An der Niederndorfer Schule läuft ein Test für Kiss & Ride

10.7.2019, 13:46 Uhr
An der Niederndorfer Schule läuft ein Test für Kiss & Ride

© Foto: Holger Peter

Doch Pustekuchen: Ausgerechnet am Dienstagfrüh ist alles ganz friedlich. Bei trockenem, frühlingshaften Wetter kommen die Kinder fast alle zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad. Nur wenige werden von den Eltern mit dem Auto gebracht. "Fällt nur ein Regentröpfchen, sieht das schon ganz anders aus", berichtet Rektorin Heidi Forisch aus Erfahrung.

So erleben die Gäste eine eher entspannte halbe Stunde der Testphase für eine "Kiss & Ride-Zone" vor dem Schuleingang. Dieser Streifen, auf dem bis zu vier Autos gleichzeitig kurz anhalten, die Kinder aussteigen lassen und die Eltern den Kleinen gegebenenfalls noch einen Abschiedskuss geben können (daher der Name), ist eine Idee, die Förderkreis-Vorsitzende Jolan Hoffmann-Herbszt schon lange hegt.

Als Heidi Forisch im Herbst 2018 als neue Schulleiterin ihren Dienst antrat, trug sie ihre Pläne erneut vor – und stieß auf offene Ohren.

Denn schon seit Jahren beobachten Lehrer und Eltern besorgt die morgendliche Bring-Situation auf dem Schulparkplatz. Jolan Hoffmann-Herbszt: "Die Eltern, die ihr Kind mit dem Auto bringen, müssen vorwärts einparken um dann später rückwärts wieder aus dem Parkplatz herausfahren. Gleichzeitig kommen Kinder zu Fuß und mit dem Roller in der Schule an, rennen von links nach rechts. Das Ganze ist unübersichtlich und damit natürlich gefährlich für alle Kinder. Vor allem bei starkem Regen haben die Eltern kaum Sicht nach hinten, die Kinder achten weniger auf Autos und das hat in der Vergangenheit auch schon zu gefährlichen Situationen geführt."

Diese Gefahr hat man auch bei der Stadt Herzogenaurach erkannt. So gab es schnell grünes Licht für diese Testphase. Die beiden städtischen Verkehrsexperten Thomas Nehr und Christian Stöcker halten das Ganze für einen guten Ansatz, schränken aber ein: "Das steht und fällt mit der Einsicht der Eltern."

Denn das in Niederndorf zu beobachtende Problem sei nicht einzigartig. Nehr: "Da können wir wirklich in jede Herzogenauracher Schule gehen, das ist im Prinzip überall gleich." Und die Situation verschärfe sich eher noch, viele sähen nur das eigene Kind und den eigenen Zeitdruck – "und dann werden die Ellenbogen ausgefahren", so Stöcker.

Seit Ende der Pfingstferien läuft an der Grundschule in Niederndorf der Test. Die Erfahrungen sind überwiegend positiv, versichern Nicola Schneck, die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende, und die Rektorin einmütig. Heidi Forisch: "Nur einige Eltern sind verärgert und grummeln."

Obwohl seit Start der Aktion Eltern und Lehrpersonal mit Warnwesten am Straßenrand stehen, läuft noch nicht alles rund: Einige Eltern fahren nicht durch bis zum Anfang der Zone – mit der Folge, dass andere Autos sich vor sie platzieren müssen. Und dann wäre es natürlich vernünftig, wenn die Kinder auf der Beifahrerseite direkt auf den Bürgersteig aussteigen würden. Und eine Mutter hält trotz freier Kiss & Ride-Zone auf dem Parkplatz des Schulbusses, der prompt kommt. Schon wird es ganz schön eng in der Schulstraße.

Noch besser wäre es, wenn alle Kinder nicht mit dem Auto gebracht würden, sagen alle Beteiligten. Das sei bei der Cunz-Reyther-Schule aber schwieriger als andernorts: Als bilinguale Schule kommen viele der 180 Schüler als Gäste von außerhalb. An die Eltern der einheimischen Kinder hat Heidi Forisch noch einen Appell: "Es gibt ein sehr gutes Schulbusangebot. Nutzen Sie es, trauen Sie Ihren Kindern das ruhig zu!"

Nach der Testphase, die in einer Woche endet, so hofft man in Niederndorf, soll die Kiss & Ride-Zone zur festen Einrichtung werden. Dann sollen aus den gelben, vorläufigen Straßenmarkierungen feste weiße werden, und das Hinweisschild soll auch einbetoniert werden.

Gespannt sind die Initiatoren nun vor allem darauf, was passiert, wenn die tägliche Aufsicht in einigen Tagen wegfällt. Ob dann die Eltern immer noch so vorsichtig und vernünftig fahren wie in der Testphase?

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