A3 sechsspurig schluckt Landschaft

11.10.2014, 09:00 Uhr
A3 sechsspurig schluckt Landschaft
A3 sechsspurig schluckt Landschaft

Während die Autobahndirektion auf bestimmten Streckenabschnitten schon eine Baugenehmigung erreicht hat und einzelne Brücken bereits verbreitert sind, läuft für ein 8,2 Kilometer langes Teilstück zwischen den Anschlussstellen Schlüsselfeld und Höchstadt-Nord gerade das Planfeststellungsverfahren.

Wer durch die Autobahnverbreiterung seine Rechte gefährdet sieht, sollte jetzt so schnell wie möglich reagieren, das war das Fazit einer Informationsveranstaltung für Landwirte und Anwohner, zu der Rudolf Fähnlein vom mittelfränkischen Bauernverband nach Weingartsgreuth geladen hatte. Das Dorf liegt in unmittelbarer Nähe zur Fernstraße.

Mögliche Beeinträchtigungen gibt es Fähnlein zufolge viele: Für die zusätzlichen Fahrspuren wird Grundfläche benötigt, Bauern werden deswegen ihre Äcker verlieren. Neben der Strecke brauchen Regenrückhaltebecken, Lärmschutzwände, Böschungen, Zu- und Abfahrten, ökologische Ausgleichsflächen sowie eine Erweiterung der Rastanlage Steigerwald zusätzlich Platz. Jürgen Kraft, Anwalt für Agrarrecht, sprach davon, dass es für den diskutierten 8,2 Kilometer langen Abschnitt um 65 Hektar Landbedarf gehe.

Da die Autobahn durch den Ausbau näher an die Dörfer heranrücke, dürfte außerdem die Lärmbelästigung steigen, so Kraft weiter. In Buchfeld würden einzelne Häuser nur noch rund 150 Meter von der sechsspurigen Schnellstraße entfernt sein.

Während der Versammlung meldete sich ein Landwirt zu Wort, der den Verlust von rund zehn Prozent seiner Betriebsfläche befürchtet. „Das bedroht meine Existenz“, meinte der Mann sichtlich erregt.

Als Sprecher der Bürgerinitiative Ailsbach-Weingartsgreuth wandte sich Erich Weichlein insbesondere gegen die Pläne zum ebenfalls geplanten Ausbau der Rastanlage Steigerwald, deren Geräuschentwicklung heute schon die beiden Dörfer in unmittelbarer Nähe beeinträchtige.

Weichlein erklärte, die Bürgerinitiative strebe die Gründung eines Vereins an „um die Kriegskasse zu füllen“. Schließlich müsse man sich darauf vorbereiten, Gutachter und Rechtsanwälte zu bezahlen.

Fachanwalt Kraft legte den rund 40 Anwesenden in diesem Zusammenhang den Gedanken nahe, die oft ähnlichen Interessen der einzelnen Betroffenen in Gemeinschaften zu bündeln, um solche Kosten auf mehrere Schultern zu verteilen.

Rudolf Fähnlein vom Bauernverband gab Weichlein den Tipp, konkrete Verbesserungsvorschläge zur Lösung von Problemen schriftlich bei der Autobahndirektion einzureichen.

Dies wirke seiner Erfahrung nach sehr konstruktiv. Fähnlein hatte die 8,2 Kilometer Autobahn in Form von detaillierten Plänen auf einem langen Tisch ausgebreitet. Diese Zeichnungen wurden von den Anwesenden umringt und intensiv diskutiert.

Der Jurist Kraft riet in seinem Vortrag zu den rechtlichen Rahmenbedingungen des Planfeststellungsverfahrens dazu, die bis 11. November 2014 laufende Frist für Einwendungen gegen die Planungen keinesfalls verstreichen zu lassen: Wer vom Bau betroffen sei, aber die Gelegenheit jetzt nicht nutze, um seine Rechte gegenüber der Autobahndirektion anzumelden, habe später auch keine Chance vor Gericht zu klagen.

Der Fachbegriff dafür laute „Präklusion“, so Kraft. Er empfahl, in die schriftliche Einwendung lieber ein paar Punkte mehr als zu wenige aufzunehmen und auch an Lärmentwicklung, verkürzte Pachtzeiten, abgetrennte Drainagen, unterbrochene Zufahrten zu Äckern und ausfallende Ernten zu denken.

Nachdem das Planfeststellungsverfahren bereits laufe und die Pläne in den Rathäusern aufliegen, unterlägen die betroffenen Flächen einer Veränderungssperre, erläuterte Kraft weiter: „Sie können nicht mehr einen Acker zu einem höherwertigen Spargelfeld oder einer Christbaumkultur umfunktionieren, um bei einer Enteignung die Entschädigung zu erhöhen.“

Die Frage, wie hoch die finanzielle Entschädigung sein wird, brannte vielen Anwesenden unter den Nägeln, wurde an dem Abend in Weingartsgreuth aber nicht beantwortet. „Ich halte es für gerechtfertigt, den Preis für Bauland zu erwarten“, so Fähnlein, realistisch sei nach einschlägiger Rechtsprechung aber lediglich der Preis für vergleichbares Ackerland.

Er riet den Bauern dringend davon ab, bereits jetzt auf erste Angebote der Autobahndirektion einzugehen: „Wir wollen unsere Haut so teuer wie möglich verkaufen“, sagte Fähnlein als Vertreter der Landwirtschaft, und wer jetzt auf die Schnelle handle, könne allen anderen das erzielbare Preisniveau verderben.

Jürgen Kraft empfahl, Preisangebote der Autobahndirektion keinesfalls einfach anzunehmen, sondern den Grundwert von einem unabhängigen Gutachter ermitteln zu lassen.

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