Hans Gaschbauer: Obermembach statt Himalaya

6.8.2020, 17:07 Uhr
Hans Gaschbauer: Obermembach statt Himalaya

© Foto: privat

Jetzt hat Hans Gaschbauer angekündigt, dass doch Schluss sein muss mit steilen Bergtouren. Dabei ist der Bergfex doch erst 91 Jahre alt.

"Zu Pfingsten war ich noch auf dem Höhenweg im Kleinwalsertal", erzählt Gaschbauer. Aber es wurde ihm klar, dass er jetzt wohl doch etwas kürzertreten sollte. "Ich werde gehen, solange ich kann, aber nicht mehr so lang und nicht mehr so hoch." Was dem Herzogenauracher immer bleiben wird: seine Erinnerungen.

Und es sind viele: Von China nach Nepal und Tibet bis Feuerland, von Alaska bis Patagonien, Chile, Ecuador, Mexiko, Kanada – in vielen Ländern war er mit Trekking- und Kletterausrüstung zu den Gipfeln unterwegs. Der 4055 Meter hohe Piz Bernina gemeinsam mit Dieter Hirche über den Bianco-Grat, "die Himmelsleiter für Bergsteiger", kommt ihm etwa in den Sinn. Oder die Besteigung des 4810 Meter hohen Mont Blanc über den Westgrat, zusammen mit Peter Drebinger.

Ein großer Wunsch

Erfahrung mit wirklich hohen Bergen hatte Gaschbauer schon früh, als bei einer Bergtour in der Schweiz ein DAV-Experte meinte: "Du könntest auch höhere Berge besteigen." 1967 war es dann soweit: Hans Gaschbauer wurde eingeladen, bei einer Elbrus-Besteigung im Kaukasus-Gebirge teilzunehmen. Der Ostgipfel war mit 5641 Metern der erste Fünftausender. Später kam dann unter anderem noch der 6310 Meter hohe Anematischin dazu, der "Berg der Nomaden" in Westtibet, den er mit Sigi Hupfauer bestieg. "Hier ging ein großer Wunsch von mir in Erfüllung, einmal bei einer Erstbesteigung dabei zu sein und den Gipfel zu erreichen."

Als eine Ehre empfand es Hans Gaschbauer übrigens, den damaligen Bürgermeister Hans Ort auf den 3798 Meter hohen Großglockner zu führen.

Hans Gaschbauer: Obermembach statt Himalaya

© Foto: Matthias Kronau

Den Berg der Berge, den Mount Everest, hat Hans Gaschbauer nicht bestiegen. Damit hadern tut er aber nicht. Denn er war immerhin dreimal im Mount-Everest-Gebiet und hat den Gipfel wunderbar gesehen, nur mit einer Wolkenhaube gekrönt. "Das war mein größter Erfolg, ihn so gesehen zu haben. Manche kommen ja in die Gegend und sehen gar nichts, weil es tagelang komplett bewölkt ist."

Klettern gegen Fahrdienst

Hans Gaschbauer war jahrzehntelang im Puma-Fuhrpark beschäftigt, und er hatte Glück, dass der damalige Chef Armin Dassler ihm seine Bergtouren finanzierte. "Als Gegenleistung musste ich an Wochenenden oft Fahrdienste machen." Etwa Sportler vom Flughafen abholen, um sie nach Herzogenaurach zu bringen. "Es waren viele bekannte Sportler dabei, etwa Günther Netzer, Eusebio oder Lothar Matthäus."

Der persönliche Antrieb, immer wieder in die Berge zu gehen, war immer wieder auch verbunden mit sozialem Engagement. 2006, nach dem Erdbeben in Nepal, spendete Gaschbauer die Einnahmen aus Vorträgen und rief intensiv zu Spenden auf. Am Ende konnten 30 000 Euro überwiesen werden.

Alles richtiggemacht also, und deswegen wird Hans Gaschbauer künftig nicht in der Everest-Region, sondern eher im Birkenbühl anzutreffen sein. "Ich laufe jetzt regelmäßig durch den Wald bis Obermembach." Nicht der Biergarten ist aber das Ziel, sondern die kleine Kapelle. "Da spreche ich ein kleines Gebet, und dann geht es zurück." Und daheim erfreut er sich an den Alpenblumen in seinem Garten.

Auch wenn die Zahl der Höhenmeter da doch etwas bescheidener ist, bemerkenswert ist das allemal. Wie gesagt, Hans Gaschbauer ist 91 Jahre alt. "Und ich bin gesund geblieben. Und dafür danke ich jeden Tag meinem Herrgott."

MATTHIAS KRONAU

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