Bücherei Münchaurach: "Es kommt fast niemand"

20.11.2020, 14:00 Uhr
Bücherei Münchaurach:

© Foto: Matthias Kronau

Es ist eine wunderschöne kleine Bücherei im ersten Stock des evangelischen Gemeindehauses. Ein paar Stiegen hoch, dann rechts herum und durch eine niedrige Tür hinein in den gemütlichen Raum. Regale voller Bücher, zusätzlich Gesellschaftsspiele und Hörbücher. Insgesamt 3500 Medien können ausgeliehen werden. Es gibt sogar noch eine Empore, die man über einen kleinen Aufstieg erreichen kann.

"Wir gelten als Bildungsstätte"

Leider: "Es kommt fast niemand mehr", klagt Susanne Traut. Seit das Corona-Virus das Alltagsleben wieder fest im Griff hat und es überall Veranstaltungsabsagen hagelt, glaubt offenbar kaum einer, dass überhaupt etwas offen hat. "Aber wir haben geöffnet, weil wir als Bildungsstätte gelten", betont die Büchereifachfrau.

Sie und zehn weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der evangelischen Gemeindebücherei finden es zunehmend als frustrierend, viel Freizeit zu opfern und wenig Resonanz zu bekommen.

"Man sollte nichts unversucht lassen"

Dabei geht es Mitarbeiterin Annemarie Engelhardt gar nicht mal so sehr um die verlorene Zeit. "Denn man sollte nichts unversucht lassen, um die Leute zum Lesen zu bewegen." So ist die Ehrenamtliche doch schon ein wenig betrübt, dass selbst viele Stammgäste momentan nur ihre Bücher vor der Abgabefrist hereinreichen, dann aber schnell weiterziehen.

Die Vorsicht vor dem Virus sei notwendig, betont auch Susanne Traut. Doch gerade deswegen habe man ja für die Bücherei ein striktes Hygienekonzept. Nur ein Leser/eine Familie haben jeweils Zugang, nach jedem Besuch wird über zwei Fenster quergelüftet. Desinfektionsmittel steht bereit, die Türklinken werden regelmäßig gereinigt. Und auch das: Zurückgegebene Bücher werden erst eine Woche gelagert, ehe sie neu ausgegeben werden.

"Gesünder als hier kann man Kultur nicht tanken"

"Gesunder als hier kann man Kultur nicht tanken", ist sich Annemarie Engelhardt sicher. Nun ist es nicht so, dass die kleine Bücherei vor Corona überrannt worden wäre. "2019 hatten wir etwa 1600 Ausleihen", weiß Susanne Traut. "Auch das ist eigentlich schon wenig." Woher es kommt, dass dieses kleine Münchauracher Lese-Dorado nicht mehr Zulauf hat, kann sich Susanne Traut nicht recht erklären: "Vielleicht wissen die vielen Neubürger gar nicht, dass es uns überhaupt gibt?" Schade ist es allemal, wurde die Bücherei doch erst 2019 renoviert.

Und plötzlich, während des Gesprächs mit dem Redakteur in den Räumen der Bücherei, schneit dann doch ein Leser herein. Er ist aus Oberreichenbach. "Ich will meine Bücher abgeben", sagt er hinter der Maske hervor. Also auch nur einer, der die Abgabefrist nicht versäumen will? Nein. "Ich will mich auch ein wenig umsehen", sagt er zur Freude der Mitarbeiterinnen. Der Leser hat ein schönes Lob mitgebracht. "Es ist toll, dass es diese Bücherei gibt. Es ist klasse, nicht nur, dass, sondern auch, wie die Ehrenamtlichen das hier machen."

Die Bücherei ist geöffnet montags von 18 bis 20 Uhr, donnerstags von 16 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr. Die Ausleihe ist kostenlos.

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