Zwei US-Boys in Gunzenhausen

14.7.2017, 06:00 Uhr
Gastschüler aus Frankenmuth in Gunzenhausen am Marktplatz: William Schoenow (vorne links) und Erich Laux (vorne rechts) beim Eisessen mit Erichs Gastfamilie Springer (Fabian, 2.v.r., Lorena, 3.v.l., Werner, 4.v.l.) und Williams Gastgeberin Verena Hermann (Verena, 2.v.l.) sowie Renate Herrmann, Vorsitzende des Freundeskreis Frankenmuth-Gunzenhausen e.V

© Daniel Hertwig Gastschüler aus Frankenmuth in Gunzenhausen am Marktplatz: William Schoenow (vorne links) und Erich Laux (vorne rechts) beim Eisessen mit Erichs Gastfamilie Springer (Fabian, 2.v.r., Lorena, 3.v.l., Werner, 4.v.l.) und Williams Gastgeberin Verena Hermann (Verena, 2.v.l.) sowie Renate Herrmann, Vorsitzende des Freundeskreis Frankenmuth-Gunzenhausen e.V

Okay, so groß wie der Lake Huron ist der Altmühlsee nicht - trotzdem mögen Erich und William ihn besonders gern. Schließlich erinnert er sie ein bisschen an ihre Heimat im US-Bundesstaat Michigan: Frankenmuth, Gunzenhausens Partnerstadt, liegt nur einige Kilometer Luftlinie von dem Gewässer, das zu den größten Seen der Welt gehört.

Für Heimweh haben William Schoenow (17) und Erich Laux (16) aber ohnehin kaum Zeit. Wenn sie nicht in der Schule sind, unternehmen sie mit ihren Gastfamilien Ausflüge in der Region, treiben Sport oder besuchen Veranstaltungen, die dem "Bavarian Festival" in Frankenmuth gar nicht so unähnlich sind. Mit dem Unterschied, dass die Jugendlichen auf der hiesigen Kirchweih oder dem Feuerwehrfest in Laubenzedel auch mal eine Maß Bier trinken dürfen, während sie zu Hause laut Gesetz noch warten müssen, bis sie 21 Jahre alt sind.

Damit sie sich in Deutschland wohlfühlen, legen sich die Gastfamilien mächtig ins Zeug, wie Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bei einem Besuch im Rathaus lobend anerkennt. So ging es für Erich mit Familie Springer aus Frickenfelden direkt nach der Landung in die Nürnberger Altstadt. Dort verdrückte er Bratwürste auf Kraut und das erste Radler. Danach habe Erich - der ja auch den Jetlag zu verarbeiten hatte - erst einmal bis zum nächsten Nachmittag durchgeschlafen, erinnert sich Fabian Springer lachend.

Vor über 100 Jahren ausgewandert

Der 16-Jährige Gunzenhäuser, seine 20-jährige Schwester Lorena und die Eltern Claudia und Werner haben Erich sichtlich ins Herz geschlossen. "Er gehört einfach dazu, ist total adoptierfähig", sagt Werner Springer.

Verblüfft sind sie auch von der Familiengeschichte des jungen Amerikaners: Im 19. Jahrhundert wanderte ein Ahne, Johann Simon Laux, aus Neuenmuhr aus und ließ sich auf der anderen Seite des Atlantiks in Frankenmuth nieder, erläutert Renate Herrmann, Vorsitzende des Freundeskreises Frankenmuth-Gunzenhausen.

Erich teilt mit den Altmühlfranken nicht nur einen deutschen Familiennamen, sondern auch die Vorliebe für Fußball - also Soccer, nicht American Football. Sein Lieblingsverein? Ja, doch der FC Bayern, verrät der 16-Jährige.

William Schoenow, der bei der 17-jährigen Verena Hermann und ihrer Mutter in Laubenzedel untergekommen ist, ist hingegen Leichtathlet. An seiner High School in Michigan steht Sport fast täglich auf dem Programm, erklärt er. Und noch etwas ist am Gunzenhäuser Simon-Marius-Gymnasium anders: Der Stundenplan sieht hier jeden Tag unterschiedlich aus, während William zuhause stets die gleichen sechs Fächer in der gleichen Reihenfolge absolvieren muss, beginnend mit Mathematik in der ersten Stunde.

Auch Deutsch lernt er seit einiger Zeit - doch schon in den ersten zwei Wochen in Gunzenhausen habe er mehr über die Sprache und die Kultur gelernt als in den Jahren zuvor, so William, dessen Vater früher Farmer war und heute bei der Stadt Frankenmuth arbeitet, wo er auch stellvertretender Bürgermeister ist.

Franken? Bayern? No idea!

Auch der 17-jährige Sohn kann sich eine politische Laufbahn vorstellen, nach dem Schulabschluss möchte er aber erst einmal Jura studieren und Anwalt werden. Er begeistert sich für Geschichte und nennt den Armeegeneral und ersten US-Präsidenten George Washington als eines seiner Vorbilder.

Allerdings: Der gelegentliche Zwist zwischen Franken und Bayern ist den beiden jungen Amerikanern dann doch ein Rätsel, wie sie zugeben. "Die machen da keinen Unterschied zwischen einer fränkischen Bratwurst und einer bayerischen Weißwurst", sagt Werner Springer. "Sie mögen beides."

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