gestrigen Freitag im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Und schien dabei immer noch erbost über das Verhalten seine Ratskollegen: „Er selektiert hier nach Berufen und unterstellt pauschal allen Beamten, nicht global denken und urteilen zu können.“ Genauso könne er etwa behaupten, Landwirte entschieden allein nach ihrer eigenen Interessenlage. „Ich habe das schon einmal erlebt, dass mir vorgehalten wurde, weil ich als Beamter ein sicheres Einkommen habe, interessiere mich die Sicherheit von Arbeitsplätzen nicht.“ Aber, so fährt er fort: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass genau das oberste Priorität für mich hat.“

Die schriftliche Stellungnahme Falks sei nun der berühmte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe: „Wenn ich das in der Sitzung nicht gesagt hätte, wäre ich geplatzt.“

Bereits Anfang Mai hatte Rudolph im Bauausschuss des Stadtrats – ebenfalls wegen dieses Briefes – erklärt, mit Falk „nie mehr ein Wort sprechen“ zu wollen. Gestern Nachmittag klang das zumindest ein bisschen versöhnlicher: „Er hat sich in gewisser Weise entschuldigt, damit ist die Angelegenheit für mich erledigt.“

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