Erster Bürgerentscheid

So wurde vor 25 Jahren um das Freibad in Herzogenaurach gerungen

21.7.2021, 18:28 Uhr
So sah es vor der Sanierung aus: das Herzogenauracher Freibad in der Tuchmachergasse, hier auf einem Archivbild vom Mai 1966.

© Hagen So sah es vor der Sanierung aus: das Herzogenauracher Freibad in der Tuchmachergasse, hier auf einem Archivbild vom Mai 1966.

Das alte Freibad sanieren, oder doch lieber abreißen und beim Atlantis-Bad neu errichten? Diese Frage spaltete vor genau 25 Jahren die Stadt Herzogenaurach. Nachdem die Anlage an der Tuchmachergasse zunehmend mit Mängeln zu kämpfen hatte, wurde eine Entscheidung nötig.

Neubau oder Sanierung?

Aus betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Gründen bevorzugte die regierende CSU einen Neubau. An der Stelle des alten Bades sollte stattdessen ein Stadtpark entstehen. Dagegen formierte sich am 18. Januar 1996 die „Bürgerinitiative zur Erhaltung des Herzogenauracher Freibades an der Tuchmachergasse“ aus Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen, Bund Naturschutz, DGB, der Initiative zur Rettung des Stadtbades, ÖDP und SPD.

Konrad Eitel (SPD) und Klemens Simon (r.) zeigen die Plakate der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Freibades.

Konrad Eitel (SPD) und Klemens Simon (r.) zeigen die Plakate der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Freibades. © privat

Die Mitglieder der Initiative fürchteten zahlreiche negative Konsequenzen eines Neubaus, beispielsweise höhere Eintrittspreise oder eine "Überfremdung" durch Badegäste aus anderen Teilen des Landkreises, aber auch die Zerstörung des Aurachgrundes beim Atlantis-Bad. Mittels eines Bürgerentscheides wollten sie daher den Erhalt des bereits 1937 eröffneten Freibades durchsetzen.

Zehn Wochen nach dem Start wurde die Unterschriften-Sammelaktion abgeschlossen. Am 16. April 1996 war es dann soweit: Die Sprecher der Bürgerinitiative überreichten Bürgermeister Hans Lang (CSU) rund 200 Listen mit genau 4167 Unterschriften. Nur ein Jahr, nachdem ein Volksentscheid in Bayern Bürgerentscheide auf kommunaler Ebene überhaupt möglich gemacht hatte, wurde die direkte Demokratie damit erstmals in Herzogenaurach erprobt.

In den Wochen vor der Abstimmung war die Stadt gespalten in zwei Fraktionen, die sich gegenseitig mit teils scharfen Vorwürfen überzogen. Ein Gutachten hielt die Sanierung des Freibades aufgrund von dessen Lage in hochwassergefährdetem Gebiet zunächst für nicht machbar.

Streit um Gutachten

Diese Aussage wurde von der Bürgerinitiative aber als "wissenschaftlich nicht richtig" zurückgewiesen. Stattdessen legte man einen Plan zur Herrichtung des Geländes von Sanierer Pohl aus Bad Urach vor.

Und so sieht es heute aus, das grundlegend sanierte Freibad in der Tuchmachergasse.

Und so sieht es heute aus, das grundlegend sanierte Freibad in der Tuchmachergasse. © Hans von Draminski, NN

Schon vor der Auszählung des Bürgerentscheides am 21. Juli 1996 über den Erhalt des fast 60 Jahre alten Herzogenauracher Freibades war die Hoffnung auf einen Sieg bei der Bürgerinitiative groß. Vom klaren Ergebnis der Abstimmung war man in Herzogenaurach dann doch etwas überrascht. Bei einer Wahlbeteiligung von 38 % stimmten 72,42 % mit „Ja“, d.h. für den Vorschlag, das Bad am alten Standort zu erhalten.

Bürgermeister Lang versprach daraufhin, das Ergebnis des ersten Herzogenauracher Bürgerentscheids zu respektieren. Für etwa 6 Millionen Mark wurde das Freibad darauf grundlegend saniert und am 16. Juni. 2000 bei bestem Badewetter wieder eingeweiht.

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