Ärger mit dem Durchgangsverkehr in Herzogenaurach

22.11.2019, 06:57 Uhr
Ärger mit dem Durchgangsverkehr in Herzogenaurach

© Foto: Edgar Pfrogner

Das Ärgernis: Viel zu viel Pkw und auch Lkw nutzen den Weg durch das Innerste der Innenstadt, um vermeintlich schneller durch die Stadt zu kommen. Der Agenda-Beirat hatte jüngst in einer Sitzung mit 5:3 beschlossen, das Beispiel Groningen im Bauausschuss zu diskutieren und womöglich auf Herzogenaurach zu übertragen: In der holländischen Stadt ist zwar die Fahrt in einzelne Innenstadt-Sektoren möglich, eine Durchfahrt aber nicht. Das funktioniert mit Barrieren. Wer dann etwa vom Süden in einen nördlichen Innenstadt-Bezirk will, muss einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Ein längerer Pkw-Weg, der aber kompensiert wird dadurch, dass der Durchgangsverkehr komplett auf der Groninger Altstadt draußen ist. Und der innerste Kern ist komplett autofrei.

Überlegung wert

Diese Idee stellte Ursula Walther vom Agenda-Beirat nochmals im Ausschuss kurz vor. "Den Durchgangsverkehr rausbringen, aber nicht die abhalten, die rein wollen, das ist eine Überlegung wert", fand sie.

Das fanden eigentlich alle Ausschussmitglieder auch, aber der konkrete Ansatz wurde abgelehnt. "Es gibt keine Möglichkeit, das zu kontrollieren", meinte German Hacker, und Erich Petratschek (SPD) glaubt ohnehin: "Schilder in der Innenstadt werden sowieso komplett ignoriert." Kurt Zollhöfer erinnerte daran, dass auch die anderen Nord-Süd-Verbindungen in der Stadt bereits ausgelastet sind, eine reine Verlagerung keinen Sinn mache.

Um dem Agenda-Beirat in seinem Ansinnen doch noch etwas nahe zu kommen, wurde kurz über Kompromisse nachgedacht. Peter Prokop (SPD) warf in die Runde, ob testweise bei besonderen Anlässen wie dem Adventskalender versucht werden könnte, den Marktplatz durchfahrtsfrei zu bekommen. Doch dem Ausschuss fehlte darin eine Perspektive für eine Dauerlösung.

Ein weiterer Gedankenanstoß, der vom Bürgermeister aber selbst schon mit skeptischer Miene vorgetragen wurde: ein Schild Ecke Badgasse/Hauptstraße. Dieses würde Autofahrer, die von Süden Richtung Marktplatz fahren, nach links auf die westliche Hauptstraße beordern. Doch selbst bei Schrittgeschwindigkeit, so merkte Konrad Körner (CSU) an, wäre der notwendige Text auf dem Schild wohl sehr schwierig zu lesen: Wer muss links abbiegen, aber welcher Anwohner darf dann doch Richtung Marktplatz fahren. Dazu kommen Busse, Rettungsdienste, Lieferfahrten. Auch Holger Auernheimer (SPD) war da der Meinung: "Wir sollten unsere schöne Innenstadt nicht mit einem Schilderwald verschandeln."

Windelweich

German Hacker brachte diesen "windelweichen Kompromiss" (Hacker) dann auch gar nicht zur Abstimmung, zumal auch sein Verkehrsordnungsexperte Thomas Nehr betonte, das sei nicht kontrollierbar.

Der Agenda-Beirat hatte in seiner Antragsbegründung durchaus nicht nur von Schildern gesprochen, sondern auch von Bollern oder Barrieren. Das war nun schon gar nicht verhandelbar.

Letztlich wäre Voraussetzung für diese große Lösung: eine verlängerte Fußgängerzone. Eine solche ist aber, so wurde deutlich, derzeit nicht mehrheitsfähig.

Die Stadtverwaltung hatte im Vorfeld der Ausschusssitzung noch versucht, mit einer Messung im Steinweg Verkehrszahlen zu ermitteln. Rund 2000 Fahrzeuge fahren täglich über oder auf den Marktplatz, etwa zwei Drittel fahren von Süden nach Norden. Unter anderem aufgrund aktueller Baustellen im Umfeld sei diese Zahl allerdings mit Vorsicht zu genießen.

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