Aisch führt trotzdem genug Wasser

14.1.2020, 16:55 Uhr
Aisch führt trotzdem genug Wasser

© Foto: Matthias Kronau

Rund 22 Kilometer weit fließt das Flüsschen Aisch ab Mailach bis zur Laufer Mühle hinter Adelsdorf durch den Landkreis. Dass die Quelle bei Schwebheim in der Nähe von Bad Windsheim versiegt ist, davon merkt man an diesem Flussabschnitt nichts. Zu wenig Niederschläge und/oder der Gipsabbau in der Nähe könnten Ursachen sein, dass an der Quelle kein Wasser mehr sprudelt. Die Experten rätseln derzeit noch.

Bis die Aisch nach vielen Kilometern im Landkreis ERH ankommt, haben zahlreiche Zu- und Nebenflüsschen in die Aisch den Wasserstand wieder normalisiert, erläutert Hannah Reuter-Özer, Pressesprecherin des Landkreises ERH, nach Rücksprache mit dem Umweltamt in der Behörde die Lage. Weil es keine Folgen für die Region gebe, sehe man im Landratsamt keinen Anlass, etwas zu unternehmen, so Reuter-Özer. Diese Einschätzung der Lage bestätigt Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg, das für Gewässer in Mittelfranken zuständig ist. Das Versiegen der Quelle habe keine sichtbaren Folgen für das Aischtal ab Mailach. Allerdings gibt er zu bedenken, dass schon seit über zehn Jahren Niederschlag fehle – "nicht überall gleich, aber die Charakteristik ist anders". Im Gefolge sinken die Grundwasserpegelstände – auch im Aischtal. "Es ändert sich was, der Klimawandel ist da", sagt er. Dies müsse man ernst nehmen.

Fitzthum verweist hier auf das Gemeinschaftsprojekt KLIWA – Klimaveränderung und Wasserwirtschaft, bei dem seit den 1990er Jahren die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst die bereits erfolgten und zukünftigen Veränderungen im Wasserhaushalt durch den Klimawandel untersuchen. Hier habe man festgestellt, dass es im extrem trockenen Jahr 2018 rund 30 Prozent weniger Niederschlag im untersuchten Gebiet als im langjährigen Mittel gegeben habe. Gleichzeitig zeigten die Datenauswertungen der KLIWA-Experten, dass sich 2018 – im Vergleich zum Zeitraum 1970 bis 2000 – 20 bis 25 Prozent weniger Grundwasser neu gebildet habe. "Das sei schon was", so Fitzthum. Das Problem sei nicht nur der Niederschlag, sondern auch die durch die höheren Temperaturen verursachte enorme Verdunstung. Im Durchschnitt sei es in der Region um rund 1,4 Grad wärmer geworden.

Vielschichtiges Problem

Das Problem sei äußerst vielschichtig, erklärt Fitzthum. Zum Beispiel habe es übers Jahr gesehen gar nicht weniger Niederschlag gegeben, aber die Art und Weise habe sich verändert. Im Sommer gebe es mehr Extremniederschläge, dies bedeute viel Regen in kürzester Zeit, was zur Folge habe, dass das Wasser oberflächlich wegläuft und nicht zur Grundwasserbildung beiträgt. Im Winter regne es zwar mehr, aber auch das erhöhe den Grundwasserstand nicht entscheidend, weil durch fehlende Vegetation wie Pflanzen und Blätter das Wasser zu schnell abläuft. "Außerdem fehlt uns der Schnee." Denn bei Schneeschmelze würde das Wasser schön langsam versickern und so zum Aufbau des Grundwasserstandes beitragen. Doch Schnee ist nicht in Sicht. An der Messstelle Höchstadt liegt der Grundwasserpegel derzeit zwischen sehr niedrig und niedrig, im Sommer 2019 war der Pegelstand hier noch deutlich niedriger.

"Da tut sich gewaltig was und wir müssen schauen, wie man sich der Klimaveränderung anpassen kann", folgert Fitzthum. Man müsse die Entwicklung sorgsam beobachten und entsprechende Maßnahmen einleiten, rät er. Das bedeute, dass man zum Beispiel, "wenn man Flächen versiegelt, schauen muss, dass das Wasser möglichst versickern kann und nicht oberflächlich wegläuft".

In der Landwirtschaft müsse man eventuell über Bewässerung nachdenken. "Und auch in der Teichwirtschaft wie im Aischtal muss man überlegen, was man tun kann", meint der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes. Doch ein schnelles Rezept gegen sinkende Grundwasserstände kennt Fitzthum auch nicht. "Ich hoffe auf einen richtig schönen feuchten Winter."

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