Chancen für Bewerber so gut wie nie

5.4.2016, 07:00 Uhr
Chancen für Bewerber so gut wie nie

© Foto: Andreas Brandl

Rein zahlenmäßig kommt im Landkreis 1,3 Ausbildungsplätze auf einen Suchenden, nimmt man die Stadt Erlangen dazu, sind es über zwei Lehrstellen pro Bewerber, schildert Regina Gutberlet, Leiterin der Berufsberatung der Arbeitsagentur Fürth. In der Tat eine prima Ausgangslage für Jugendliche, die demnächst mit der Schule fertig werden – egal ob Mittel-, Realschule, Fachoberschule oder Gymnasium.

Die Hitliste der beliebtesten Ausbildungsberufe sei seit Jahren unverändert sowohl bei den Jungs (Mechatroniker) als auch bei den Mädchen (Bürokauffrau). Dabei gebe es hierzulande 400 verschiedene Ausbildungsberufe. Da biete die Börse eine gute Gelegenheit, sich auch mal Alternativen anzuschauen zum eigenen „Traumjob“.

Sigrid Katholing, Chefin der Geschäftsstelle Erlangen der Arbeitsagentur, hatte zuvor betont, dass der Landkreis gut aufgestellt sei „in Quantität und Qualität der Arbeitsplätze“. 46 750 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gebe es derzeit in ERH, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1000. Hiervon hätten 600 eine akademische Ausbildung oder ein Duales Studium, nur 200 einen anerkannten Ausbildungsabschluss. Hier könne die Börse als eine gute Brücke fungieren, die Perspektiven von Ausbildungsberufen zu verdeutlichen.

In dieselbe Kerbe hieben Stefan Kastner, bei der IHK Mittelfranken für die Berufsausbildung verantwortlich, und Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. In diesem Jahr, so Kastner, fehlten in Mittelfranken zirka 25 000 Fachkräfte. Dem versuche die IHK durch verschiedene Aktionen wie „Elternstolz“ oder „Azubi-Scouts“ (Auszubildende präsentieren in Schulen ihre Berufe) entgegenzuwirken.

Laut Mevenkamp sind Auszubildende im Handwerk derzeit Mangelware. Daher gehe es ihm darum, die Stärken der dualen Ausbildung herauszuschälen. Es gebe in Deutschland über 16 000 Studiengänge. Bei weitem nicht hinter jedem stehe ein entsprechender Beruf. Das sei in der dualen Ausbildung anders. Die Ausbildungsbörse in Herzogenaurach sei stets etwas Besonderes, lobte er, das Interesse sei groß und es gebe oft fruchtbare Gespräche, zumal sehr oft die Eltern ihre Kinder begleiteten.

Martin Wirsching, Leiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums, erläuterte die verschiedenen Möglichkeiten der Bildung und Ausbildung. Metallindustrie und Industriekaufleute stellten kein Problem dar. Schwierig seien die Branchen Einzelhandel und Gastronomie. Auch er äußerte die Meinung, dass Gymnasiasten oft nicht hinreichend über die Möglichkeiten der Dualen Ausbildung und des Dualen Studiums Bescheid wüssten.

Dass sich die Situation gegenüber dem Start der Börse 2001 geändert hat, unterstrich Landrat Alexander Tritthart. Damals habe man Firmen beknien müssen teilzunehmen. Das sei jetzt anders. Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker ergänzte das mit einem Beispiel. Vor neun Jahren habe es für die zwei Ausbildungsplätze bei der Stadt 120 Bewerbungen gegeben, jetzt seien es nur noch 30 bis 40. Und — erstmals – nimmt auch adidas an der Ausbildungsbörse teil.

Das gleichwohl viele Betriebe von Anfang an „dabei“ waren, wertet der Landrat als Indiz für die positive Wirkung der Ausbildungsbörse.

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