„Aufpassen, aufpassen, aufpassen“

2.4.2012, 15:03 Uhr
„Aufpassen, aufpassen, aufpassen“

Das ist allerdings nicht immer der Fall. Ganz konkret sind es mittel- und oberfrankenweit derzeit 700 bis 1000 Unfälle pro Jahr: Das Spektrum der Unfälle reicht vom angesägten Bein über abgetrennte Gliedmaßen bis hin zu üblen Splittern im Fuß. Von Querschnittslähmungen oder tödlichen Unfällen ganz abgesehen.

Die meisten Unfälle im Wald sind nicht auf technisches Versagen zurückzuführen, sondern „ verhaltensbedingt“, sagt Harald Bammler. Er ist als Revisor und Sicherheitsbeauftragter der Land- und Forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft (LBG) Franken und Oberbayern zuständig für den Raum Höchstadt.

„Aufpassen, aufpassen, aufpassen“, lautet folgerichtig das Motto von Günther Geyer, Landwirt aus Kieferndorf. Der 45-Jährige ist längst ein Profi bei der Waldarbeit, hat jahrelange Erfahrung.

Der Umgang mit der Motorsäge war Teil seiner landwirtschaftlichen Ausbildung.

Rund 100 Ster Brennholz holt er pro Jahr aus seinem Wald. Trotzdem und gerade deshalb gehört für ihn der „Respekt“ vor der Tätigkeit dazu.

Kein Baum steht wie der andere, und Unachtsamkeit beim Sägen kann teuer zu stehen kommen. Fertig sägen und wenn der Baum fällt, sofort nach oben schauen, ist ihm zur Selbstverständlichkeit geworden.

„Viele machen den Fehler, erst ein Stück zurückzutreten und erst dann nach oben zu schauen. Wenn was fällt, ist’s dann schon da“, stellt er trocken fest. Totholz aus dem Kronenbereich etwa. Und wenn’s dumm fällt, ist der Kopf im Weg beim Flug nach unten. Das Wenigste sind dann Schrammen.

Wie es auch ausgehen kann: Bammler greift in den Kofferraum seines Wagens und zieht einen Sicherheitshelm hervor, oder vielmehr die Reste dessen. Die Oberseite des Helms liegt offen, das Objekt wird nur noch von den Seitenteilen am Auseinanderbrechen gehindert. Den Helm trug niemand am Kopf, er lag am Boden als etwas fiel und schützte in diesem Fall den Untergrund. Bammler kennt allerdings Helme, die genauso aussehen, weil sie ihrem Träger das Leben gerettet haben. Der „Lebensretter“ wurde jedoch nicht herausgegeben. Er dient nun als Maskottchen.

Die Notwendigkeit von Schutzkleidung hat sich herumgesprochen, hier wird selten gespart. Die Teilnahme am Motorsägenkurs – es gibt sie für Neulinge wie Fortgeschrittene – ist da schon weniger eine Selbstverständlichkeit. „Die, die’s bräuchten, können wir nicht hintragen“, kommentiert Bammler. Andere wiederum sind so angetan, dass sie sogar mehrfach die Kurse nutzen.

Hier gilt schlicht: Wer sich auskennt, kann sich schützen. Das trifft natürlich auch auf eine Vielzahl technischer Hilfsmittel und deren Verwendungszweck zu. Sinnvolle Erstinformationen bietet beispielsweise die LBG in Form von Flyern an, egal ob es um „Bäume sicher fällen“, „Holz mit der Seilwinde rücken“ oder um die „Checkliste“ beim Kauf eines Holzspalters geht.

Gerade beim Zukauf technischen Geräts sind möglichen Investitionen kaum finanzielle Grenzen gesetzt. Die können und müssen sich aber nicht alle leisten, die einen Privatwald bewirtschaften müssen. Das gilt vor allem für eine ganz bestimmte Gruppe: Denn zunehmend sind neben Land- und Forstwirten Privatleute im Wald, die selbigen geerbt haben und nun vor vielen Bäumen stehen.

Besitz setzt aber nicht zwingend die Möglichkeit der eigenen Bewirtschaftung voraus, die Pflicht dazu besteht allerdings. Wer weder die Zeit noch die Fähigkeit hat, sich mit der Waldarbeit zu befassen, kann auf die Hilfe von Dienstleistern zurückgreifen. Ansprechpartner ist zum Beispiel der örtliche Maschinenring, auch die LBG hat eine Liste möglicher Dienstleister zusammengestellt.

Ein entsprechender Link findet sich im Internetauftritt unter www.fob.lsv.de.

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