Clublegende Hans Meyer lässt Vergangenheit aufleben

23.1.2018, 10:21 Uhr
Clublegende Hans Meyer lässt Vergangenheit aufleben

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Am liebsten hätte Hans Meyer wohl zum Rotstift gegriffen. So wie ein Autor Szenen seines Buches in wenigen Sekunden wieder entfernt, hätte auch Meyer eine Geschichte lieber ungeschehen gemacht. "Aus Eitelkeit", sagt Meyer. "Weil ich da echt blöd aussehe." Weil der niederländische Stürmer Gerald Sibon darin schildert, wie schwer er sich beim 1. FC Nürnberg zurechtfand. Und wie Hans Meyer ihn zwei Wochen vor dem Pokalfinale vorzeitig in den Urlaub schickte. Doch statt zum Rotstift greift Meyer zum Buch und liest die Geschichte selbst vor.

Der 1. FCN-Fanclub Frankenpower hat Meyer an diesem Abend eingeladen. Um Punkt 19.03 Uhr betritt der Ex-Trainer fit und gut gelaunt das Vereinshaus des 1. FC Herzogenaurach. Applaus brandet auf. Die Veranstaltung, verrät Elmar Amling, der Vorsitzende des Fanclubs, sei blitzschnell ausverkauft gewesen. Und es soll nur der erste Höhepunkt im 30. Jubiläumsjahr sein.

Im Fokus steht diesmal die Erinnerung. Das Buch "Ganz Nürnberg war in einem Rausch" behandelt das Jahr 2007 — genauer, den Nürnberger DFB-Pokalsieg. Doch Meyer betont, dass das kein Buch über ihn sei. "Meine Geschichte ist nur eine von 35", erzählt er. Und weil das so ist, sind auch die beiden Autorinnen im Vereinsheim dabei.

Maren Zimmermann und Katharina Fritsch kennen sich bereits sehr lange. Zusammen haben die beiden einst beim Nürnberger Theater gearbeitet. Dann, kurz nach dem Pokalsieg, wechselt Fritsch zur Pressestelle des 1. FC Nürnberg. Dort schnappt sie immer wieder Geschichten aus dem Pokaljahr auf. "Irgendwann hatten wir deswegen die Idee, diese Geschichten den Fans zu erzählen", sagt Zimmermann.

Das Konzept ist klar: Jeder Spieler, der auch nur eine Minute gespielt hat, jeder, der an diesem Pokalsieg beteiligt war, vom Mannschaftsarzt bis zum Busfahrer, erzählt in diesem Buch seine ganz persönliche Geschichte des Pokalsieges. Gar nicht so einfach. Manche Spieler hat es inzwischen in weit entfernte Ecken des Planeten verschlagen. Andere können sich kaum noch an die Ereignisse erinnern. "Die unterschiedlichen Reaktionen haben mich beeindruckt", sagt Fritsch.

Wie auch Hans Meyer selbst, der am Ende des Abends bei Fragen aus dem Publikum dann doch noch mal im Mittelpunkt steht. Denn — wie man ihn eben so kennt — ist er nie um einen lockeren Spruch verlegen, hat zu jedem Fußballthema seine Meinung, die er standhaft vertritt. So erfahren die Gäste, was er so denkt über die Fußball-Welt im Jahr 2018, über die wachsende Kommerzialisierung des Fußballs ("Halte ich nichts von, aber kann man nicht zurückdrehen"), über den Videobeweis ("Eine Illusion") und über den FC Bayern München ("Hat einen großen Umbruch vor sich"). Und das Buch? Jeder eingefleischte FCN-Fan, das ist Meyers Botschaft, werde nach dem Lesen dieses 20-Euro-Buches begeistert sein. Und wer dann trotzdem noch sage, der Meyer habe gelogen, "der schickt mir das Buch und bekommt von mir 21 Euro zurück".

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