Alligators setzen auf junge Nummer eins

7.7.2019, 17:14 Uhr
Alligators setzen auf junge  Nummer eins

© Foto: Roland Huber

"Von da an stand ich immer im Tor", erinnert sich der Neuzugang des Höchstadter EC, der in der kommenden Oberligasaison den Kasten der Alligators so gut wie möglich sauber halten soll.

Das ist eine doppelte Herausforderung für den 22-Jährigen, der von den Hannover Indians aus der Oberliga Nord in die Südgruppe wechselte. Erstens ist es seine erste Station bei den Erwachsenen, bei der die nominelle Nummer eins im Kasten ist, zum anderen könnte aufgrund des Sparkurses der HEC-Führung sehr viel Arbeit auf ihn zukommen.

Doch darauf freut sich Patrick Golombek eher, was sowohl seiner Antwort als auch seiner Mimik zu entnehmen ist. Schließlich war er zuletzt eher "Teilzeitarbeiter" – in Hannover hatte er in den vergangenen zwei Jahren nur etwa zwei Dutzend Spieleinsätze. "Das ist mein Job und mein Ziel, zu beweisen, dass ich mehr bin als nur ein Backup", sagt er jetzt.

Bei den Indians hatte er jeweils namhafte und erfahrene Goalies vor sich. Golombek: "Von denen konnte ich zwar viel lernen, aber ich kam nicht an ihnen vorbei. Für einen Torwart ist es eben viel schwerer als für Feldspieler: Die Position gibt es nur einmal, und als junger Spieler muss man da auch Geduld haben."

Die hat ihn in Hannover nun doch etwas verlassen: "Es hat Gespräche mit den Indidans gegeben, aber da habe ich nicht das gehört, was ich hören wollte." Da kam das Angebot aus Höchstadt gerade recht. Hier wurde ihm die Chance angetragen, die Nummer eins zu sein. Und das war für ihn der fällige nächste Schritt auf der Karriereleiter.

Er kommt als Profi nach Höchstadt – das ist inzwischen eine Ausnahme beim HEC, wie Pressesprecherin Caroline Hauke betont: "Fast alle Spieler haben zumindest Teilzeitjobs, die meisten arbeiten dank der guten Verbindungen zu unseren Sponsoren sogar Vollzeit."

Golombek hatte von seinen Eltern erst grünes Licht für eine Eishockey-Laufbahn, als er ihnen zusicherte, eine Ausbildung zu machen. Jetzt ist er staatlich geprüfter Sport- und Gymnastiklehrer und will neben dem Beruf Eishockeyprofi auch noch ein paar Stunden pro Woche als Personal Trainer arbeiten.

Mit dem Wechsel nach Höchstadt kommt er auch seiner Heimat wieder ein Stück näher: In Waiblingen geboren, spielte er vier Jahre lange für den Stuttgarter EC, danach zwei Jahre lang in der Schüler-Bundesliga für die Schwenninger Wild Wings, anschließend vier Jahre in der Jugend für den SC Bietigheim-Bissingen in der Jugend-Bundesliga und am Ende in der DNL 2. Bei den Bietigheim Steelers bekam er auch seinen Einsatz bei den Erwachsenen – immerhin in der DEL 2.

Es folgten die Lehrjahre in Hannover – nun soll zumindest das Gesellenstück bei den Alligators folgen. Seine Mitspieler hat er beim Teammeeting kennengelernt und gibt sich überzeugt: "Ich habe keine Bedenken, dass wir keine Mannschaft werden könnten!"

Andersherum formuliert: Er glaubt, dass man mit dieser Truppe ohne die großen Namen vielleicht mehr erreichen kann als mit Möchtegern-Stars, die nicht alles geben: "Mein persönliches Ziel sind die Play-offs – und dann sehen wir weiter. Mit einem kleinen Etat kann man trotzdem viel erreichen, wenn der Teamgeist da ist."

Und wichtig ist – beim Eishockey noch mehr als bei anderen Sportarten – ein guter Torwart. Könnte es ein Problem sein, dass der HEC mit ihm und dem noch ein Jahr jüngeren Nicola Henseleit über keinen wirklich erfahrenen Torhüter verfügt und diese der Sache nervlich nicht gewachsen sein könnten? "Das wird nicht der Fall sein. Wir sind alt genug, natürlich werden wir Fehler machen, das ist ein normaler Prozess – aber wir werden gestärkt daraus hervorgehen. Denn nichts ist für einen jungen Goalie wertvoller als Spielpraxis", sagt Patrick Golombek.

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