Adelsdorfer Paar renoviert Anwesen in Höchstadt

26.11.2018, 06:00 Uhr
Adelsdorfer Paar renoviert Anwesen in Höchstadt

© Roland Huber

Mehr durch Zufall ist das Paar, das aktuell in Adelsdorf lebt, auf das Häuschen gestoßen. Die beiden waren schon länger auf der Suche nach einem Anwesen, das sie renovieren können. Beim Spaziergang durch Höchstadts Altstadt fiel ihnen das alte Eckhaus mit Scheune auf, damals noch zum Teil Obdachlosenasyl der Stadt, der andere Teil war in Privatbesitz. "Daraus kann man was machen", dachten sich die beiden. Am 1. Juli 2017 wurde der Kauf schließlich besiegelt. "Zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber überhaupt nicht, dass es ein Fachwerkhaus ist", erzählt Kurt Geist jetzt beim Rundgang durch das Anwesen.

Diese Tatsache kristallisierte sich erst heraus, als die beiden gut 30 Tonnen Material aus dem Haus entsorgt hatten und die ursprüngliche Substanz zu sehen war: Alte Holzbalken, Wände aus Stroh und Lehm zwischen dem Holzgefache, im Erdgeschoss eine Spunddecke. "Das war eine Heidenarbeit, die frei zu legen." Jetzt ziert sie weiß gestrichen die Wohnstube, die bereits fertig renoviert ist.

Dort ist ein Boden verlegt mit Holz von Bäumen, die der Hausherr selbst gefällt hat. Er betreibt einen Baumpflege-Betrieb und sitzt daher an der Quelle. "Ich hab noch kein einziges Stück Holz gekauft", sagt Geist. Nicht nur die Fußböden sind so entstanden, auch die Fensterbänke hat er – in der alten Scheune nebenan – selbst gezimmert.

Immer freitags und samstags machen sich Kurt Geist und Melanie Wright gemeinsam an die Arbeit. Legen Wände, Böden und Decken frei, verputzen neu, streichen, fliesen, schleifen alte Holzbalken ab oder mischen Lehm, Stroh, Sand und Wasser, um die Holzgefache wieder zu füllen. "Nur die Arbeiten für Heizung, Wasser, Abwasser und Elektro und die Außenfassade lassen wir machen. Aber das, was wir selbst machen können, machen wir selbst." Und trotz mancher Überraschungen, "macht uns die Arbeit immer noch viel Spaß", sagt Kurt Geist.

Adelsdorfer Paar renoviert Anwesen in Höchstadt

© Roland Huber

Das Anwesen, zu dem das Häuschen, Ställe, eine Scheune und ein Innenhof gehört, steht nicht unter Denkmalschutz. Darüber sind die Hausbesitzer nicht sehr traurig, denn so müssen sie nicht womöglich kostenträchtige Lösungen umsetzen. "Dennoch versuchen wir, dort, wo es irgendwie geht, die alte Bausubstanz zu erhalten." Das heißt für die beiden Renovierer: Wo Kalkputz an den Wänden war, kommt auch wieder einer hin, wo Lehm oder Holz war, wird auch wieder Lehm und Holz verwendet. Doch morsche Balken, der marode Fußboden mussten natürlich ausgetauscht werden.

Und immer wieder gibt es an den Wänden einen Blick in die Vergangenheit des alten Hauses, das laut Experten vermutlich Baujahr 1780 ist: So sind in der Wohnstube zwei Reste der alten Bemalung erhalten, die nun wie schöne Bilder den Raum verzieren. An einer anderen Stelle liegt ein Stück original verzierte Lehmwand offen. Alles mit viel Sorgfalt und Liebe restauriert und nun schön präsentiert.

"Manche Sachen geben uns aber immer noch Rätsel auf", sagt Kurt Geist. Beispielsweise ist in der Wohnstube ein Holzbalken einfach abgesägt. Oder im ersten Obergeschoss sind manche Wände aus Lehm und Stroh, manche dagegen aus Ziegelsteinen. Warum das so ist, wissen sie nicht. "Wahrscheinlich haben die früher einfach mit dem gebaut, was sie gerade zur Verfügung hatten", glaubt der Hausherr.

Adelsdorfer Paar renoviert Anwesen in Höchstadt

© Roland Huber

Während die Außenfassade zur Unteren Brauhausgasse noch unrenoviert ist, ist die Fachwerk-Giebelseite nach Norden und die Fassade zum lauschigen Innenhof bereits in einem dezentem hellen Blau fertiggestellt. Noch immer gibt es jede Menge zu tun – wie zum Beispiel das große Scheunendach, das dringend erneuert werden muss. Doch Kurt Geist und Melanie Wright stört das nicht, sie haben nach wie vor viel Freude an der Renovierung. Es gibt auch keinen fixen Zeitpunkt, an dem sie das Haus beziehen wollen. Kurt Geist: "Wir arbeiten einfach Schritt für Schritt so weiter."

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