22 mit Eins vor Komma

21.7.2017, 18:17 Uhr
22 mit Eins vor Komma

© Fotos: Berny Meyer

22 mit Eins vor Komma

Die Heinrich-Lades-Halle in Erlangen ist seit einigen Jahren der Schauplatz, um die große Festgemeinde mit Schülern, Lehrern, Eltern, Geschwistern, Großeltern zu fassen. Stolz, Glücksgefühle, witzige Rückblicke auf Vergangenes, leise Ermahnungen für die Zukunft sind in Fülle zu vernehmen, umrahmt von Musikbeiträgen. Konrektor Markus Ott hieß die Schulfamilie und die Ehrengäste willkommen. "Wird mein Beruf auch morgen noch sicher sein?" fragte Landrat Alexander Tritthart gleich eine der entscheidenden Fragen. Er sprach Mut zu: "Sie werden gebraucht".

Die Statistik bestätigt dies: 77 Schüler haben bereits einen Ausbildungsplatz sicher, 61 Schüler werden weiterführende Schulen besuchen, davon 52 die Fachoberschule.

Wie vielfältig sich die Schule auch im kommunalen Geschehen einbrachte, klang im Grußwort von Bürgermeister German Hacker an: Schule mit Courage, Schule gegen Rassismus, Lauf für Kaya, Partnerschaft mit Weißrussland, Freiwilliges Soziales Schuljahr, Stadtradeln, Schultheater: "Chapeau!" 6000 Arbeitsplätze seien in den vergangenen Jahren in Herzogenaurach entstanden: "Auch Kommunen sind Arbeitgeber. Wir können Sie brauchen!".

Dass das Zeugnis wohl ein Türöffner sei, jedoch "nirgends ein roter Teppich ausgerollt wird", verdeutlichte CSU-Bundestagsabgeordneter Stefan Müller, bekanntlich einst selbst Realschüler in Herzogenaurach. Er grüßte auch im Namen der ebenfalls anwesenden Martina Stamm-Fibich (MdB, SPD) und Alexandra Hiersemann (MdL, SPD).

Die Schülersprecher Celina Hannweg und Linus Häfner erinnerten an Schullandheim, Skilager und Abschlussfahrt. Sie dankten ferner für den "modernen Schulalltag" mit Whiteboards, Beamer und Kameras.

Den "Wunsch, die Absolventen mögen mit Mut und Zuversicht ins Leben gehen", sprach Eva Garthe-Nist aus, jahrelang im Elternbeirat. Carola Hermanns vom Förderverein wünschte "Spaß beim Abschlussball".

In einer nachdenkliche Rede sprach Rektor Ulrich Langer den Schülern ins demokratische Gewissen. "Verhalten wie es Politiker wie Trump und Erdogan zeigen würde bei Schülern zu Verweisen, Nacharbeiten, gar Ausschluss vom Unterricht führen. Fake news zu verbreiten ist Schülern nicht erlaubt, in der Welt der Großen mittlerweile salonfähig."

Was im Wappen der Vereinigten Staaten als Leitmotiv verankert ist "E pluribus unum" ("Aus Vielem das Eine") bedeute auch Kompromisse zu schließen, den Schutz von Minderheiten, das Recht auf Glück.. "Demokratisches Handeln ist anstrengend und schwierig. Denkt daran, wenn ihr in zwei Jahren zur Wahl gehen dürft."

Schließlich verlas er den – atomisierten – Dankesbrief eines Vaters, der fünf Jahre Realschulzeit mit schwierigen Phasen und einem glücklichen Ende Revue passieren ließ. Die ganze Schule habe gezeigt: "Ich glaube an dein Potenzial!"

Nicht nur als Lernort wurde die Realschule erlebt. Dies verdeutlichte die umfängliche Ehrung aller derjenigen Schüler, die sich für soziale und gesellschaftliche Themen eingesetzt haben. Es gab Pausenscouts und Streitschlichter, Tutoren und Schulsanitäter, Schülerlotsen und Schauspieler im Schultheater, Musiker in der Schulband (betreut von Lehrer Markus Bedruna) und auch die Admin-Crew, die Beamer und Computer in Gang hält.

Schließlich muss die größte offene Ganztagsschule im Landkreis betreut werden, es gab Schüler, die ein Freiwilliges Soziales Schuljahr absolvierten, eine Koch AG für die Bewirtung von Gästen, eine Schülerzeitung und eine Schülerfirma. Ihnen allen sprach Konrektor Markus Ott den Dank aus, "dass ihr euch in den Dienst der Gemeinschaft gestellt habt."

Mit Stolz nahmen die Absolventen klassenweise ihre Zeugnisse entgegen (s. Info-Kasten). Für jede Klasse hatten die jeweiligen Klassenlehrer ernste und launige Abschiedsworte verfasst, die beklatscht wurden.

Am meisten Applaus erhielt der Rückblick von Lehrer Kögler, dem einzigen Mann unter sieben Klassenlehrern. "Hooliganartiges Verhalten" mit "Weizen zählen" als Grund der "Lernverhinderung" sei das Image seiner Klasse vor zwei Jahren gewesen. Bis Weihnachten standen 21 von 22 Schülern auf der "Gefährdetenliste". Nicht alle nahmen die Hürde, doch sei es "menschlich super" gelaufen. Vielleicht als Protest "gegen die Generation Selbstoptimierungswahn".

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