"Berlin war beste Werbung für die Leichtathletik"

13.8.2018, 17:37 Uhr

© moe

Mönius war mit einer fränkischen Fangruppe die gesamte Zeit im Olympiastadion, Müller als Experte für den Sender Eurosport in Sachen Dreisprung im Einsatz – aus einem Studio in Unterföhring bei München. Eine neue Erfahrung für den 57-Jährigen: "Das war eine interessante Erfahrung, die viel Spaß gemacht hat."

Offenbar hat das "Duett" mit dem Münchner Dreisprungtrainer Richard Kick ganz gut geklappt, denn schon kurz nach der Übertragung rief der Sendechef aus der Zentrale in Paris an, um die beiden Fachleute zu loben, die ja den Auftrag hatten, nicht zu sachlich zu sein und durchaus etwas mitfiebern zu dürfen.

Hohes Niveau im Dreisprung

Das war für Müller bei der Frauenkonkurrenz leichter, denn zumindest die deutschen Damen kannte er als einstige Konkurrentinnen seines Schützlings Katharina Struß – und sie waren ja auch weit erfolgreicher als ihre männlichen Pendants, die nicht im Finale vertreten waren.

© müp

Es ist Müller anzuhören, wie sehr ihn der hochklassige Wettkampf in seinen Bann geschlagen hat. Am Ende gab es in diesem Zentimeter-Krimi ein Happy End für Kristin Gierisch vom LAC Erdgas Chemnitz, die mit persönlicher Bestleistung von 14,45 Metern Silber holte. Müller: "Nur schade, dass Neele Eckhardt, die so eine tolle Qualifikation hingelegt hatte, das Finale der besten Acht verpasst hat. Aber das zeigt auch, wie hoch das Niveau war."

Ohnehin fand er die EM in Berlin sehr gelungen, "toll, dass man mit Wettkämpfen und Siegerehrungen raus aus dem Stadion und in die Stadt gegangen ist; näher zum Volk." Auch angesichts der vielen deutschen Erfolge hofft er, dass auch die Basis wieder neue Talente begeistern konnte – vielleicht schon mit ein paar Teilnehmern mehr beim 20. Jedermann-Zehnkampf am 22./23. September.

Einen ähnlichen Effekt wünscht sich auch sein Höchstadter Kollege Markus Mönius. Der war hin und weg von der Atmosphäre im Olympiastadion mit vielen Zuschauern, die zudem absolut fair gewesen seien: "Da wurden auch die härtesten Konkurrenten der Deutschen genauso eingeklatscht." Und dank der sensationellen Akustik in Berlin sei selbst an den nicht so gut besetzten Vormittagen die Kulisse lautstark zu vernehmen gewesen.

Stimmungsmäßiger Höhepunkt war für Mönius der Samstag, aber auch am Sonntag beim Sieg von Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause "ist mir fast das Trommelfell geplatzt". Von den deutschen Goldmedaillen hat ihn diejenige von Zehnkämpfer Arthur Abele am meisten bewegt, "weil er so lange darauf warten musste und er einfach ein toller Typ ist". Und als Chef der LSC-Läufertruppe habe ihn auch Alina Reh begeistert, die nach vielen Rückschlägen Platz vier über 10 000 Meter erkämpft habe – es müssen also nicht immer Medaillen sein.

Eine Medaille hatte niemand von Mönius’ langjährigem Schützling Martin Grau erwartet, doch der Hindernisläufer selbst hatte den Finaleinzug als klares Ziel definiert. Die Enttäuschung nach dem Ausscheiden inklusive Sturz im Vorlauf war riesig, "doch inzwischen haben wir wenigstens eine Erklärung dafür", berichtet er.

Denn bis 2400 Meter habe sich Grau super gefühlt, dann habe nach einer unsanften Landung an einem Hindernis der Rücken zugemacht und jeder Schritt habe geschmerzt. So sei kein vernünftiger Schlussspurt mehr möglich gewesen, zwei Tage lang habe er sich kaum bewegen können. Doch der Kampfgeist ist wieder da. Mönius: "Martin will auf jeden Fall bis 2020 weitermachen." Dann ist Olympia in Tokio.

Keine Kommentare