EM 2021

Herzogenaurach: Wie Adidas und Puma das Fußball-Ereignis spüren

23.6.2021, 14:10 Uhr
Auch Trikots der italienischen "Azzurri" gehen bei Puma über den Tresen, machen aber nicht den Löwenanteil der Verkäufe aus.

© Hans von Draminski Auch Trikots der italienischen "Azzurri" gehen bei Puma über den Tresen, machen aber nicht den Löwenanteil der Verkäufe aus.

Das Herz des Weltfußballs - es schlägt derzeit in Herzogenaurach. Zumindest theoretisch. Mit Adidas ist hier der Gastgeber der Nationalmannschaft zu Hause, der zugleich einer der Hauptausrüster der EM ist. Der Mitbewerber Puma stattet vier der teilnehmenden Teams - Österreich, die Schweiz, Italien und die Tschechische Republik - aus. Rechnet man alles zusammen, werden hier größere Millionenbeträge investiert. Fragt sich nur, ob sich das auch lohnt.

Verhaltener Andrang

Denn schaut man in den Herzogenauracher Outlets vorbei, ist der Andrang ähnlich verhalten wie die Fußballbegeisterung hierzulande allgemein nach der noch nicht gänzlich überstandenen Corona-Pandemie. Zumindest am Wochentag bekommt man beispielsweise vor dem Adidas-Shop auch in der Mittagszeit noch problemlos einen Parkplatz und die Sicherheitsleute am Einlass haben kein Problem damit, die vergleichsweise wenigen Besucherinnen und Besucher auf Corona-gerechtem Abstand zu halten. Fragt man die Menschen, was sie zu kaufen vorhaben beziehungsweise was sie in den Taschen haben, dann gehen die Antworten keineswegs immer in Sachen Fußball. Mutter und Tochter etwa, die zielstrebig Richtung Adidas-Eingang laufen, wollen nach eigenen Worten "mal schauen, was es gibt" und meinen damit Sommerkleidung und "Casual Wear", aber keine Fanartikel oder gar Trikots.

Mit dem EM-Virus angesteckt

Thomas Helmschrott und Kerstin Meidinger aus Roth sind dagegen bereits vom EM-Virus angesteckt: Für Thomas musste es ein Nationalmannschaftstrikot sein, weil er "die Dinger sammelt", wie er augenzwinkernd erzählt. Kerstin hat sich Schuhe gekauft - und er bekommt von ihr auch noch ein FC-Bayern-Outfit. "Ich bin ja Clubfan, aber er steht auf die Bayern", sagt sie mit leiser, aber unüberhörbarer Ironie, derweil er etwas von "Champions League" murmelt. Obenauf in den Adidas-Einkaufstaschen liegen noch ein paar Badelatschen. "Die FFP2-Masken haben sie uns an der Kasse geschenkt", erklärt Kerstin Meidinger.

Melanie, Mias und Martin Neumann aus Schneeberg im Erzgebirge haben sich bei Adidas auch Sportsachen gekauft - inklusive eines EM-Balls für den Kleinen.

Melanie, Mias und Martin Neumann aus Schneeberg im Erzgebirge haben sich bei Adidas auch Sportsachen gekauft - inklusive eines EM-Balls für den Kleinen. © Hans von Draminski

Von Schneeberg nach Herzogenaurach

Einen deutlich weiteren Weg haben Martin Neumann, seine Frau Melanie und der kleine Sohn Mias hinter sich: Die drei sind aus Schneeberg im Erzgebirge nach Herzogenaurach gefahren, um sich mit sportlicher Kleidung einzudecken. Darunter ist auch ein Fußball für den Kleinen - "aber kein originaler EM-Turnierball", wie Melanie Neumann betont. Kostet der Adidas "Uniforia" in der Matchball-Ausführung doch mindestens um die 100 Euro. Was Neumanns bei aller Sympathie für Fußball im Allgemeinen und die EM im Besonderen nicht zu investieren gewillt sind. "Seit dem Turnier-Auftakt und den ersten Auftritten der deutschen Nationalmannschaft entwickelt sich die Nachfrage nach Trikots sehr gut. Wir sehen beispielsweise seit vergangenem Samstag eine hohe Nachfrage nach dem Trikot von Robin Gosens“, meint Adidas-Sprecher Oliver Brüggen dazu.

Thomas Helmschrott und Kerstin Meidinger aus Roth haben sich bei Adidas eingedeckt - nicht nur mit Fußballsachen

Thomas Helmschrott und Kerstin Meidinger aus Roth haben sich bei Adidas eingedeckt - nicht nur mit Fußballsachen © Hans von Draminski

Display mit Nationaltrikots anderer Länder

Ähnlich präsentiert sich das Bild im Puma-Outlet. Hier werden Kundinnen und Kunden von einem Schaufensterpuppen-Display empfangen. In dem zeigt der Sportartikel-Produzent die Turnier-Trikots, -Hosen und -Schuhe, welche die Nationalmannschaften von Österreich, der Schweiz, Italien und der Tschechischen Republik tragen. Bunte Outfits, die sich abheben, aber eher selten zum Gekauftwerden zu reizen scheinen, denn die Kundschaft tummelt sich in dem weitläufigen Store anderswo. Zum Beispiel da, wo es sommerlich leichte Laufschuhe gibt. Oder Shirts, des Fußballzusammenhangs gänzlich unverdächtig.

Direkte und indirekte Effekte

Fragt man Matthias Bäumer, "General Manager Business Unit Teamsport" bei Puma, gibt es Synergien, die seien aber nicht alleine ausschlaggebend: "Ein direkter Effekt ist bei Events wie Europameisterschaften merkbar, da sich die Fans der Mannschaften auch Trikots kaufen. Allerdings wirken sich solche Events auch indirekt aus, da sich viele, inspiriert von den Leistungen der Athleten, auch dazu begeistern lassen, nach einem Event mehr Sport zu machen beziehungsweise mit dem Fußballspielen anzufangen. Dafür wird dann wieder die notwendige Ausrüstung gekauft. Durch unser Engagement im Spitzensport bleiben wir als Sportmarke relevant und authentisch", glaubt Bäumer und ergänzt: "Als Sportmarke haben wir die Fußballfans als Zielgruppe vor Augen. Wie in anderen Teamsportarten möchten wir aber auch die Brücke zwischen Sport und Kultur schlagen und dort sein, wo der Sport Teil einer Lebenseinstellung ist. Das hört nicht am Spielfeldrand auf. Viel wichtiger ist es, mit unseren Markenbotschaftern einen gewissen 'Lifestyle' zu kommunizieren und den Zeitgeist zu treffen", führt Bäumer aus.

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