„Bildung ist der Schlüssel zur eigenen Meinung“

19.1.2017, 17:37 Uhr
„Bildung ist der Schlüssel zur eigenen Meinung“

© Edgar Pfrogner

Die beiden Neuntklässlerinnen überzeugten die Juroren mit einem fairen Wortgefecht und guten Argumenten. Als Erst- (Julika) und Zweitplatzierte (Sara) dürfen sie nun am 20. Februar beim Regionalentscheid in Neustadt a. d. Aisch antreten.

Es war keine leichte Aufgabe, die sie und ihre beiden Mitstreiterinnen Jasmin Pöthig und Antje Schmidt zu bewältigen hatten. „Sollen bei allgemeinen Wahlen Jugendliche schon ab 16 Jahren wählen dürfen?“, lautete die Streitfrage, bei der Julika und Jasmin die Pro-, Sara und Antje die Kontra-Seite vertreten sollten. Neben gutem Ausdrucksvermögen und Überzeugungskraft wurde auch die Sachkenntnis beurteilt — schließlich müssen im Debattenwettbewerb stichhaltige Argumente ins Feld geführt werden, selbst wenn die Position mit der eigenen Ansicht nicht übereinstimmt.

Acht Teilnehmer hatten sich zur Teilnahme an der Qualifikationsrunde von „Jugend debattiert“ gemeldet – weniger als in den vergangenen Jahren. Durch die „Mittelstufe Plus“, die von der Mehrheit der Gymnasiasten bevorzugt wird, ist die neunte Jahrgangsstufe in diesem Jahr sehr dünn – nur zwei Klassen streben im G 8-Tempo Richtung Abitur.

Teil des Unterrichts

Bereits seit dem Herbst 2016 ist die Kunst des Debattierens am Gymnasium Teil des Unterrichts, sogar eine Schulaufgabe wird darüber geschrieben. Doch beim Wettbewerb geht es um das bundesweite Projekt, das unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht und mit Stiftungsgeldern großzügig gefördert wird. Hier sind die Regeln klar: Auf drei Themen dürfen sich die Teilnehmer neun Tage lang vorbereiten. Erst kurz vorher erfahren sie, welches zur Diskussion steht.

Dass das Los im Finale ausgerechnet auf ein politisches Thema fiel, war für die 14- bis 15-Jährigen ein „dicker Brocken“. „Sozialkunde wird an bayerischen Gymnasien erst ab der Jahrgangsstufe 10 unterrichtet“, sagt Alice Grimm, Fachbetreuerin für Deutsch am Höchstadter Gymnasium.

Einen entsprechend breiten Raum nahm genau diese Tatsache in der Debatte ein. Zur besseren Vorbereitung auf politische Mitbestimmung könne man den Sozialkundeunterricht vorverlegen, forderte beispielsweise die Pro-Seite, die engagiert dafür eintrat, dass die Generation der Zukunft diese auch aktiv mitgestalten solle. Die „Gegnerinnen“ des frühen Wahlalters konterten, politische Verantwortung stelle in diesem Alter eine zu große Bürde dar und Jugendliche seien in der altersbedingten Phase der Orientierung leicht manipulierbar.

„Bildung ist der Schlüssel zur eigenen Meinung“, brachte es Julika Röhrs auf den Punkt. Für ihre gut strukturierten und mit Beispielen untermauerten Argumente bekam sie von den Juroren die höchste Punktzahl. Das Gremium, bestehend aus vier Lehrern und zwei eigens dafür geschulten Gymnasiasten, hatten bei der Beurteilung der vier Finalistinnen dennoch die Qual der Wahl – am Ende entschieden Kleinigkeiten über die Platzierung.

Genügend Interessenten

Der Mut, sich ans Rednerpult zu stellen, zahlt sich für die Teilnehmerinnen aus – nicht nur, weil es vom Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums ein kleines Präsent gibt. Es macht die jungen Leute auch fit für spätere Herausforderungen, beispielsweise im Berufsleben. Deshalb hat es an Teilnehmern am Wettbewerb auch noch nicht gefehlt, bilanziert Lehrerin Claudia Leupold-Neubauer, die das Projekt zusammen mit Eva Ortegel-Kropf am Gymnasium koordiniert. „Anfangs zögern alle, doch dann sind immer genügend Interessenten da“.

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