Bürgermeister: "Wir müssen die Kosten minimieren"

11.7.2018, 13:00 Uhr
Bürgermeister:

© Foto: Matthias Kronau

"Damals wurden offenkundig eklatante Fehler gemacht", regte sich ein Bürger in der Versammlung in der Turnhalle der Grundschule auf. "Wie kann es sein, dass diese Monsteranlage schon nach zehn Jahren kaputt ist? Kann man da nicht das Planungsbüro haftbar machen?", fragte er den Bürgermeister. Ludwig Nagel hatte zuvor ausführlich die Entscheidung des Gemeinderates zur Kläranlage erläutert.

Die Kläranlage wurde 2007/2008 für 5,5 Millionen Euro saniert und darf laut Wasserrechtsbescheid bis 2026 betrieben werden. Sie ist für 3000 Einwohnergleichwerte (EW) ausgelegt, wird aber nur mit 2000 EW belastet. Allerdings benötige die einst als supermodern gepriesene Anlage mit rund 130 000 Kilowattstunden pro Jahr doppelt so viel Strom wie vergleichbare Anlagen. Zudem seien die Betriebskosten mit zirka 300 000 Euro pro Jahr enorm hoch. Das liege zum Teil daran, wie Nagel erklärte, dass die relativ kleine Kläranlage täglich Labortests machen müsse. "Die Kosten sind gleich, egal, ob die Anlage klein oder groß ist", verdeutlichte er.

Technische Probleme

Gleichzeitig kämpfe die Kläranlage mit einer Reihe technischer Probleme. Der Klärschlamm sei sehr nass, daher sei die Schlammtrocknung äußerst aufwendig. Die Trocknung im Winter lohne sich nicht, daher werde der Schlamm in Behältern zwischengelagert. Im Frühjahr müsse die Masse wieder transportiert werden, was zu Geruchsbelästigungen führe. Das ganze System sei "sehr technikbelastet" und die vielen Pumpvorgänge rund um die Uhr kosteten viel Strom, außerdem sei der Verschleiß hoch.

Hinzu komme, dass aufgrund der neuen, verschärften Düngemittelverordnung, die Ausbringung des Klärschlamms auf Felder immer schwieriger werde. Nur mit Müh und Not habe man wieder einen Abnehmer finden können.

Aus all diesen Gründen habe man nach einer betriebswirtschaftlich sinnvolleren Lösung gesucht. "Wir müssen die Kosten minimieren", diesen Satz betete Nagel immer wieder vor. Gleichzeitig versuchte er Vorwürfe, es seien hier früher viele Fehler gemacht worden, zu entkräften: "Hinterher ist man immer schlauer." Man habe sich damals – wie heute übrigens auch – auf die Fachleute verlassen.

Fehler nachweisen

Zudem, so Nagel, der 2008 noch nicht Bürgermeister war, wisse er nicht, ob es damals andere Möglichkeiten gegeben habe. Und haftbar machen könne man das damalige Planungsbüro nicht, da man dazu Fehler nachweisen müsse. Das sei aber schwierig, weil die Kläranlage ja laufe, nur die Betriebs- und Stromkosten viel zu hoch seien.

Nun habe der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung, auch dies rügte ein Bürger, beschlossen, das Abwasser, das bisher in der Zeckerner Anlage geklärt werde, über die bereits bestehende Wasserleitung und eine neuen Druckleitung in die Kläranlage Adelsdorf zu leiten. Dort, so Nagel, werde für 2 Millionen Euro ein neuer Faulturm gebaut und "die Adelsdorfer bräuchten eine gewisse Abwasserkapazität, um ihre Investition effizient zu betreiben". Der Vertrag mit der Gemeinde Adelsdorf, der auf 20 Jahre ausgelegt ist, sehe vor, dass das eingeleitete Hemhofener Abwasser komplett über Gebühren finanziert werde. 0,64 Cent seien pro Kubikmeter zu zahlen. "Es gibt aber keinen Baukostenzuschuss, keine Verbesserungsbeiträge", versicherte der Bürgermeister.

Für den Anschluss an die Kläranlage Adelsdorf müsste die bestehende Druckleitung verlängert und das Pumpwerk umgebaut werden. Weil die Druckleitung sowieso überprüft und eine Pumpe ausgetauscht werden müsste, lägen die Kosten hier bei etwa 600 000 Euro. Derzeit lägen die Betriebskosten für die Kläranlage Zeckern bei 300 000 Euro jährlich. Nach dem Anschluss an Adelsdorf müsse man rund 140 000 Euro für das Abwasser zahlen, gleichzeitig würde man zirka 220 000 Euro (für Personal, Strom, Unterhalt, Betriebsstoffe) einsparen.

Jährlich 80 000 Euro sparen

"Das ergibt eine jährliche Einsparung von rund 80 000 Euro", sagte der Bürgermeister. Ausgerechnet habe dies das Ingenieurbüro Miller aus Nürnberg, das in einem Gutachten zur Kläranlage mehrere Varianten untersucht habe und zum Ergebnis kam: Die Überleitung nach Adelsdorf lohnt sich langfristig. Nagel: "Die Zahlen sprechen für sich." Der Bürgermeister warb um Verständnis für die Entscheidung des Gemeinderates, das Abwasser künftig nach Adelsdorf zu leiten.

Auch nach Röttenbach liefert Hemhofen bereits Abwasser. Dafür hätte man in den letzten zehn Jahren durchschnittlich 171 174 Euro pro Jahr gezahlt. "Wir liefern hier viel mehr Abwasser, als zurzeit in der Zeckerner Anlage geklärt wird, zahlen aber nur die Hälfte", so Nagel.

Trotz all der nachvollziehbaren Argumente blieben viele Bürger in der Turnhalle skeptisch, ob der Anschluss an Adelsdorf tatsächlich so gut und kostengünstig ist. "Was ist, wenn die Adelsdorfer wieder investieren?", hakte eine Frau nach. Der Abwasserpreis sei an den der Gemeinde Adelsdorf gekoppelt. "Wenn die erhöhen, müssen wir auch mehr zahlen", sagte der Bürgermeister. Das sei aber ganz normal, schließlich seien die Gemeinden verpflichtet, hier kostendeckende Gebühren zu verlangen.

Ein Mann wollte wissen: "Sie sagen, wir sparen durch den Anschluss, heißt das, dass das Abwasser in Hemhofen billiger wird?" Darauf könne er keine verbindliche Antwort geben, schließlich könne er nicht in die Kanäle schauen. Nagel: "Versprechen kann ich das nicht. Aber Ziel des Gemeinderates ist es, die wirtschaftlichste Lösung für das Abwasser zu finden."

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