Herzogenaurach: "Boomtown" auch für Adebars

16.6.2020, 16:16 Uhr
Herzogenaurach:

© Foto: Heinz Czellnik

Der Weißstorch hatte zwar eher die Farbe eines Flamingos, das aber lag vermutlich nur daran, dass er auf dem Rückflug versehentlich in einem nordafrikanischen Färber-Becken statt an einem natürlichen Gewässer Zwischenstopp gemacht hatte.

 

Zwei Rote auf dem Rathaus

 

Am 5. April kam ein zweiter Storch hinzu – ebenfalls rötlich eingefärbt und dem Erstankömmling, einem Männchen, herzlich zugetan. Die beiden ließen sich auf dem Schlossdach nieder, nahmen dort eine Nisthilfe in Besitz, die man schon 1980 – bislang vergebens – montiert hatte, und etwa 30 Tage später war die Sensation perfekt. Die ersten beiden Storch-Küken seit 1970 schlüpften in Herzogenaurach.

Das war der Anfang einer Vogel-Erfolgsgeschichte. Denn heuer, zehn Jahre nach dem ersten freudigen Ereignis, ziehen in Herzogenaurach zehn Brutpaare rund 25 Junge groß. Heinz Czellnik hat die Geschichte dokumentiert. Von seinem Haus am Steinweg hatte er im Frühjahr 2010 den perfekten Blick auf das erste Storchennest. Er ist zwar weder Ornithologe noch maßt er sich besonderes Expertentum an, doch ist er ein ebenso begeisterter Naturbeobachter wie Hobby-Naturfotograf. So ist Czellnik zum "Hausfotografen" der Herzogenauracher Störche geworden – und zu deren Anwalt.

Seiner Meinung nach ist es ein Glück, dass so viele Störche auf Kaminen, Kirchtürmen und privaten Häusern Platz zum Nestbau gefunden haben. Denn schon Anfang 2019 hat man sie vom Schlossdach vergrämt – wie berichtet wegen des Rathaus-Baus und eines für die Tiere gefährlichen Krans. In Czellniks Augen geschah dies zwei Jahre zu früh: Der Kran steht immer noch nicht.

Die Rückkehr der Störche nach 40 Jahren führt auf eine Erholungsphase der Landschaft im Storch-Flugradius von etwa 15 Kilometern um Herzogenaurach zurück. Hatte man in den 1960er und 1970er Jahren mit dem Bau der Autobahn, des Main-Donau-Kanals, des Großkraftwerks und mit der Erweiterung der hiesigen Industriebauten die Landschaft verwüstet, ist seit Jahren Ruhe eingekehrt und die Natur bietet den Großseglern wieder genug artgerechten Lebensraum, sprich Futterplätze.

Czellnik wird nicht müde hinzuweisen, dass Störche zwar Kulturfolger sind und gern auf menschlichen Behausungen nisten, aber deswegen noch lange keine Haustiere sind. Die Wildvögel stünden gerade dieses Jahr vor großen Herausforderungen.

Die Futtergründe um Herzogenaurach müssen nämlich mit Jung- und Alttieren etwa 50 Störche ernähren. Insofern macht die rasante Zunahme der Population auch Sorge, sagt der Beobachter.

Heinz Czellnik sähe es deswegen gern, wenn es für zu erwartende Notfälle in der spätsommerlichen Reisezeit der Störche eine Art Notrufnummer gäbe, um bei Zwischenfällen Hilfe zu holen.

 

Keine Kommentare