Carl Platz-Schule: Erweiterungsbau wird dreistöckig

1.5.2016, 09:04 Uhr
Der Pavillon an der Carl Platz-Schule ist bereits abgerissen.

© privat Der Pavillon an der Carl Platz-Schule ist bereits abgerissen.

Die zumindest seltene Abfolge der Entscheidungen ist dem Sitzungsrhythmus geschuldet, sagte Bürgermeister German Hacker. Man wolle keine weiteren fünf Wochen Zeit verlieren bei dem Projekt. Auch das Plenum des Stadtrats entschied sich damit für den Vorschlag des Architekturbüros Bär, Stadelmann, Stöcker, den im April auch der Schul- und Kulturausschuss empfohlen hatte.

Auch Architekt Friedrich Bär plädierte am Donnerstagabend dafür, den quadratischen Atrium-Bau, den das Büro als Nachfolger des inzwischen abgebrochenen Pavillon-Baus für den Schulkomplex entworfen hatte, nicht nur mit Erdgeschoss und erstem Stock zu bauen, sondern im Vorgriff auf mehr Schüler gleich ein zweites Obergeschoss aufzusetzen.

Der Architekt zählte die Vorteile auf, die der Bürgermeister auch schon dem Kulturausschuss genannt hatte: Den Schulkindern werden nicht zwei Baustellen hintereinander und eine Container-Auslagerung zugemutet, man muss nicht fürs spätere Aufstocken das Dach wieder abreißen, was das Ganze verglichen mit späterem Aufstocken um 100 000 Euro billiger macht, man hätte schnellen Zugriff auf eine Raumreserve, kurz eine entspanntere Raumsituation an der Grundschule — sowohl, was ein Ansteigen der Schülerzahl angeht, als auch für lehrplanbedingten Raumbedarf pro Schüler.

Auch Nachteile

Nachteile hat die „Variante B“, wie der dreigeschossige Bau im Verfahrensjargon genannt wird, auch. Sie kostet 5,3 Millionen Euro, wenn man das zweite Obergeschoss zwar errichtet, aber noch nicht ausbaut. 5,9 Millionen braucht es, den Bau gleich bezugsfertig hinzustellen.

Im Haushaltsplan stehen nur die Mittel für eine zweigeschossige Lösung: etwa 4,3 Millionen Euro. Aber, so Kämmerer Manfred Hofmann, die Million sei leicht zu finanzieren, denn im „Deckungsring Gebäudewirtschaft“ sei weniger Geld ausgegeben worden als berechnet, was die Zusatzkosten decken würde.

Weiterer Nachteil: Das im Moment erforderliche Raumprogramm ist in der zweigeschossigen „Variante A“ bereits erfüllt. Das dritte Geschoss wäre also „über Plan“ und dafür zahlt die Regierung nichts zu.

Schließlich, räumte auch der Architekt ein, ist das dreistöckige Gebäude wuchtig. Es ist um 1,50 Meter höher als die Traufe des — allerdings ebenfalls schon dreistöckigen — Hauptgebäudes. Somit, formuliert es die Verwaltung, ist städtebaulich der dreistöckige Gebäudekörper nicht mehr als „untergeordnet“ zu betrachten.

Das ist auch eine Tatsache, die die CSU stört. An empfindlicher Stelle, neben dem Wiwa-Weiher, ist das 13 Meter hohe Ding „eine Wand“, sagte Fraktionschef Bernhard Schwab.

Wie auch Christian Schaufler von den Freien Wählern führte die CSU einen weiteren Nachteil ein: die Verkehrsproblematik. Zu den Bring- und Hol-Zeiten herrsche schon jetzt prekärer bis gefährlicher Autoverkehr. Werde die Schule noch größer, werde dieser noch schlimmer.

Schaufler brachte in die Debatte, einen ganz neuen Standort für einen Schulbau nahe an der Herzo Base zu suchen, und wurde unterstützt von Ille Prockl-Pfeiffer (CSU), die diesen Wunsch auch von den „Herzo-Base-Eltern“ gehört hatte, wie sie sagte. „Auch wir denken in Richtung neuer Standort,“ ließ Bernhard Schwab für die CSU-Fraktion durchblicken. Dem dreistöckigen Neubau werde man deshalb „auf keinen Fall zustimmen.“

Womit auch die Frage der Schulsprengel in die Debatte geriet. Kurt Zollhöfer (CSU) befand, eine Änderung der Sprengel sei bei den derzeitigen politischen Verhältnissen in Herzogenaurach offensichtlich ein Tabu. Und bekam dies von Bürgermeister German Hacker bestätigt: Es gehe nicht, quer durch das Wohngebiet Herzo Base eine Sprengelgrenze zu ziehen und Nachbarskinder in unterschiedliche Schulen zu schicken. Gleichwohl gab Hacker ein deutliches Bekenntnis zum Fortbestand und zu einer künftigen Erweiterung der Niederndorfer Schule ab.

Zollhöfer äußert Ärger

Kurt Zollhöfer wiederum äußerte zwar Ärger über das ganze Verfahren, stimmte aber als einziger CSU-Mann der „Variante B“ zu — ausschließlich, damit die Kinder keine zweite Baustelle erdulden müssen, wie er sagte.

Klare Unterstützung bekam die dreistöckige Variante von der SPD und von den Grünen. Sandra Wüstner, stellvertretende Sprecherin der Sozialdemokraten, nannte ihre Erfahrungen. Jahr für Jahr habe es sich wiederholt: Man habe zu wenige Räume für die steigende Zahl von Kindern und müsse regelmäßig schnelle Notlösungen aus dem Ärmel schütteln.

Jetzt, so Wüstner, habe man die Chance, „einmal nicht der Zeit hinterherzurennen“. Wüstner: „Wir sparen Ärger und Kosten, sind flexibler“. Sie und ihr Fraktionskollege Holger Auernheimer folgerten: „Den dritten Stock brauchen wir.“

Retta Müller-Schimmel (Die Grünen) fand dies auch. Vor allem unter dem Aspekt, was für ein „herrlicher Standort“ der Hügel über dem WiWa-Weiher sei. Den müsse man nützen.

Peter Simon (Die Grünen), Lehrer von Beruf, wies auf die Lehrplan-Reformen hin. Schon derentwegen brauche man mehr Räume.

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