Angst ums Ei: Geflügelhalter sind sensibilisiert

12.2.2017, 09:00 Uhr
Angst ums Ei: Geflügelhalter sind sensibilisiert

„Es kommt immer näher. Ganz wohl ist mir nicht dabei“, sagt der Kleinweisacher Landwirt Alfred Winkler. Dabei ist er mit seiner Stallhaltung noch fein raus – anders als seine Kollegen, deren Hühner noch bis November unter freiem Himmel unterwegs waren. Am 13. Februar endet die Frist: Dann dürfen deren Eier nicht mehr als „Freilandeier“ in den Laden gehen. Sie werden bis auf Weiteres als Eier aus Bodenhaltung etikettiert.

„Damit sinkt der Marktpreis um rund 25 Prozent“, weiß Winkler, „die Produktionskosten bleiben aber gleich. Die Freilandhalter haben jetzt ein Riesenproblem“.

Zutritt streng verboten

Bewusst hat er sich vor rund 15 Jahren für die Stallhaltung entschieden. Nicht nur wegen der Seuchengefahr. Sein zeitweise bis zu 15 000 Tiere zählender Bestand ist so auch sicherer vor Bussarden, Habichten, Füchsen, Mardern und anderen Angreifern. Obwohl bisher nur wenige Vögel vom Virus betroffen sind, klingeln bei den professionellen Tierhaltern die Alarmglocken. Auch Winkler setzt seine Hennen unter Quarantäne. „Wir lassen keinen in den Stall rein“, sagt er dem Reporter. Er und seine Handvoll Mitarbeiter schlüpfen in Overalls und wechseln die Stiefel, bevor sie in die Quartiere ihrer Legehennen begeben. Ja, die Branche sei momentan schon „sehr sensibilisiert“, so der experimentierfreudige Kleinweisacher, der sein Viehfutter größtenteils selbst anbaut. Schon über Reste von Exkrementen, zum Beispiel an einem Schuh oder einem Arbeitsgerät haftend, könnten sich seine Tiere anstecken. Oder über kleinste Partikel an der Kleidung oder den Arbeitsgeräten. Ein Befall wäre ein empfindlicher Schlag, der ihn um Jahre zurückwerfen würde.

Alle Tiere müssten getötet, die Ställe von einer Fachfirma nachhaltig desinfiziert werden. Die Tierseuchenkasse, in die alle professionellen Halter einzahlen müssen, könnte bestenfalls zur Schadensbegrenzung beitragen. „Abgesehen davon, dass der Anblick einer Masse getöteter Hühner niemanden unberührt lässt“, sagt Winkler, der mit Ackerbau, Mutterkuhhaltung, Lohnarbeiten noch weitere Standbeine hat. Auch ohne unmittelbare Seuchengefahr wird die Hygiene bei ihm großgeschrieben. Immer beim Stallwechsel ist Großreinemachen. „Das ist bei der Hühnerhaltung das A und O“, sagt der Kleinweisacher, der unter anderem Verbrauchermärkte und eine Bäckereikette beliefert. So beugt er der Bronchitis vor, hält die Stallluft möglichst staub- und ammoniakfrei.

Für Menschen stellt die Vogelgrippe übrigens nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden keine Gefahr da. Trotzdem wird dringend abgeraten, kranke oder töte Vögel mit bloßen Händen anzufassen. Man sollte sich in so einem Fall lieber an die zuständige Veterinärbehörde wenden, rät das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Was H5N8 angeht, besteht keine Gefahr beim Verzehr von Eiern oder Geflügelfleisch, heißt es. Alfred Winkler erwartet indes nicht, dass schon in nächster Zeit Entwarnung gegeben wird. „Es wird uns bis weit in den Frühling hinein verfolgen, bis die letzten Zugvögel zurückgekehrt sind“, so der Eierproduzent aus dem Steigerwald.

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