Jawort mit Hindernissen  

Heirat in Corona-Zeiten: Kleiner Kreis oder Absage

28.5.2021, 05:37 Uhr
Fotoshooting mit Maske: Das junge Paar passte sich der Pandemie-Situation an. 

© Christina Stöcker, NN Fotoshooting mit Maske: Das junge Paar passte sich der Pandemie-Situation an. 

Den größten Vorlauf hat das Finden der Location: Musste die große Feier mit 100 Personen bereits in Vor-Corona-Zeiten ein bis zwei Jahre vor dem Heiratstermin gebucht werden, so gestaltet sich dies seit der Pandemie noch diffiziler. Nächstes Jahr um die gleiche Zeit am selben Ort - so stellten sich viele Paare ein. Ein Jahr später, im Frühling 2021, verschoben einige nun um ein weiteres Jahr.

Nichts war absehbar

Denn weder Indoor-Öffnungen der Gastronomie waren zum Planungszeitpunkt absehbar, noch die erlaubte Größe der Hochzeitsgesellschaft, noch der Fortschritt der Impfungen. Vor diesem Hintergrund berichtet Michael Bläser, Geschäftsführer des als Heiratslocation beliebten Hotels HerzogsPark, von drei Vorgehensweisen: Erneut verschieben, etwa auf Oktober 2021 oder auf 2022, hoffen, dass eine verkleinerte Feier mit 50 Personen erlaubt werde oder komplett stornieren. "Manche hoffen auf Lockerungen bis Juni, auf Impfungen und 24 Stunden gültige Tests", fährt Bläser fort: "Manche weichen in ein anderes Bundesland aus." Denn in Baden-Württemberg sei auch indoor geöffnet.

"Kundschaft fast panisch"

"Die Kundschaft war fast panisch", berichtet Monica Santana. Die Brasilianerin, seit 2007 Bürgerin der Herzo Base, verwandelt portugiesische Spitze, indische Seide oder Satin aus England als Designerin und Maßschneiderin in Hochzeitskleider. Ihren Showroom hat sie in Nürnberg.

Romantik in Zweisamkeit - auch dieses Bild entstand in Pandemie-Zeiten. 

Romantik in Zweisamkeit - auch dieses Bild entstand in Pandemie-Zeiten.  © Christina Stöcker, NN

"Sehr viele Anfragen" seien voriges Jahr gekommen, auch um Kleider zu leihen, doch die coronabedingten Auflagen verhinderten das Geschäft. Online-Verkauf sei bei Maßkleidung keine Option: "Wir leisten intensive Beratung. Es war extrem schwierig für mein kleines Team." Sie musste auch Mitarbeitern kündigen: "Ich bin wieder allein." Die beiden Kollektionen, die sie ansonsten im Jahr produzierte, fielen aus. Gerissene Lieferketten waren indes für die Designerin kein Thema: "Ich kann improvisieren." Während der kurzen Ladenöffnungszeiten hätten sich die Kunden gestaut.

"Die Leute haben Sehnsucht"

Allerdings hätten eher wenige ihre Hochzeit tatsächlich abgehalten: "Die Leute haben Sehnsucht, ihre Träume zu verwirklichen." Sollte in naher Zukunft "Normalität" einkehren, dann "werden wir viel zu tun haben. Aber jetzt müssen wir abwarten".

Hochzeit in Vor-Corona-Zeiten: Die Sommerkirchweih im Weihersbach diente als Hintergrund. 

Hochzeit in Vor-Corona-Zeiten: Die Sommerkirchweih im Weihersbach diente als Hintergrund.  © Christina Stöcker, NN

Gerd Lorenz, Leiter des Ordnungsamts und auch des Standesamts in Herzogenaurach, und Standesbeamtin Kathrin Löbel berichten, voriges Jahr seien viele Hochzeiten abgesagt worden oder verschoben. Sechs Personen, die Standesbeamtin hinter Plexiglas, durften zur Stunde bei einer Trauung im Hochzeitszimmer des Rathauses wegen der Abstandsregeln dabei sein, erklärt Lorenz. Denn die Abstandsregeln, auf deren Änderung gehofft wird, hatten Gültigkeit. So gab sich das Paar mit zwei Trauzeugen und einer weiteren Person (der Fotograf?) das Eheversprechen - was der Freude keinen Abbruch tat, wie die Standesbeamtin beobachtet hat.

"Große Reportage ging nicht"

"Manche haben nur standesamtlich geheiratet, teils im weißen Kleid, manche riefen spontan für ein Fotoshooting an, doch die große Hochzeitsreportage mit Fotografen-Begleitung von der Trauung bis zum Hochzeitstanz ging nicht", lässt Fotografin Christina Stöcker die vergangene Zeit Revue passieren. Ihrem Eindruck nach, "ist der Nachholbedarf groß, viele Paare stehen in den Startlöchern und planen für August und September".

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