16 Kormorane auf einen Streich

21.1.2011, 22:48 Uhr
16 Kormorane auf einen Streich

Gestern, am Montag, liegen 16 tote Kormorane in einer Traktorschaufel. Zwei der Jäger, Markus Schmidt aus Rezelsdorf und Daniel Schmidt aus Reuth, nehmen die Kadaver und hängen sie nebeneinander an ein Metalltor.

Einer der erlegten Kormorane hat eine Beringung. Auf NN-Anfrage bei der zuständigen Beringungszentrale Hiddensee kann ermittelt werden: Das Tier „UA 0151“ wurde 2010 bei Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) kurz nach dem Schlüpfen beringt.

Der Teich, an dem sich die Kormorane zum letzten Mal niederließen, gehört Rupert Lunz. Der Rezelsdorfer Teichwirt sagt zu den Jägern: „So eine Beute in so kurzer Zeit werdet ihr wohl euer Leben lang nicht mehr machen.“

Schwer zu erwischen

Das ahnen auch die jungen Jäger. Kormorane sind schwer zu erwischen. Sie kommen plötzlich angeflogen, räubern Teiche aus, und verschwinden wieder. Die 16 erlegten Kormorane sind durchaus ein Jagderfolg für die Brüder Markus und Bernd Schmidt sowie für Daniel Schmidt. Alle drei sind zwischen 20 und 25 Jahre alt. Sie jagen aus Leidenschaft.

Aber sind sie so richtig stolz auf den Abschuss? Nein. „Das Schießen an den Weihern löst das Problem doch überhaupt nicht“, sagt Markus Schmidt. Dazu hätten die Jäger auch gar nicht so viel Zeit. Am Wochenende sei das Problem ohnehin nicht so groß, weil so viele Spaziergänger und Jogger unterwegs seien. Aber wer schießt unter der Woche? Markus Schmidt und Daniel Schmidt hatten vergangenen Freitag früh nur deswegen Zeit, weil sie als Bauarbeiter Winterpause haben.

16 Kormorane auf einen Streich

© Horst Linke



An den Teichen ist die Jagd des Fischräubers zwar derzeit erlaubt, aber im Prinzip nur dort. An Fließgewässern besteht Jagdverbot. „Damit werden wir dem Problem nicht Herr“, betont Markus Schmidt. Er weiß um die Situation vieler Teichwirte, die unter den Kormoranen leiden.

Signalwirkung

Teichwirte wie Rupert Lunz. Auch er freut sich nicht wirklich über den Abschuss. „Wir brauchen die Kormorane“, sagt er sogar, „aber in einer vertretbaren Zahl.“ Für ihn haben die 16 toten Kormorane Signalwirkung. Er will jetzt nicht lockerlassen. „Die Politiker hören doch nicht richtig auf uns“, schimpft er. Auch Lunz hält den Abschuss der Tiere an den Teichen für nicht ausreichend. „Wir müssen an die Brutplätze rankommen.“

Wenn es so weitergehe wie bisher, sieht Lunz schwarz. „Ich spiele schon mit dem Gedanken, die Teichwirtschaft aufzugeben.“ Dann könne man ja die Karpfen aus Polen oder Tschechien importieren.

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