Cha-Cha-Cha in der Garage

12.10.2010, 16:23 Uhr
Cha-Cha-Cha in der Garage

© Edgar Pfrogner

Rittmayers haben heute Tanzstunde. Ihr Lehrer Bruno Wissenz ist eigens für diesen Termin zu ihnen nach Hause angereist. Keine Ausnahme, sondern Teil seiner alltäglich Arbeit. Seit rund zwei Jahren leitet Wissenz zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Katrin Mickan eine mobile Tanzschule. Der Name „Tanz Eleganz“.

Drehung im Badezimmer

Wissenz’ Büro liegt in Pautzfeld, doch dort findet man ihn nur selten. Über ein festes Tanzstudio verfügt er nämlich nicht. Er und seine zwölf Mitarbeiter ziehen von Kunde zu Kunde. Sie unterrichten mal in Cafés, mal in Vereinsheimen oder direkt in der Wohnung. „Einmal habe ich sogar meine Tanzstunde in einem Badezimmer abgehalten“, erinnert sich Wissenz. „Es war eben der größte Raum im ganzen Haus.“

Der Privatunterricht hat seinen Preis: Mit 60 Euro pro Person muss man rechnen. „Aber die Kunden sind bereit das zu zahlen, wenn sie dafür Qualität bekommen“, behauptet Wissenz. „Wir waren schon bis ins Allgäu und nach Würzburg unterwegs.“

Bei der Kundenanwerbung läuft vieles über Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wir geben auch Firmen-Tanzkurse und VHS-Kurse. Viele kennen uns deshalb schon,“ sagt Wissenz.

Viele Gründe

Zahlreiche Anfragen kommen aus entlegenen Dörfern mit schlechten Verkehrsanbindungen. Manche Kunden haben Kinder und können nur selten ausgehen. Andere wieder mögen einfach nur den Service, dass jemand zu ihnen nach Hause kommt und intensiven Privatunterricht erteilt.

So auch die Rittmayers. „Unter der Woche sitze ich viel am Schreibtisch. Für mich ist Tanzen darum wie Urlaub“, erklärt der Versicherungsberater. Früher besuchten Rittmayer und seine Frau regelmäßig Standardtanzkurse. Die Zeit wurde knapper, es folgte eine lange Pause.

Von der Pike auf

Anlässlich einer Familienhochzeit frischen sie die Schritte wieder auf – und wurden ehrgeizig. Von der Pike auf wollen sie es nun lernen. „Viele Figuren haben sie uns früher beigebracht. Davon ist kaum etwas hängen geblieben,“ sagt Rittmayer. „Hier haben sie mir erst mal gezeigt, wie man eine Dame überhaupt führt.“

„Die Kunden genießen, dass sie in Ruhe zu Hause tanzen können, erklärt Wissenz. „Hier sind sie in ihrer gewohnten Umgebung.“ Besonders Männer sehnten sich oft danach, stressfrei zu tanzen, weiß Tanzlehrer Wissenz.

„Frauen können sich die Schritte oft schneller merken. Aber die Männer müssen eben den Takt vorgeben.“ Bei so viel Zeit bleibt auch immer ein wenig Gelegenheit für Tipps im Tanz-Knigge: Wie hilft man der Dame in den Mantel, wie führt man sie auf die Tanzfläche. „Das gibt Sicherheit“, sagt er. „Sogar die Männer fühlen sich wohl. Unsere Paare wirken so oft entspannter.“

ISABEL METZGER