Gelungener „Sturm“

19.7.2010, 10:00 Uhr
Gelungener „Sturm“

© Schlederer

Dass die Werke von Shakespeare oftmals keine ganz leichte Kost sind, wurde einigen Zuschauern schon nach den ersten fünf Minuten klar. Da sprach nämlich Josefine Valdmaa als die Hexe Prospera den ersten Monolog, der es in sich hatte. Wer sich Shakespeare schon einmal zu Gemüte geführt hat, weiß, dass seine literarische Ausdrucksform alles andere als einfach ist, und so ist es eine lobende Erwähnung wert, dass die 21 Darsteller allesamt textsicher waren und ihre Dialoge flüssig und sehr überzeugend wiedergaben.

Die Angst vor einem anstrengenden Shakespeare-Abend zeigte sich aber bereits wenig später als völlig unbegründet, als die zwei Luftgeister Celeste und Ariel, gespielt von Maja Liebermann und Linda Mirschberger, das erste Lied anstimmten. Mit „I want to break free“ von Queen ließen die zwei Luftgeister ihre Herrin Prospera wissen, dass sie sich gerne aus ihrer Herrschaft befreien würden.

Die Liederauswahl, die von der Schulband unter musikalischer Leitung von Matthias Zell präsentiert wurde, war perfekt gewählt und zauberte den Gästen oftmals ein Lächeln aufs Gesicht. So stimmte die ehrliche Ratsherrin Gonzala, gespielt von Alexandra Deistler, das Lied „Always look on the bright side of life“ an, als ihre Herrin, die Königin von Neapel zu tiefst bekümmert war. Die Königin war mit ihren Gefolgsleuten nach einem Schiffbruch auf einer Zauberinsel gestrandet, wo die Herzogin Prospera regierte, die zwölf Jahre vorher von der gestrandeten Königin und ihrer Schwester Antonia (Sabrina Egerer) aus ihrem Herzogtum vertrieben worden war.

Gänsehaut und feuchte Augen

Die betrübte Königin, überzeugend gespielt von Tabea Seng, war auf der Suche nach ihrem Sohn Ferdinand (Dennis Hupka), den sie nach dem Schiffbruch tot vermutete. Tief in ihrer Trauer versunken, stimmte die Darstellerin das Lied „Tears in heaven“ von Eric Clapton an, was wohl die beeindruckendste Gesangsleistung an diesem Abend war. Durch ihre fabelhafte Darbietung verhalf die Schülerin vielen Zuschauern zu einer Ganzkörpergänsehaut und feuchten Augenwinkeln und zum Bedauern, dass es bei dem einen Solostück der jungen Schülerin geblieben ist. Doch auch andere Darsteller, so zum Beispiel Dennis Hupka als Prinz Ferdinand, lieferten eine solide gesangliche Leistung ab, für die sie großen Applaus ernteten.

Am sichtlich wohlsten in ihren Rollen fühlten sich jedoch Simon Fellermeyer und Dominik Hagen, die zwei betrunkene Bedienstete der Königin darstellten. Die beiden Schüler machten fast den Eindruck als hätten sie sich vor der Aufführung tatsächlich ein Schlückchen genehmigt, so überzeugend war die Darbietung. Nicht weniger gut war Martin Lurz als missgestalteter Sklave Caliban, dessen Interpretation als „das Monstrum“ sehr an das Geschöpf „Gollum“ aus der „Herr der Ringe“-Trilogie erinnerte.

Schon seit Anfang des Schuljahres probten die zehnköpfige Band und die Jungdarsteller unter der Regie von Matthias und Daniela Zell, um ein perfektes Musical zu inszenieren. Und dieses lieferten die talentierten Schüler am Freitag dann auch ab und hätten damit dem großen Shakespeare bestimmt ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Ein bisschen Mitleid konnte man mit den Darstellern jedoch empfinden, denn bei gefühlten 50 Grad in der Aula kamen die Schüler ganz schön ins Schwitzen.

Prinz Ferdinand lief wortwörtlich die Schminke vom Gesicht als er seiner Traumfrau Miranda, dargestellt von Viola Pausch, ein Liebesliedchen trällerte. Doch die jungen Talente aus dem Gymnasium zeigten Professionalität und gaben trotz kochend heißen Temperaturen gen Ende noch mal geladene Power in einem furiosen Finale. Das Urteil der Zuschauer war eindeutig. Shakespeares „Der Sturm“ als Musical? Experiment geglückt!

Weitere Aufführungen am 20., 21. und 23. Juli, jeweils um 20 Uhr in der Aula des Gymnasiums.