Cäcilia Großenseebach besteht seit 100 Jahren

3.12.2020, 17:43 Uhr
Cäcilia Großenseebach besteht seit 100 Jahren

© Foto: Konstantin Articus

Damals, im Oktober 1920, schlossen sich ein paar Männer aus Großenseebach zusammen und gründeten den Chor. Es war damals der erste Verein für die Freizeit, wie Paulus es schildert, denn die Feuerwehr war ja doch irgendwie Pflicht. Was zunächst als reiner Männergesangsverein begonnen hatte, war ab 1955 ein gemischter Chor. Und seit Anbeginn ein wichtiger Bestandteil in der Dorfgemeinschaft von Großenseebach.

Cäcilia Paulus ist seit 55 Jahren im Chor aktiv. Niemand ist aktuell länger im Cäcilia-Chor. Ist die Namensdopplung von ihr und Chor Zufall? Nein, sagt sie. Das liege an ihrem Vater Konrad Schmitt. "Das Singen war sein Leben." Von 1949 bis 1964 und nochmals von 1970 bis 1979 saß er dem Verein vor. Und nannte seine älteste Tochter eben nach seiner großen Leidenschaft. Schon ihr Großvater Joseph Schmitt hatte das Amt inne, war Gründungsmitglied des Vereines. Irgendwann im Januar 1965, Paulus war gerade 14 Jahre alt, kam sie zum Chor und ist seitdem bei nahezu allen Aktivitäten dabei.

Der Gesangverein Cäcilia begann als reiner Männergesangverein. Seit 1955 dürfen die Frauen mitsingen.

Der Gesangverein Cäcilia begann als reiner Männergesangverein. Seit 1955 dürfen die Frauen mitsingen.

Cäcilia, das ist der Name der Schutzpatronin der Sänger, Musiker und des geistlichen Liedes. Den Namenstag der Cäcilia am 22. November hat der Chor früher mit einem Fest begangen, wie sich Paulus erinnert. Da wurde eine Messe in Hannberg abgehalten, es wurde gesungen, gefeiert. Auch sonst wurde immer gerne gefeiert, meist rund um das Stammlokal, dem Gasthaus Schmitt im Herzen Großenseebachs. Da waren auch gerne die Paten vom Liederkranz Herzogenauracher dabei.

Legendär scheint mittlerweile die Anekdote zur 30-Jahr-Feier 1950: Wie immer wurde neben dem Gasthaus Schmitt mit großem Aufwand ein rauschendes Fest gefeiert, sogar ein Kalb wurde dafür geschlachtet. Über dem Misthaufen wurde eine Bühne errichtet, damit der Cäcilia-Chor sowie der Herzogenauracher Patenchor dort gemeinsam für die Gäste singen konnten. Nach dem Essen bestiegen beide Chöre ihr Podium und – Rums – Die Bretter gaben samt Chören nach und landeten im Mist. Zu den Feier gab es meist große Festumzüge und Zusammenkünfte, bei dem das Dorf dabei war. "Der Gesangverein war früher Teil der Dorfgemeinschaft, hat Feste veranstaltet und die Mitglieder haben sich nach den Proben bei Bier und Wein ausgetauscht und vielleicht noch eine Runde gekartelt", heißt es in der Festschrift zum 100-jährigen. Wo es was zu feiern gab, wurde gesungen.

Spaß und Zusammenhalt

Den Spaß und Zusammenhalt untereinander gibt es zwar immer noch. Doch das Drumherum ist irgendwie professioneller geworden. Vom kleinen Rahmen mit Ständchen hier und da hin zu großen Projekten. Früher sang man einfach von der Leber weg, sagt Paulus, Proben im Wirtshaus. Da sei ein großer Auftritt gewesen, wenn der Chor auf einem Sängerfest drei Lieder zum Besten gab. Heute sei es anspruchsvoller geworden. So probt man wochen-, gar monatelang auf einen kompletten Konzertabend hin.

Noch heute schwärmt Cäcilia Paulus von den Auftritten in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen. Zusammen mit anderen Chören wagte man sich zum Beispiel 2016 an den Messiahs. Und wenn man Beifall von solchen Menschenmassen empfängt? "Gänsehaut pur", sagt Paulus.

Früher habe man zwar auch Organisieren müssen und das noch ohne Mailverkehr, meint zweite Vorsitzende Ortrud Günther. Seit zwei Jahren hat die Großenseebacherin den Posten inne, vorher stand sie ein Jahrzehnt an der Spitze des Vereins. Heutzutage sei die Chororganisation nicht unbedingt schwieriger, dafür aber nervenaufreibender, weil es durch Großprojekte um viel größeren Geldsummen gehe, meint Günther. Als Beispiel nennt sie dabei die Hallenmiete für die Heinrich-Lades-Halle. Würden überhaupt genügend Menschen kommen? Günther weiter: "Der Anspruch der Konzertbesucher ist größer, sie kommen nicht mehr so selbstverständlich."

Doch wer in den letzten Jahren Konzerte des Cäcilia-Chores besucht hat, der weiß, dass speziell auch das heimische Publikum aus Großenseebach und Umgebung gerne kommt, wenn der Traditionschor auftritt. Chor und Tradition würdigt dabei nicht nur das Publikum. Seit 1956 wird im Namen des Bundespräsidenten die Zelter-Plakette verliehen. Diese Auszeichnung bekommen Amateurchöre, die sich seit mindestens 100 Jahren um das Chorwesen verdient gemacht haben. Am 9. Mai diesen Jahres durfte der Cäcilia diese Ehrenauszeichnung entgegennehmen.

"Für mich ist es toll, dass sich ein Chor über 100 Jahre gehalten und so toll entwickelt hat", sagt Günther. Das sei für ein so kleines Dorf wie Großenseebach immerhin eine stolze Zeit.

Geplant ist, die Jubiläumsfeier im Laufe des kommenden Jahres nachzuholen. Sicherlich singt dann auch Namensvetterin Cäcilia Paulus wieder mit.

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