Zweite Lockdown-Runde: Wie lief der Start in einer Familie mit drei Schulkindern?

13.1.2021, 05:58 Uhr
Zweite Lockdown-Runde: Wie lief der Start in einer Familie mit drei Schulkindern?

© Foto: Tina Ellinger

Einiges kannten wir ja schon vom Lockdown im Frühjahr, wobei ich ehrlicherweise gestehen muss, dass ich mich in dieser Zeit ein bisschen wie auf der Insel der Glückseligen fühlte: Meine Töchter in der 10. und 7. Klasse mussten nicht beaufsichtigt und betreut werden, und sind verantwortungsbewusst genug, sich den Tag und die Aufgaben selbst einzuteilen. Das hofften wir zumindest.

Bei allen technischen Fragen ist sowieso der Papa die erste Adresse, und der hatte einiges zu tun, wenn sich Anhänge nicht öffnen ließen, die Plattformen nicht erreichbar waren oder das Internet Mucken machte. Manche Lehrer gaben sich viel Mühe, andere – naja – mussten sich wohl auch erst mit der neuen Situation anfreunden. Jedenfalls war da aus unserer Sicht stellenweise deutlich Luft nach oben.

"Papa, du musst mir helfen"

Die Jüngste war noch im Kindergarten, dank Notbetreuung, Homeoffice und Oma im Haus gab es keine Betreuungslücke. Jetzt ist auch sie ein Schulkind, hat sich an Maske und Abstandhalten im Klassenzimmer gewöhnt und erlebt den Schulalltag nun ganz neu: "Papa, du musst mir helfen, ich habe jetzt dann auch Homeoffice!", kam sie freudestrahlend kurz vor Weihnachten aus der Schule.


Kommentar zum Homeschooling: Error statt Unterricht


Die Probe-Videokonferenzen vor den Ferien meisterte sie wie ein Profi, die Zahl unserer Endgeräte wurde aufgestockt, sodass im Fall der zu erwartenden neuerlichen Schulschließung alle drei Kinder gleichzeitig am Online-Unterricht teilnehmen können. Ein echter Luxus, wie uns sehr wohl bewusst ist.

Ausgestattet mit Headset und Kamera, aber noch ein bisschen verschlafen, sitzt sie also nun am Küchentisch, begrüßt die Mitschüler, die nacheinander auf dem Bildschirm auftauchen und passt gut auf, welche Aufgaben ihr die Lehrerin für die nächsten eineinhalb Stunden zu tun gibt. Ich selbst bin sehr gespannt, wie es laufen wird.

Umdenken ist nötig

"Da ist das Mikrofon, und so kannst du dich melden", hört man ab und an ein Elternteil flüstern, manchmal wackelt die Bildschirm-Ansicht ein bisschen, schmuggelt sich ein Mama- oder Papa-Arm mit hinein, um eine Einstellung zu verbessern, ein Schüler muss sich nochmal einloggen.

Aber es funktioniert erstaunlich gut, schließlich betreten nicht nur die Kinder technisches Neuland, auch für Lehrerin Ursula Akin ist das Unterrichten via Bildschirm völlig anders als im Klassenzimmer – zumal sie ihre eigenen drei Kinder auch zu Hause zu betreuen hat. So ist sie jeden Morgen in doppelter Mission unterwegs, wie so viele Mütter und Väter derzeit.

Eine große Unterstützung ist ihr dabei Kollegin Uta Englbauer, die Klasslehrerin der anderen ersten Klasse an der Grundschule Süd. Mit ihr spricht sie den Unterricht ab, ob analog oder digital, damit es in beiden ersten Klassen gleich abläuft, erklärt sie mir am Telefon. "Wir haben zusammen überlegt, wie wir den Kindern den Stoff am besten vermitteln können. Und nicht nur das Unterrichten ist anders, auch die Vorbereitung. Man muss eben umdenken und sich darauf einlassen."

Sehr hilfreich sei dabei die Dokumentenkamera, die Ursula Akin vom Klassenzimmer mit nach Hause genommen hat. Sie ersetzt quasi die Tafel, und "die Kinder können sehen, was ich mache".

FSJ-Praktikantin unterstützt die Schüler

Ganz alleine jedoch, ohne einen Erwachsenen im Hintergrund, würden es wohl die wenigsten ihrer Schützlinge schaffen. So haben die Schüler, die die Notbetreuung der Schule in Anspruch nehmen, eine FSJ-Praktikantin an der Seite, die sie bereits aus der Zeit vor dem Lockdown kennen, und können mit ihrer Unterstützung ebenfalls am Online-Unterricht teilnehmen.

"Mebis geht mal wieder nicht", kommt da die Große, die das Gymnasium besucht, mit leicht entnervtem Unterton herein, kann aber tatsächlich schon beim zweiten Versuch einen Erfolg vermelden. Geht doch. Auch die Videokonferenz hat funktioniert, ansonsten bekommt sie über verschiedene Kanäle meist Arbeitsaufträge zum Ausdrucken übermittelt.

Aus dem Zimmer der Achtklässlerin höre ich ebenfalls Gemurmel. Sie hat – Daumen hoch für die Wirtschaftsschule – über Microsoft Teams Unterricht nach Stundenplan, ist also von 8 bis 13 Uhr in der Schule – ohne das Haus zu verlassen. Ganz schön bequem, da reichen zehn Minuten Vorlauf, wenn man nicht zum Bus muss. Der Morgen läuft also deutlich entspannter ab für alle. Länger schlafen, kein Gedränge im Bad, kein Gehetze zur Bushaltestelle.

Um 10 Uhr loggen sich die Erstklässler wieder ein, besprechen das Deutsch- und das Rechenblatt, das sie in der Zwischenzeit bearbeitet haben. Sie dürfen ausführlich von den Ferien erzählen und davon, wie sehr sie sich freuen, alle wiederzusehen. Wenn auch vorerst nur digital. Leider. Denn die "echte" Schule kann auch die beste Online-Strategie nicht ersetzen.

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