Trichterwolke über Herzogenaurach sorgt für Wirbel

15.5.2017, 11:29 Uhr
Trichterwolke über Herzogenaurach sorgt für Wirbel

© Michael Block

Gleich drei Wolkentrichter sorgten am Samstagmittag rund um Herzogenaurach und Höchstadt für Furore. Gegen 11.35 Uhr bildete sich solch ein Trichter über Herzogenaurach. Kurz darauf um 12.10 Uhr sichteten viele Menschen erneut ein ähnliches Phänomen über Hemhofen.

NN-Leser Michael Block hielt mit der Kamera drauf, als er um 12.41 Uhr in seiner Wohnung in Herzogenaurach ebenfalls einen Wolkentrichter beobachtete. "Es war gespenstisch", sagt der 32-Jährige. "Von oben bildete sich ein Rüssel und verband sich mit einem weiteren Rüssel, der von unten kam." Tornado-Experte Thomas Sävert aus dem nordrhein-westfälischen Velbert erklärt das Phänomen so: "Bei dem Rüssel, der von unten kan, handelt es sich um Staubaufwirbelungen."

Doch handelte es sich bei den Trichtern tatsächlich um Tornados, wie in den sozialen Netzwerken gemutmaßt wird? Der Hobbymeteorologe Michael Kolb betreibt die Facebookseite "Wetter und Unwetter Netzwerk Franken - Verein" und hat die Phänomene analysiert. Bei der ersten Sichtung um 11.35 Uhr über Herzogenaurach handelte es sich laut Kolb um eine Trichterwolke, den durch Wolkenbildung sichtbaren Teil des Wirbels. "Funnel Cloud" wird dieses Phänomen auch von Experten genannt. "Erst, wenn der Wirbel Bodenkontakt hat, handelt es sich um einen Tornado", sagt Tornado-Experte Sävert. "Dafür muss der Tornado aber nicht durchgehend sichtbar sein."

Interessant wird es bei den anderen beiden Wolkenformationen. "Bei dem Wolkentrichter, der in etwa auf der Höhe von Hemhofen gesehen wurde, handelt es sich um einen Tornado, da dieser laut Fotograf Bodenkontakt hatte." Dies bestätigt auch Meteorologe Sävert, der alle gemeldeten Tornados in Deutschland auf seiner Webseite www.tornadoliste.de listet.

"Untersucht wird das Phänomen anhand von Radarbildern und an Ort und Stelle mithilfe von Augenzeugen, ob eventuelle sichtbare Zugspuren vorhanden sind", sagt Kolb. "Solange da keine gesicherten Erkenntnisse sind, gilt es nur als Tornadoverdachtsfall."

Sollte auch der Wolkentrichter, den Hobbyastronom Michael Block fotografiert hat, Bodenkontakt gehabt haben, würde es sich ebenfalls um einen Tornado handeln. Sävert geht jedoch nicht davon aus, dass sich gleich drei Tornados rund um Herzogenaurach gebildet haben. "Das ist eher unwahrscheinlich."

Tornados sind Wirbel, die sich bis zum Boden erstrecken. Sie werden je nach Intensität in der Fujita-Skala kategorisiert. Ein Tornado der Stufe 0 hinterlässt nur leichte Schäden wie abgebrochene Äste. F5 entspricht der stärkste, jemals gemessene Tornado in der Stadt Moore in Oklahoma. Dort erreichte er am 3. Mai 1999 Geschwindigkeiten über 500 km/h.

Mitglieder des Modellflugzeug-Clubs Herzogenaurach hielten mit diesem Video die Trichterwolke über Herzogenaurach fest:

Am Donnerstag und am kommenden Wochenende könnten solche Phänomene am Himmel erneut auftreten. Feuchte, Wärme, energiereiche Luft, aufsteigende Luftmassen und Windverwirbelungen sind laut Michael Kolb die idealen Zutaten für solche Wolkentrichter.

Am Sonntag beobachteten viele Menschen in Franken ein ebenso faszinierendes Wetterphänomen. Eine sogennante "Roll Cloud" zog über Franken hinweg.

Sie haben die Trichterwolke über Herzogenaurach und Hemhofen ebenfalls mit Ihrem Smartphone oder Ihrer Kamera abgelichtet? Schicken Sie uns gerne Ihr Bild per Mail oder via Facebook. Wir bauen eine Bildergalerie mit Ihren Motiven. Bitte geben Sie auch an, wo Sie das Foto gemacht haben und um welche Uhrzeit.

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