"Eine Katastrophe"

„Babyboom-Gemeinde“ Adelsdorf hat ein Kinderarzt-Problem

17.9.2021, 05:41 Uhr
Bürgermeister Karsten Fischkal vor der dicken Holztür an der Praxis im Schloss.

© Niko Spörlein, NN Bürgermeister Karsten Fischkal vor der dicken Holztür an der Praxis im Schloss.

„Frau Kreller-Laugwitz, ich und wohl noch viele mehr sind daher sehr enttäuscht“, meinte Bürgermeister Karsten Fischkal auf Anfrage.

Dabei hätte eine Kinderarztstelle im Adelsdorfer Schloss durchaus adelige und angesichts von 800 Kindern von null bis sechs Jahren auch ökonomisch sinnvolle Seiten.

Hinter der dicken Holztür mit mächtigen Stahlschmiedebelägen im Adelsdorfer Schloss residierte nämlich einst zehn Jahre lang die Kinder- und Jugendärztin Dr. Gabriela Kreller-Laugwitz. Das ist seit einiger Zeit Geschichte und machte in der Großgemeinde die Runde wie ein Lauffeuer. Gabriela Kreller-Laugwitz ist in den verdienten Ruhestand gegangen. Jetzt hat die „Babyboom-Gemeinde“ keinen Kinderarzt mehr. Eine Katastrophe, so Bürgermeister Karsten Fischkal, denn in Adelsdorf leben nicht nur 800 Kinder von null bis sechs Jahren, bis sie quasi eingeschult werden.

„Ohne Zweifel, wir sind ein kinderreicher Ort“

Da würden noch einige hinzukommen, schließlich wurden auch Jugendliche von Kreller-Laugwitz umsorgt. „Ohne Zweifel, wir sind ein kinderreicher Ort“, was nicht nur mit dem neuen Wohngebiet „SeeSide“ an der Bahnhofstraße zu tun habe, schließlich sei Adelsdorf in den letzten Jahren an allen Ecken und so ziemlich in allen Ortsteilen gewachsen.

Kreller-Laugwitz hatte in Adelsdorf eigentlich keinen „ordentlichen“ Praxissitz, sie hatte ihre eigentliche Praxis in Forchheim. Zwar nur einen Steinwurf von Adelsdorf entfernt, aber halt in einem anderen Regierungsbezirk, in Oberfranken. Dass Kreller-Laugwitz in Adelsdorf praktizieren konnte, verdankte man auch dem ebenfalls hinter dieser „dicken Tür“ praktizierenden Allgemeinmediziner Dr. Ahmad Kullab, der für diese „Gemeinschaftspraxis“ ein offenes Ohr hatte.

Bedarfsplan ist gesetzlich geregelt

Dass Adelsdorf keine Kinderarztstelle bekommen wird, lag am System, das sich trotz aller Widrigkeiten und der nun vollendeten Tatsachen bewährt hat. Und das „System“ ist die Zulassungs-Kommission, die sich aus Vertragsärzten und Vertretern der Krankenkassen, so Frank Eckart von der Kassenärztlichen Vereinigung Mittelfranken mit Sitz in Nürnberg, zusammensetzt.

Die Kassenärztliche Vereinigung habe mit dieser Kommission nichts zu tun, so Eckart. Gleichwohl werde gemäß dem gesetzlich geregelten Bedarfsplan und dem Planungsbereich (kreisfreie Stadt oder Landkreis) entschieden, wo und ob ein Kinderarzt eine Stelle zugewiesen bekommt.

"Aufstehen - Krone richten - weitermachen“

Manchmal, nicht immer, würden Neubürger mit Kleinkindern nämlich ihre Wohnortentscheidung davon abhängig machen, ob sie in einen Ort mit einem Kinderarzt ziehen. Diese Erfahrung habe Karsten Fischkal in seiner jetzt dritten Amtsperiode gemacht. „Wir hatten eine Nachfolgerin“, so Fischkal, die natürlich auch die Stellenzuweisung der Zulassungs-Kommission benötigt hätte. Fischkal: „Also, aufstehen - Krone richten - weitermachen.“

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