Flugvorführung

Herzogenaurach: Eintauchen in die Fliegerwelt

7.6.2021, 06:00 Uhr
Bastian Königsmann und seine Frau Anna-Maria Peleikis luden Kinder und ihre Eltern ein, sich kostenlos das Leichtflugzeug "Pioneer 200" anzuschauen.

© Hans von Draminski, NN Bastian Königsmann und seine Frau Anna-Maria Peleikis luden Kinder und ihre Eltern ein, sich kostenlos das Leichtflugzeug "Pioneer 200" anzuschauen.

Im "richtigen Leben" ist Bastian Königsmann Triebfahrzeugführer bei einem großen deutschen Bahnunternehmen, Anna-Maria Peleikis arbeitet als Disponentin für einen Busunternehmer in der Metropolregion. Was das Ehepaar eint, ist das Faible für die Fliegerei. Eine Leidenschaft, mit der die beiden gerne auch andere Menschen anstecken. Eigentlich hätte ihr in Italien gebautes Leichtflugzeug vom Typ "Pioneer 200" an diesem Wochenende zur Wartung in den Niederlanden sein sollen. Aber die holländische Werkstatt hatte den Feiertag in Deutschland übersehen, so dass der Termin sich nach hinten verschob.

Kostenlose Besichtigung

Die Begeisterung war nicht nur bei den kleinen Flugfans spürbar.

Die Begeisterung war nicht nur bei den kleinen Flugfans spürbar. © Hans von Draminski, NN

Königsmann und Peleikis machten aus der Not eine Tugend und riefen über das Sozialnetzwerk Facebook Kinder und ihre Eltern dazu auf, am Flugplatz Herzogenaurach vorbei zu schauen und sich die D-MRUG (so die Kennung des zweisitzigen Tiefdeckers) ganz kostenlos und unverbindlich aus der Nähe anzuschauen. Was "eine Riesen-Resonanz" hervorrief, wie Bastian Königsmann freudestrahlend erzählt. Schon am Freitag schauten 42 Kinder mit Mama und Papa im Schlepptau vorbei, am Samstag wollten dann 142 Voranmeldungen abgearbeitet werden. "Begeisterung bis zum Gehtnichtmehr" konstatierte Bastian Königsmann danach bei seinen Gästen.

Wie steigt man ein?

Dabei teilten sich seine Frau und er die Erklärungen und die technische Einweisung. Wie steigt man in ein Flugzeug ein, ohne etwas kaputt zu machen? Antwort: Zuerst muss ein Fuß auf eine kleine am Rumpf befestigte Trittstufe aus Metall gesetzt werden, dann "macht man einen grooooßen Schritt", wie Anna den künftigen Fliegern einschärft. Mit vollem Körpergewicht auf die Landeklappe zu treten, würde dieser beziehungsweise ihrer Mechanik ziemlich sicher den Garaus machen. Besteht die "Pioneer 200" doch zum Großteil aus einem besonders leichtgewichtigen italienischen Holz auf einem Leichtmetallrahmen. "Den Ausdruck Leichtflugzeug darf man wörtlich nehmen", betont Bastian Königsmann. Von dem, was unter dieser Bezeichnung vor zehn oder 15 Jahren in den Lüften unterwegs war, unterscheidet sich die weiße Maschine mit ihrer bunten Folierung allerdings beträchtlich. So ähnelt etwa ihre Gleitzahl - der Wert, wie viele Meter ein Flugzeug antriebslos bei einem Meter Höhenverlust zurücklegen kann - eher einem Segel- als einem Motorflugzeug.

Leise und sparsam

Trauben von Menschen scharten sich am Wochenende um die "Pioneer 200" auf dem Flugplatz Herzogenaurach.

Trauben von Menschen scharten sich am Wochenende um die "Pioneer 200" auf dem Flugplatz Herzogenaurach. © Hans von Draminski, NN

Zudem ist die "Pioneer 200" im Vergleich zu konventionellen Konstruktionen, wie man sie von Piper oder Cessna kennt, "ultraleise", sagt Bastian Königsmann. Die Flugplatz-Anlieger würden kaum wahrnehmen, wenn man damit Platzrunden drehe. Was das kleine Flugzeug für "Schnupperflüge" prädestiniere. Zum geringen Lärmpegel kommt eine hohe Sparsamkeit, aus der eine für einen "Vogel" dieser Größe erstaunlich hohe Reichweite resultiert: "Wenn ich in Rom starte, komme ich mit einer Tankfüllung bis in die Sahara", erklärt Bastian Königsmann.

Distanzen schrumpfen

Auch die Distanzen in der Region schrumpfen zusehends, wenn man in bis zu 3000 Metern Höhe unterwegs ist: "Nach Ansbach brauchen wir von Herzogenaurach etwa eine Viertelstunde", führt Anna-Maria Peleikis aus, ehe sie sich wieder den zahlreichen Kindern widmet, die inzwischen den "Parkplatz" des Flugzeugs fluten.

Unverkrampfte Wissensvermittlung

Eigentlich wollten Papa und Tochter gar nicht mehr aussteigen...

Eigentlich wollten Papa und Tochter gar nicht mehr aussteigen... © Hans von Draminski, NN

Gelegenheit für ein paar locker und unverkrampft vermittelte Basisinformationen: Wie hält sich ein Flugzeug in der Luft? Königsmann und Peleikis zeigen das geschwungene Profil der Flügel, bei dem die vorbeistreichende Luft an der Oberseite einen größeren Weg als an der Unterseite zurücklegen muss. Das Ergebnis ist Unterdruck, der die Maschine gleichsam in die Höhe "saugt". Nach dem selben Prinzip funktionieren die Propellerblätter. Und wie lenkt man so ein Ding? Bastian Königsmann erinnert daran, dass man sich in der Luft in allen drei Dimensionen bewegen kann und also auch drei "Lenkräder" benötigt. Und weil Menschen nur mit zwei Händen ausgestattet sind, bekommen auch die Füße etwas zu tun und dürfen das Seitenruder bedienen.

Am Ende leuchten die Augen bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Bei einigen dürfte die Begeisterung nachklingen. Und gipfelt vielleicht eines Tages darin, dass sie ihren Pilotenschein machen.

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