Adelsdorf: Orgel in St. Stephanus geht auf Reisen

11.1.2017, 06:00 Uhr
Adelsdorf: Orgel in St. Stephanus geht auf Reisen

© Ralf Rödel

Und dann noch der Schmutz — viiieeel Staub und Schmutz. Schon nach kürzester Zeit des Abbaus haben Orgelbauer-Chef Johannes Vleugels und seine drei Kollegen beinahe rabenschwarze Hände. Fast pausenlos läuft an diesem Tag der Schmutzsauger, um die Orgelpfeifen sowie die verdreckten hölzernen Orgelteile zu säubern. Rund 1000 Orgelpfeifen werden abmontiert.

„Wir lassen nur die Fassade stehen“, sagt Orgelbaumeister Vleugels. Denn diese war hundertfach verschraubt worden. Der Flurschaden beim Abbau wäre zu groß gewesen.

Sämtliche brüchigen Lederbänder an hölzernen Orgelpfeifen, der Windlade und dem Blasebalg werden ersetzt, die Orgelelektrik zur Gänze ausgetauscht.

Vorsichtig hebt Azubi Hermann Büchsel die rund zweieinhalb Meter langen Metall-Orgelpfeifen aus der für das Kirchenpublikum gut sichtbaren Stirnseite der Orgel heraus. Dann legt er sie behutsam in die mit Massen gelber Holzwolle gedämmten länglichen Pappkartons. Noch 15 praktisch gleichlange Orgelpfeifen warten zu diesem Zeitpunkt am Spätnachmittag auf seinen beherzten Zugriff.

Mit Kran in die Tiefe

Der mühsame und gefährliche Abtransport über die enge Stiege zur Orgelempore bleibt den Orgel(ab)bauern erspart. Schwere Teile wie Orgelpfeifen und massive Holzelemente wie die Windlade werden mit Hilfe eines Kurbel-Krans von der Orgelempore hinab ins Kirchenschiff gehievt.

An die zwei Dutzend Mal müssen die beiden Orgelbauer-Azubis Büchsel und Gabriel Miltner in Adelsdorf schwere Lasten hinab kurbeln. Zu den solcherart entfernten Gerätschaften gehört auch der bei einer elektronisch betriebenen Orgel eigentlich nicht mehr nötige hölzerne Blasebalg. Altbürgermeister Armin Goß, der nun freiwillig auf dieser Kirchenbaustelle Hand- und Spanndienste leistet, hat dazu eigene Erinnerungen.

„Ich war früher Ministrant und habe als Zwölfjähriger selbst den Blasebalg bei Gottesdiensten getreten.“ Allerdings nicht alleine, sondern als einer von mehreren Helfern im Gottesdienst. Außerdem sei damals, 1950, noch deutlich weniger als heute in katholischen Gottesdiensten gesungen worden. Orgelabbau mit vier Fachleuten an einem Tag, Aufbaudauer im Spätherbst mit zehn Mann innerhalb von sechs Wochen, Fertigstellung möglichst bis Weihnachten.

Ein erheblicher Aufwand. Die Kosten betragen rund 250 000 Euro. Rund 170 000 Euro hat die Pfarrgemeinde bereits nach Jahre langem Spendensammeln beisammen. Ein rechter Kraftakt, der sich aus Sicht der Orgelbaufirma und der Beteiligten auf jeden Fall lohnt. „Die Orgel klingt dann wieder viel besser“, ist Orgelbauer Vleugels überzeugt.

Wegen maroder Teile konnten manche Orgelpfeifen schon seit Jahren nicht mehr richtig gestimmt werden. Nach dem technischen Wiederaufbau im Herbst wird die Orgel in Tonhöhe und Lautstärke nachintoniert, kündigt er an. Außerdem kommen neue Register dazu, die noch im historischen Gehäuse Platz finden.

Die Zeit während der Orgelsanierung wird auch für eine bauliche Renovierung des Kircheninneren genutzt. So soll die Gewölbe-Decke neu gestrichen und der zum Teil schadhafte Fußboden erneuert werden. Die genauen Kosten stehen aber noch nicht fest.

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