Probleme mit der Ausschreibung

Corona-Luftfilter: Wie es an den Schulen in ERH weitergeht

9.9.2021, 05:48 Uhr
In Erlangens Städtischer Fachschule für Techniker gibt es bereits mobile Raumluft-Filteranlagen. Bis die Schulen im  Landkreis ERH flächendeckend damit ausgestattet sind, wird es wohl noch eine Weile dauern.

© Harald Sippel, NN In Erlangens Städtischer Fachschule für Techniker gibt es bereits mobile Raumluft-Filteranlagen. Bis die Schulen im  Landkreis ERH flächendeckend damit ausgestattet sind, wird es wohl noch eine Weile dauern.

Mitte Juli hatte die Bayerische Staatsregierung über das Ministerium für Kultus und Unterricht den bayernweiten Einsatz von mobilen Luftfiltergeräten angeordnet. Nun ist klar: Wenn am Dienstag, 14. September 2021, der Präsenzunterricht an Bayerns Schulen wieder beginnt, dann werden diese Geräte auch in ERH noch nicht zur Verfügung stehen.

Beschluss mit knapper Mehrheit

In seiner Julisitzung hatte der Kreistag des Kreises mit denkbar knapper Mehrheit - 24 zu 20 Stimmen - die Anschaffung der Luftreinigungsgeräte beschlossen. Bei der vorangegangenen Diskussion offenbarten sich tiefe Gräben nicht nur zwischen den Kreistags-Fraktionen. So erachtete beispielsweise Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD) regelmäßiges Lüften auch im Winter als völlig ausreichend, um die Virenlast in den Klassenzimmern auf vertretbarem Niveau zu halten, während etwa CSU-Kreisrat und Landtagsabgeordneter Walter Nussel darauf verwies, dass funktionierende Luftreiniger schon wegen der beruhigenden Wirkung auf Lehrende und Lernende nicht zu unterschätzen seien.

2,2 Millionen Euro Kosten

Für den Kreishaushalt stellt die Anschaffung eine hohe Belastung dar - die Rede war in besagter Kreistagssitzung von rund 2,2 Millionen Euro Kosten für die Ausstattung aller Schulen, die in Landkreis-Trägerschaft sind. Die hohen Kosten sind auch ein zentraler Verzögerungsfaktor. Nicht etwa, weil der Landkreis ERH die Summe nicht stemmen kann, sondern weil bei Aufträgen dieser Größenordnung das Europäische Recht bindend eine öffentliche europaweite Ausschreibung vorsieht.

Ausschreibung: Ergebnisse im Oktober

Deren Ergebnisse liegen laut Landratsamts-Pressesprecherin Stephanie Mack voraussichtlich Anfang Oktober vor. Ziel sei es, dass möglichst viele Firmen ein Angebot abgeben, damit der Landkreis eine wirtschaftliche Vergabeentscheidung treffen kann. Deren Anzahl könne im Vorhinein kaum vorausgesagt werden.

Zeitnahe Lieferung angestrebt

Mack versichert, dass eine zeitnahe Lieferung und Inbetriebnahme der mobilen Geräte bei der Vergabe berücksichtigt wird, ein "belastbares Datum" könne aber erst nach Eingang aller Angebote ermittelt werden. Sollte es nicht genug Rückläufe geben, dann müsse ein erneutes Ausschreibungsverfahren durchgeführt werden, bei dem es dann zu klären gelte, ab es erneut europaweit durchgeführt werden muss oder dafür ein vereinfachtes Procedere möglich ist.

Zweifel an Kosten-Nutzen-Relation

Bei den Schulleitungen im Landkreis findet man eine breite Palette von Reaktionen zwischen abwartender Gelassenheit und spürbarem Unmut. So zweifelt Ulrich Langer, Chef der Realschule Herzogenaurach, ganz offen an der Sinnhaftigkeit der Anschaffung dieser Filtergeräte. Die 38 Klassenzimmer der vor nicht all zu langer Zeit sanierten Realschule müsse man so oder so regelmäßig lüften. Zudem sei es nicht sicher, ob die Filtersysteme wirklich so wirksam wie propagiert seien. "Da zweifele ich daran, dass Kosten und Nutzen in vernünftiger Relation stehen", sagt Langer. In der Realschule habe es auch ohne Luftfilter "so gut wie keine Ansteckungen" mit dem Corona-Virus gegeben.

Förderantrag gestellt

Susanne Schmid, Rektorin der auf mehrere Standorte verteilten Grundschule Herzogenaurach, verweist auf die zum Teil schon vorhandenen festeingebauten Lüftungen. Die Dépendance am Burgstaller Weg sei ebenso wie der "Pavillon" damit ausgerüstet, das Hauptgebäude "bis auf wenige Räume". Dank eines Förderantrags, den die Stadt Herzogenaurach beim Freistaat gestellt habe, sei die Anschaffung der Luftfiltergeräte kein Problem.

Prüfung der Bestandsanlagen

Roland Deinzer, der das Höchstadter Gymnasium leitet, kann ebenfalls auf "Bestands"-Lüftungsanlagen zurückgreifen. Er lässt aktuell vom Landratsamt prüfen, ob diese auch den Erfordernissen in der Pandemie entsprechen. Dass die neuen Geräte nicht zum Schuljahresbeginn verfügbar sein würden, sei Deinzer klar gewesen. "Wir sind entspannt", betont der Pädagoge.

"Kaum Informationen"

Skeptisch ist Schulleiter Burkard Eichelsbacher, ob das Gymnasium Eckental in diesem Winter überhaupt noch mobile Luftfilter bekommt. "Unser großes Glück ist, dass wir von der Raumsituation her gut querlüften können", sagt Eichelsbacher. Darüber, wie es weitergeht, gebe es vom Kultusministerium bislang kaum Informationen.

"Wenig Bedarf"

Wohl am gelassensten geht Helmut Nicklas mit der Situation um: "Seine" Mittelschule Herzogenaurach wurde vor einigen Jahren zu einer Hightech-Lehreinrichtung umgebaut. So zeigen beispielsweise Sensoren den Sauerstoffgehalt der Luft in den Klassenzimmern an, den eine leistungsfähige Lüftung stabilisiert. "An sich haben wir für diese mobilen Luftfilter wenig bis keinen Bedarf", meint Nicklas und fügt hinzu: "Da wird Geld ausgegeben, das anderswo vielleicht sinnvoller angelegt wäre."

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