Einzelhandel in Herzogenaurach: "Wir stehen vor dem Nichts"

8.4.2021, 05:42 Uhr
Einzelhandel in Herzogenaurach:

Stefan Müller von der Förder- und Werbegemeinschaft betonte, dass die Kunden zunehmend den Überblick verlören. Gefühlt dürften ja mittlerweile in Herzogenaurach die überwiegende Zahl der Läden wieder ganz normal geöffnet sein (vom Supermarkt über Friseure, Optiker bis hin zu Blumengeschäften). "Was bringt es dann, dem kleinen Rest so viele Einschränkungen aufzubürden?", fragte der Fotohändler (Ringfoto Müller).

Es geht ans Eingemachte

Das treibt auch Thomas Kotzer um. Sein Geschäft (Schreibwaren Ellwanger) ist zwar bei Einhaltung der gängigen Hygienevorschriften ganz normal geöffnet, aber er äußerte sein Unverständnis über die Restriktionen für seine Kolleginnen und Kollegen. Es stehe fest, dass das Ansteckungsrisiko im Einzelhandel geringer sei als etwa im privaten Umfeld oder in den Büros. "Die Händler sind an einer Grenze, wo es ans Eingemachte geht." Bei vielen seien die Reserven mittlerweile aufgebraucht.

Über die ungerechten Regelungen, die die kleinen Geschäfte benachteiligen, beschwerte sich  vehement auch Michael Welker von Betten-Welker. „Eigentlich müsste man klagen.“

Statt dessen: "Ich möchte, dass Sie sich für uns einsetzen", sagte Helga Speth von "Die Goldschmiede" zum Landrat. Bei der Forderung, dass der Einzelhandel wieder arbeiten dürfe, gehe es ja nicht um fahrlässiges Verhalten. "Ich lege es doch nicht darauf an, mich selbst anzustecken."

Theresia Hauke von Mode Horbaschek hat die Beobachtung gemacht, dass in manchen Supermärkten zunehmend lasch kontrolliert würde. Angesichts der Hygienekonzepte, die der kleine Einzelhandel umsetzen würde, sei das umso ärgerlicher. "Jeder, der ein passendes Hygienekonzept vorweist, sollte öffnen dürfen." Das Click & Meet-System funktioniere bei Stammkunden leidlich gut, die restliche Kundschaft zögere aber. "Da gibt es vielleicht die Furcht, was ist, wenn man einen Termin hat, dann aber doch nichts kaufen will."

Fehlende Perspektive

Martin Paulus von der Werbegemeinschaft, der "Die Heimkantine" betreibt, beklagte das dauernde Durcheinander und die fehlende Perspektive, und so argumentierte auch Sabine Marx (Druckagentur Print Line). "Wenn das so weitergeht, sind wir ruiniert." Sehr schnell müsse es wieder losgehen, sonst würden viele Geschäftsleute vor dem Aus stehen. "Das Problem wird von der Politik unterschätzt."

"Ich verstehe Sie absolut"

Landrat Alexander Tritthart hörte die Kritik an die Politik geduldig an und meinte dann: "Ich verstehe Sie absolut." Gleichzeitig verwies er darauf, dass er als Landrat nur die Politik von oben umsetze. Er selbst sei "ein Freund von Öffnungen", doch gleichzeitig seien viele Aspekte abzuwägen. Einer davon: Die Intensivstationen seien an ihren Grenzen. Alle Hoffnungen müssten auf die Impfungen gelegt werden. Tritthart versicherte aber, die Anliegen der Gewerbetreibenden bei passender Gelegenheit auf höherer Politikebene vorzutragen.

Am Donnerstag spricht die Werbegemeinschaft auch mit dem Bundestagsabgeordneten Stefan Müller aus Großenseebach, erklärte Namensvetter Stefan Müller von der Werbegemeinschaft. Bei diesem Gespräch ist man immerhin schon auf Bundesebene.

Unter den Herzogenauracher Geschäftsleuten hatte man sich seit geraumer Zeit überlegt, wie man seinen Unmut kundtun könnte. Auf eine Demonstration mit Plakaten wurde erst einmal verzichtet. Die Hoffnung ist, mit Gesprächen in klarem Ton mehr zu erreichen.

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