Herzogenaurach: Wohnen bei der Raubkatze

30.3.2021, 05:56 Uhr
Herzogenaurach: Wohnen bei der Raubkatze

© Edith Kern-Miereisz

2018, 70 Jahre nach der Unternehmensgründung der Raubkatzen-Firma durch Rudolf Dassler, zog die Belegschaft in den Neubau nördlich des Hans-Ort-Rings um – in die "Puma Vision Headquarters". Mit der weithin sichtbaren "Puma Bridge" ist dies eine Landmarke bei der Einfahrt nach Herzogenaurach.

Geräumige "alte Puma"

Die Immobilie am ehemaligen Standort Würzburger Straße, über die Stadtgrenzen hinaus als "alte Puma" noch ein Begriff, war ausgesprochen geräumig: Ein älterer Trakt wurde 1986 fertiggestellt. Er bietet 5800 Quadratmeter Nutzfläche.

Für den Bau wurden damals die Keimzelle des Unternehmens und das benachbarte Volkshaus abgerissen. Rudolf Dassler hatte nach der Aufspaltung der Gebrüder Dassler Schuhfabrik sein Unternehmen im Jahr 1948 an dieser Stelle gegründet.

Herzogenaurach: Wohnen bei der Raubkatze

© Horst Linke

2005 wurde ein Erweiterungsbau – heute das Interims-Rathaus von Herzogenaurach – fertiggestellt und im Beisein des damaligen SPD-Bundeskanzlers Gerhard Schröder eingeweiht. Dieser Bau umfasst noch einmal 4600 Quadratmeter Fläche. Zusammen bietet die Immobilie also mehr als 10.000 Quadratmeter.

Ausufernde Größe

Diese schier ausufernde Größe war auch für Bürgermeister German Hacker und die Ratsmehrheit eins der Argumente, dass die Option "altes Puma-Gebäude" für ein dauerhaftes neues Rathaus ausschied und der definitive Rathausstandort am Ende der alte blieb.

99 neue Wohneinheiten

Herzogenaurach: Wohnen bei der Raubkatze

© Edith Kern-Miereisz

P&P, der ursprüngliche Käufer, hat das Gebäude "2019 im Rahmen eines Share-Deals veräußert", wie es Günter Schenk beschreibt. Die neue Firma, die im Besitz der "alten Puma" ist, ist nun, wie das Baubanner auswies, das Bayerische Immobilien-Kontor (Bayiko) GmbH. 99 Wohneinheiten "für Nutzer und Kapitalanleger", so die Information der Firma, sind hier bereits entstanden.

30 Millionen Euro investiert

Etwa 30 Millionen Euro wurden als Gesamtinvestition für Grunderwerb und Umbau in das Gebäude gesteckt, beschreibt Geschäftsführer Günter Schenk bei einem Rundgang das Projekt. Das Interims-Rathaus, in dem die Verwaltung noch eine ganze Weile untergebracht bleiben wird, befindet sich allerdings nicht im Eigentum dieses Bauträgers. Wohnungen, Penthäuser, ein Parkdeck, ein Spielplatz auf halber Höhe auf einem Dach und dies zentral und doch gleich am Wiesengrund der Aurach – diese attraktiven Objekte sind bereits verkauft.

Weitblick über die Dächer

Mit "Weitblick über die Dächer von Herzogenaurach" wurden die Penthouse-Wohnungen beworben, Herzogenaurach "als Stadt der kurzen Wege" angepriesen. Mit der Corona-Pandemie und vielfacher Notwendigkeit für Homeoffice hat Wohnen noch größere Bedeutung gewonnen, als es ohnehin schon hatte. Die Pandemie hat den Preisauftrieb auf dem Wohnungsmarkt nach Expertenansicht sogar beschleunigt.

Alle Objekte fanden Käufer

Günter Schenk, Geschäftsführer der Bayiko aus Nürnberg, Architektin Andrea Zapp und Balin Mohamad, Projektleiter des Umbaus des ehemaligen Puma-Hauptquartiers, erläutern den Umbau der Firmenzentrale, bestehend aus Bauabschnitten von 1986 und älter. Vermarktungsmarketing brauchen sie nicht mehr zu betreiben, alle Objekte fanden Käufer. "Kapitalanleger in der Mehrzahl, viele aus Herzogenaurach, aus Nürnberg, aber auch aus München und ganz Bayern", lässt Schenk wissen. Im Vergleich zu den Münchner Preisen sei dies hier günstig. Die ersten Bewohner von etwa 180 wollen im April einziehen. Allerdings stellte sich der Umbau der ehemaligen Puma aufwendiger dar als gedacht. Es musste entkernt und statisch ertüchtigt werden: "Sanierung ist teurer als Neubau", unterstreichen die drei Gesprächspartner. Auch oder gerade während der Corona-Pandemie sind Baufirmen stark ausgelastet. 

Herzogenaurach: Wohnen bei der Raubkatze

© Edith Kern-Miereisz

Mit lokalen und regionalen Firmen wurde die Zusammenarbeit gesucht. Zu Hochzeiten waren rund 100 Arbeiter auf der Baustelle tätig. Unter anderem – ein aufwendiger Schritt – mussten zwei Mobilfunktürme auf das Interims-Rathaus versetzt werden. Ein neuer Blick über die Stadt bietet sich von den obersten Dachterrassen aus: Die Türme der Kirchen und des Stadtzentrums als Anker.

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