Ehrung in aller Bescheidenheit

5.10.2010, 17:26 Uhr
Ehrung in aller Bescheidenheit

„Ich war ganz schön nervös“, erinnert sich Thomas Müller aus Lach. Er meint damit allerdings nicht jenen Moment Ende Juli, der ihn in die Schlagzeilen brachte. Sondern den vergangenen Montag, als er in München vom Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit überreicht bekam. „Wann ist man schon mal in so hohen Kreisen unterwegs?“, fragt er fast entschuldigend: Minister, Staatssekretäre, hohe Polizeibeamte, alle waren gekommen, um ihm und 19 weiteren Bürgern aus Bayern zu danken für ihr Einschreiten in gefährlicher Situation. Gut, dass Müller seine Frau dabei hatte, die ihm einige Nervosität nehmen konnte.

Ehrung in aller Bescheidenheit

© oh

Der Schlüsselfelder hatte Ende Juli im Kieferndorfer Weg in Höchstadt beobachtet, wie in einem Feld ein Mann über eine Frau herfiel. Kurzentschlossen ging er von seinem Taxi, das er ab und zu fährt, zum Tatort und schrie den Täter an. Der floh, und Thomas Müller konnte die Polizei verständigen. Der Täter hatte die Frau gewürgt und wollte sich an ihr vergehen. Er wurde kurze Zeit später gefasst.

Schon überrascht

Für den 38-jährigen Müller war das Einschreiten „eine Selbstverständlichkeit“, und er war schon überrascht, dass er nun in so großem Stil geehrt wurde. Für den Rettungssanitäter, der in Schlüsselfeld bei der Johanniter-Unfallhilfe arbeitet, ist die Hilfe in einer solchen Situation keine Heldentat. „Wenn meine Kinder in Not geraten würden, wäre ich auch für Menschen dankbar, die einschreiten.“

Ganz ähnlich sieht das auch Burkhard Schmitt aus Sambach. Der 56-Jährige hatte schon im vergangenen Jahr eine brenzlige Situation in einer Tankstelle in Bamberg zu überstehen. „Neben mir an der Kasse zog ein Mann plötzlich ein Messer und bedrohte die Kassierin“, erinnert sich Schmitt, der zunächst den Kassenraum verließ.

Seltsam war das schon, dass der Täter zur Hauptgeschäftszeit das Messer gezückt hatte. Auch so schien er eher bedächtig seinen Überfall durchzuziehen. Vor der Tankstelle gelang es dann Burkhard Schmitt, zusammen mit vier weiteren Personen den Täter zu überwältigen, der mit einem Roller wegfahren wollte. „Ich hatte gesehen, dass er nur ein Messer hatte“, sagt Burkhard Schmitt, der den Täter bewusst provozierte, während die anderen Personen sich um den Roller gruppierten. „Ein besonders couragiertes und taktisch kluges Vorgehen“ war das, hieß es nun in der Laudatio.

Es hat auch Grenzen

Freilich weiß Burkhard Schmitt, der im Bamberger Finanzamt arbeitet, dass jede Zivilcourage auch eine Grenze haben kann. „Hätte der Mann eine Pistole gehabt, hätte die Sache anders ausgesehen“, sagt der Sambacher, der mit seiner Tochter nach München gefahren war, um die Ehrung entgegenzunehmen.

Sowohl Thomas Müller als auch Burkhard Schmitt sind nun einigermaßen froh, dass die Ehrungs-Aufregung mit vielen Presseanfragen nun vorbei ist. Ein bisschen hat Burkhard Schmitt schon den Eindruck gehabt, als würde hier „aus einer Mücke ein Elefant“ gemacht.

Doch vielleicht trügt da der Blick der Bescheidenen. Auch Dominik Brunner hätte wohl nicht viele Worte um sein mutiges Eingreifen getan. Aber er geriet an Täter, die nicht die Flucht ergriffen. Brunner konnte das vorher nicht wissen.

Deshalb dankte Innenminister Herrmann am Montag voller Überzeugung den 20 Geehrten: „Sie alle haben Zivilcourage gezeigt, vorbildlich gehandelt und Verantwortung für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger übernommen.“mk