Interview mit Martin Brambach

"Tatort"-Star kommt zum hin&herzo-Festival Herzogenaurach

23.9.2021, 14:21 Uhr
"Selbstverständlich ist es etwas Besonderes, mit der eigenen Frau diese Briefe zu lesen": Martin Brambach und Christine Sommer.

© Achim Prange, NN "Selbstverständlich ist es etwas Besonderes, mit der eigenen Frau diese Briefe zu lesen": Martin Brambach und Christine Sommer.

Herr Brambach, Liebesbriefe sind im Jahr 2021 eine ziemlich ausgestorbene Gattung. Früher war das anders. Was ist da passiert?

Heutzutage kommunizieren wir ganz anders als noch vor 20 Jahren. Wir posten, chatten, simsen, aber schreiben kommt kaum noch vor, abgesehen von E-Mails und sonstigen Kurznachrichten. Unsere Kommunikation hat sich stark verkürzt, bis dahin, dass wir Emojis anstelle von Gefühlsbeschreibungen benutzen. Ich persönlich finde das furchtbar. Da Sprache auch ein direkter Ausdruck unseres Denkens ist, ist das oftmals auch ein Zeichen zunehmender „Verblödung“.

Literaten reden respektive schreiben sich leicht, wenn es um Gefühle geht. Was muss denn ein literarischer Liebesbrief mitbringen, um in Ihre Sammlung aufgenommen zu werden?

Grundsätzlich muss der Brief uns ansprechen, und da wir die Briefe vorlesen, muss er sich dazu eignen und einen möglichst großen Unterhaltungswert mitbringen. Es gibt zum Beispiel Briefe, die sind literarisch großartig, eignen sich aber nicht zum lauten Vorlesen, entwickeln aber, wenn man sie still für sich liest, eine ungeheure Kraft.

Großen Gefühlsüberschwang zu verbalisieren und zu rezitieren, kann leicht ins Lächerliche abgleiten. Was tun Sie bei Ihrem Vortrag, damit genau dies nicht passiert?

Man muss grundsätzlich jeden Text, den man liest, ernst nehmen, was nicht heißt, dass nicht auch mal gelacht werden darf. Und es gibt auch sehr, sehr lustige Briefe und die pathetischen sind doch herrlich. Das gibt es so heute fast gar nicht mehr – ehrlicher Pathos, das ist nie lächerlich.

Konkret: Die Briefauszüge welcher Autoren wird man zu hören bekommen?

Die Auswahl geht von Napoleon über Gottfried August Bürger, Kleist, Tucholsky, Brecht, Hanna Arendt, Antonin Artaud, Marlene Dietrich, Sarah Bernard, Artur Schnitzler, Henry Miller, Olga Knippa und Anton Tschechow.

Schafft es eine besondere Atmosphäre, wenn man ein solch filigran-gefühlvolles Sujet mit einer nahestehenden Person, wie in Ihrem Fall mit Ihrer Frau Christine Sommer, gemeinsam angeht?

Selbstverständlich ist es etwas Besonderes, mit der eigenen Frau diese Briefe zu lesen, da verschwimmt mitunter das literarische hinter dem persönlichen. Wobei ich leider auch kein großer Briefschreiber bin, dafür hab ich meiner Frau auch schon Gedichte und hitzigste Liebesbriefe geschrieben in Form von SMS, mindestens mehrere tausend. Aber im Gegensatz zu Briefen sind diese irgendwann, spätestens mit einem neuen Smartphone, für immer verloren.

Karten unter www.hinundherzo.de

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