Errichtung öffentlicher Gebäude

Kreisbauausschuss ERH: Grüne fordern "Initial" zum nachhaltigen Bauen

2.10.2021, 11:22 Uhr
Das Landratsamt in Erlangen. Bei seinem Bau stand das Thema nachhaltiges Bauen bereits auf der Agenda. 

© Hans von Draminski, NN Das Landratsamt in Erlangen. Bei seinem Bau stand das Thema nachhaltiges Bauen bereits auf der Agenda. 

Insbesondere im Hinblick auf den Neubau des Gymnasiums in Spardorf, mit rund 55 Millionen Euro Kostenaufwand das bisher größte Bauprojekt, das der Landkreis Erlangen-Höchstadt zu stemmen hat, brachten die Grünen den Antrag zur "Freiwilligen Selbstverpflichtung zur Zertifizierung nachhaltiges Bauen" ein, jedoch auch bezüglich weiterer öffentlicher Gebäude.

Verwiesen wurde unter anderem auf eine Grundsystematik des Bundesministeriums für Bau und Stadtentwicklung bereits aus dem Jahr 2009, die ab einer Bausumme von 2 Millionen Euro nachhaltiges Bauen nach einem Stufenkonzept vorschlägt. Verbunden sei dies mit finanziellem Mehraufwand bei der Errichtung der Gebäude, genannt wurden 11 Prozent, um "Silber-Standard" zu erfüllen. An dieser Handlungsmaxime könne sich der Landkreis orientieren, so der Grünen-Vorschlag. Genannt wurde ein weiterer Vorteil: Arbeitserleichterung für die Verwaltung.

Das Landratsamt in Erlangen - auch optisch interessant. 

Das Landratsamt in Erlangen - auch optisch interessant.  © Hans von Draminski, NN

SPD-Kreisrat German Hacker wandte ein, das Verfahren müsse für die Verwaltung praktikabel sein. 90 Prozent der genannten Ziele ließen sich "durch einfache Selbstverpflichtung erreichen". Ein kritischer Punkt sei die "Überverwaltung".

Landrat Alexander Tritthart (CSU) führte aus, auch in der Vergangenheit, etwa beim Neubau des Landratsamts, sei bereits auf Nachhaltigkeit geachtet worden, das Thema sei "extrem wichtig". Allerdings ergäben sich weitaus mehr Fragen - insbesondere auch diejenige der Wirtschaftlichkeit. Bei einer Baumaßnahme wie dem Gymnasium Spardorf ergebe sich durch die genannten 11 Prozent sogleich eine Mehrbelastung von rund 7 Millionen Euro, folglich eine Erhöhung der Kreisumlage. Daher müssten sich Kreisausschuss und Kreistag damit befassen. Weiterer Aspekt: Wie verträglich sei ein solches Verfahren mit dem Ziel, Bürokratie abzubauen?

Landratsamt von oben - hier das gläserne Dach. 

Landratsamt von oben - hier das gläserne Dach.  © Hans von Draminski, NN

Grünen-Kreisrat Lutz Bräutigam warf ein, die Lebenszeit eines Gebäudes sei zu berücksichtigen. Wie bisher "können wir nicht mehr denken. Für die Hälfte der Schadenssumme im Ahrtal hätte man das Stromnetz der Bundesrepublik sanieren können".

Tritthart beharrte, das Thema sei grundlegender zu betrachten. Für die Erneuerung der Fassade des Gymnasiums in Eckental, so sein Verweis, müsse nach 20 Jahren bereits ein Betrag von 3 Millionen Euro aufgebracht werden. Karl-Heinz Hertlein, CSU-Kreisrat und Bürgermeister von Weisendorf, brachte den Aspekt, man beschäftige Dienstleister mit Angelegenheiten, die Gremien selbst entscheiden müssten.

"Auch Wissensvermittlung"

Man müsse sich "mehr Gedanken übers Bauen machen", insistierte Grünen-Kreisrätin Retta Müller-Schimmel, schlug jedoch auch "Wissensvermittlung" etwa durch einen Baubiologen vor, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Ihr Beispiel: Auch in Wandfarben mit Blauem Engel sei noch viel Mikroplastik drin.

Tritthart wiederholte, die "finanzielle Brille" sei aufzusetzen, der Kreis habe große Projekte vor sich: "Allein die Abfallgebühren werden demnächst um 40 Prozent erhöht." Das Thema Selbstverpflichtung auf nachhaltiges Bauen soll nun in den Fraktionen des Kreistags beraten werden.

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