Bangen um das Schicksal einer Flüchtlingsfamilie

14.4.2014, 19:00 Uhr
Bangen um das Schicksal einer Flüchtlingsfamilie

© Schneller

Rita Dankers, seit 21 Jahren in Herzogenaurach beheimatet, auch Kandidatin auf der Stadtratsliste der SPD, bemüht sich um das Ehepaar Ahmathanov, das mit seinen vier Kindern vor über einem Jahr aus politischen Gründen aus seiner Heimat flüchtete. Grund war, dass der Bruder des Ehemanns politisch motivierten Morddrohungen ausgesetzt war und den anderen Familienangehörigen in solchen Fällen oft ein ähnliches Schicksal droht.

Zunächst flüchteten sie nach Polen, das erste Land in Europa, wo sie einen Asylantrag stellten. Dieser wurde abgelehnt, doch da eine Rückkehr wohl fatale Folgen für sie gehabt hätte, schafften sie es nach Deutschland in die Erstaufnahmeeinrichtung .

Als die mit ihrem Ehemann Rainer und zwei Söhnen in Hammerbach beheimatete 55-jährige Dankers aus der Presse erfuhr, dass Herzogenaurach wie auch andere Gemeinden auf Anregung von Landrat Eberhard Irlinger Flüchtlinge aufnehmen würde, besuchte sie im Dezember einen Informationsabend von Eitel, der Interessierten nähere Einzelheiten vermittelte. So entschloss sie sich im Rahmen eines Initiativkreises für eine Hilfestellung.

Mit Händen und Füßen unterhalten

Als sie am 20. Januar von Eitel erfuhr, dass man am nächsten Tage sechs Flüchtlinge in Räumlichkeiten des alten Hammerbacher Schulgebäudes unterbringen werde, begann sie am nächsten Morgen das Nötigste wie Lebensmittel oder auch Utensilien für die Körperpflege zu besorgen. Als die Asyl suchende Familie dann eintraf und von Vertretern der Stadt, des Landkreises sowie Konrad Eitel und ihr begrüßt werden sollte, trat ein zusätzlich elementares Problem auf, denn es fehlte ein Dolmetscher. Die Hammerbacherin erinnert sich wie man mit Händen und Füßen um ein wenig Verständigung bemüht war. Die mit ihrem Hab und Gut verstaut in blauen Säcken eingetroffene Familie erreichte gleich das Herz der Deutschen, die sich schnell darüber klar war, dass alle weiteren Behördenwege etc. ohne Dolmetscher scheitern würden und so fand sie Hilfe durch zwei Herzogenauracher.

Damals hatte sie nicht ahnen können, was neben dem eingeleiteten Asylantrag alles zu bewältigen war. Ob der Arztbesuch („ich musste mehrere Anläufe machen um einen Arzt zu finden, denn für sie ist das auch Neuland“), die Einweisung zur Nutzung unserer Verkehrsmittel — alles begann bei Null.

So half Pfarrer Hetzel bei der Überlassung von Fahrrädern, der Hammerbacher SV nahm den jüngsten Sohn als Fußballer auf, und auch der Initiativkreis hätte noch mehr angepackt, doch Dankers merkte rasch, dass „die Menschen in dieser Situation einen bestimmten Ansprechpartner des Vertrauens brauchen, zudem habe ich auch die Zeit“. Und so fährt sie denn ein Mal pro Woche die vier Kinder nach Erlangen zum Deutschkurs, bringt das Familienoberhaupt für einige Tage in ein Erlanger Krankenhaus, der 17-Jährige wurde in der Berufsschule Fürth auf die Warteliste gesetzt, während Konrad Eitel der Familie einen Berechtigungsschein bei der Tafel besorgen konnte.

Asylantrag wurde abgelehnt

Die älteste Tochter hat ihr Jurastudium erfolgreich abgeschlossen, ihre Schwester stand gerade vor der letzten Prüfung, der Sohn und eine weitere Tochter besitzen den Realschulabschluss und was sich doch recht hoffnungsvoll darstellt, bleibt höchstwahrscheinlich trotzdem ohne Happy End: Die Familie Ahmathanov bekam in Deutschland von der Ausländerbehörde eine „Aufenthaltsgestattung“ über drei Monate. In dieser Zeit wurde ihr Asylantrag dann abgelehnt.

Als auch der Einspruch dagegen ohne Erfolg blieb, erhielten die Flüchtlinge für die nächsten drei Monate lediglich eine „Aufenthaltsduldung“ mit der Gefahr, dass sie jeden Tag abgeschoben werden können. In diesem Fall wieder nach Polen, wo sie herkamen und wo ihnen Gefängnis droht, da sie sich der zuvor erfolgten Ausweisung zurück nach Kasachstan entzogen hatten.

Dazu Rita Dankers: „ Meine Familie und ich sind tief betroffen, hat sich doch fast schon eine Freundschaft entwickelt. Daher wäre mein größter Wunsch dass sie ihr gerade begonnenes zweites Leben bei uns fortsetzen dürfen“.

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