Aus bunten Stoffteilen entstehen farbenprächtige Quilts

8.5.2014, 17:21 Uhr
Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach".

© NN Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach".

Durch die Herzkissen ist die Gruppe überhaupt erst in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Und das, obwohl die Quilterinnen nächstes Jahr bereits ihr 25-jähriges Bestehen feiern.

Angefangen hat alles mit den vhs-Kursen „Patchwork“ unter der Leitung von Anita Leutwiler und Ursula Mesnaric. Letztere befand, dass zwei Kurse pro Jahr zu wenig seien, und hatte die Idee, eine Gruppe zu gründen, die sich regelmäßig einmal pro Monat trifft. Und weil sie einen guten Draht zur evangelischen Kirchengemeinde hatte, war mit dem damals neuen Martin-Luther-Haus auch schnell ein Treffpunkt gefunden.

Aufnahme-Stopp

Im Januar 1990 wurde die offene Gruppe für alle Patchwork-Interessierten ins Leben gerufen. Der Name, übernommen aus der amerikanischen Tradition: „Quilting Bee Herzogenaurach“. Zehn Frauen waren dabei, darunter auch Leutwiler und Mesnaric, die die Leitung übernahm. Im Laufe der Jahre erfuhr die Gruppe immer mehr Zuspruch, ist heute auf 33 Frauen angewachsen.

Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach".

Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach". © NN

„Wir platzen aus allen Nähten, deshalb ist es jetzt auch keine offene Gruppe mehr; wir können leider niemanden mehr aufnehmen“, sagt Doris Wienke, die 1994 die Leitung übernommen hat und die Gruppe bis heute leitet. Zwar habe man immer die Hoffnung gehegt, dass auch jüngerer Nachwuchs komme, dies habe sich aber nicht erfüllt. „Wir sind alle 50 plus, etliche sogar über 80.“ Und Männer gibt es auch keine.

Der guten Stimmung tut das aber keinen Abbruch. An diesem Abend sind 23 Frauen gekommen. So auch Imke Groner aus Burgthann. Sie habe Spaß an Stoffen und am Nähen, aber eben über das „Normale“ hinaus, sagt sie. „Und das Nähen in Gemeinschaft macht viel Spaß.“ Man bekomme immer neue Ideen und Anregungen. Vor allem die Ausstellungen stellten immer auch eine Herausforderung dar.

Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach".

Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach". © NN

Alle fünf Jahre gibt es nämlich eine große Ausstellung von „Quilting Bee Herzogenaurach“, nächstes Jahr zum 25. Jubiläum ist es wieder so weit. Dann werden die Frauen ihre besten Werke im Stadtmuseum präsentieren, außerdem wird ein Gemeinschafts-Quilt verlost.

Übrigens: Patchwork gibt es schon, seit die Menschen sich mit Stoffen warm halten. Die amerikanischen Siedlerfrauen haben die Technik damals wiederentdeckt, als jedes Fitzelchen Stoff verwendet werden musste. „Das war eine Überlebenskunst, eine Handarbeitskunst wurde es erst später“, erklärt Wienke. Dann nämlich, als amerikanische Volkskunst populär wurde und auch nach Deutschland herüber schwappte.

Hinter den Mustern eines Quilts versteckt sich auch oft eine Bedeutung. Derzeit arbeiten die Frauen von „Quilting Bee Herzogenaurach“ beispielsweise am Thema „Fundstücke“. Jede Frau näht dazu einen Quilt nach ihren Vorstellungen — zu bewundern werden diese in der kommenden Ausstellung sein.

Miteinander Spaß haben, sich voneinander Anregungen holen, gemeinsam Kreativität ausleben — das sind die Hauptgründe, warum die Frauen sich zu dieser Gruppe zusammengeschlossen haben. „Nähen ist für mich Erholung und Entspannung“, sagt zum Beispiel Gisela Glahn aus Erlangen. „Es ist ein Hobby, das niemals langweilig wird“, fügt Christa Bogen aus Herzogenaurach hinzu.

Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach".

Besuch bei der Patchworkgruppe "Quilting Bee Herzogenaurach". © NN

Und eine soziale Ader haben die Damen außerdem: „Im Jahr 2010 sind wir auf die Herzkissen aufmerksam geworden“, erinnert sich Doris Wienke, die im Internet darüber stolperte („Ich mag Herzen“) und meinte, das sei etwas für die Gruppe.

Herzkissen werden — auch in der Uniklinik in Erlangen — an Patientinnen verschenkt, die an Brustkrebs erkrankt sind und operiert wurden. Die Herzkissen lindern den Wundschmerz, dienen als Polster gegen Druck und sollen auch ein Zeichen der Anteilnahme sein und Trost spenden. Sie werden in ehrenamtlicher Arbeit nach einem speziellen Schnitt genäht.

Aktionstag zweimal pro Jahr

Logisch, dass sich „Quilting Bee Herzogenaurach“ sofort an die Nähmaschinen setzte — im Dezember 2010 wurden 44 Herzkissen an die Frauenklinik in Erlangen übergeben, ein paar Monate später noch einmal 62 Stück. Als die fleißigen Frauen allerdings erfuhren, dass in Erlangen jährlich rund 500 an Brustkrebs Erkrankte operiert werden, beschlossen sie, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Im Oktober 2011 lud „Quilting Bee“ also zum ersten „Herzkissen-Aktionstag“ in Herzogenaurach ein. Die Damen stellten Materialien und Arbeitsmittel, jede/r durfte kommen und helfen. Und die Resonanz war tatsächlich großartig: 280 Herzkissen konnten an diesem einen Tag fertiggestellt werden. Seitdem gibt es zweimal jährlich einen solchen Aktionstag. Im Oktober 2013 überreichte die Gruppe ihr 1000. Herzkissen an die Frauenklinik Erlangen.

„Das ist einfach die richtige Aktion für Stoffliebhaber“, so Wienke. Besonders gefreut habe man sich kürzlich über das „inoffizielle 34. Mitglied“ — die Bürger-Willma. Mit diesem Wanderpreis zeichnen die Herzogenauracher Grünen jedes Jahr ehrenamtlich engagierte Bürger aus.

Die Steinfigur hat Wienke an diesem Abend dabei, um sie den anderen Frauen „vorzustellen“. Erster augenzwinkernder Kommentar: „Vielleicht sollten wir ihr einen Umhang nähen. . .“ Und dann wird erst einmal ausgiebig geschnattert, bevor sich die Quilterinnen wieder in die gemeinsame Arbeit stürzen.

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