Bienenhilfe notwendig

1.7.2010, 00:00 Uhr
Bienenhilfe notwendig

© Linke

Die Bedrohung der Bienenvölker durch Landschaftsversiegelung, gefährliche Pestizide, die Varroa-Milbe und fehlender Lebensraum ist ein Thema, das in Wissenschaft und Öffentlichkeit seit Jahren ausführlich diskutiert wird. Auf Unverständnis unter Lesern der NN stößt daher die mehrheitliche Ablehnung des Antrags der Grünen im Weisendorfer Gemeinderat, nachdem der Markt die öffentlichen Flächen nach einem insektenfreundlichen Pflegekonzept behandeln und auf kleinen Flächen oder unter Bäumen bienenfreundliche Blumeninseln schaffen sollte. Auch Imkerin und Gesundheitsberaterin Karin Depner kann dies nicht nachvollziehen.

NN: Frau Depner, was entrüstet Sie vor allem?

Karin Depner: Die Gemeinderäte haben wieder einmal ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Statt die Bedrängnisse der anwesenden Imker ernst zu nehmen und konstruktiv Lösungen zu entwickeln, beziehungsweise sich mit Bauern, Bauhof, Bund Naturschutz und Imkern zeitnah zu einer kostengünstigen Umsetzung zu verpflichten, wurden die Grünen mit unflätigen Kommentaren mehrmals bei der Erläuterung der aktuellen Situation unterbrochen. Zu Schulzeiten wurde man früher abgemahnt oder vor die Türe gestellt.

NN: Ist die prekäre Situation, in der sich die Bienen – und somit wir alle – befinden, vielen noch nicht klar ?

Karin Depner: Die Not der Bienen, Insekten und Hummeln ist global sehr weit fortgeschritten. 50 Prozent Bienensterben im letzten Winter haben doch die Welt aufgerüttelt. Der Rückgang der Bienenvölker in Deutschland von 2,5 Mio. 1960 auf etwa 750000 im letzten Jahr ist an sich schon erschreckend. Und doch finden diese wenigen nicht genug Nahrung! Die Bestäubungsleistung der blütenbesuchenden Insekten ist unbezahlbar und nicht ersetzbar.

Wer hier nicht bereit ist, sich zu engagieren, muss in Zukunft auf Obst wie Apfel und Erdbeeren verzichten. 80 Prozent unserer Kulturpflanzen sind auf Bestäubung von Bienen und Hummeln angewiesen. Dabei ist es ein Kinderspiel die Landschaft und Gärten wieder lebendig und bunt zu gestalten.

Die Blütenmischungen können in jedem Garten, in Ackerstreifen und öffentlichen Flächen ausgesät werden, es dauert keine sechs Wochen und wir können wieder Insekten und Schmetterlinge an kleinblütigen Blüten bewundern. Der Bauhof muss sich an einen verbindlichen Pflegeplan für Straßenränder, eine insektenfreundliche Heckenbearbeitung und weniger mechanischen und chemischen Einsatz bei der Bearbeitung auf Gemeindeflächen verpflichten.

NN: Sie sehen das Thema auch als drängende Herausforderung für die Zukunft?

Karin Depner: Global denken, lokal handeln – es ist höchste Zeit. Die Gesundheit der Bienen ist, wie beim Menschen, abhängig von der Vielfalt des Nahrungsangebotes. Wer den Insekten nicht genügend Nahrung bieten kann, wird seinen Kindern eine tote Umwelt hinterlassen.

Ich lade die Gemeinderäte ein, an meinen zwei Bienenvölkern zu verweilen und dem emsigen Treiben zuzusehen. Dann begegnet man der Natur wieder mit Achtung und Respekt und besinnt sich auf die wesentlichen Dinge im Leben.-eke