Corona lässt die Chöre in Erlangen-Höchstadt schweigen

17.12.2020, 14:44 Uhr
Corona lässt die Chöre in Erlangen-Höchstadt schweigen

Denn warum sei jemand in einem Chor? "Weil er gerne singt und die Gemeinschaft sucht", so Kaschel. Und natürlich gehe es auch darum, sich in der Chorgemeinschaft zu präsentieren und zu zeigen, was man gemeinsam erarbeitet habe. Aber genau das falle heuer komplett ins Wasser. Viel dramatischer allerdings seien die erneuten Kontaktbeschränkungen, die nach dem Lockdown im Frühjahr auch jetzt wieder die regulären Chorproben verhinderten. "Dabei sind gerade die persönlichen Kontakte so wichtig", findet Kaschel. Denn viele Chöre hätten auch viele ältere Mitglieder. "Und die müssen wir erreichen, damit sie nicht vereinsamen."

Chorproben per Videochat

Mit den beiden Chören, die sie selbst leitet – der Walter-Rein-Chor aus Erlangen und Cantamus aus Uttenreuth –, hält sie deshalb jetzt regelmäßig virtuelle Chorproben via Zoom ab. "Das wird gut angenommen", erzählt sie erfreut. Und lobt vor allem die Sängerinnen und Sänger von Cantamus, von denen viele schon über 75 Jahre alt sind. "Die waren da ganz mutig." Ein IT-Spezialist aus dem Walter-Rein-Chor habe eine genaue Anleitung für Zoom formuliert, sodass es schließlich alle Interessierten geschafft hätten.

Was allerdings nicht geht: gemeinsam singen. Die leichten Zeitverzögerungen via Zoom machen das unmöglich. Aber jedes Chormitglied hört Andrea Kaschel singen und Klavier spielen und kann dann selbst vor dem heimischen Computer, Laptop oder Smartphone mitsingen; alle anderen sind für den Einzelnen stumm geschaltet. "Momentan singen wir vor allem bekannte Weihnachtslieder", sagt die Kreischorleiterin. "Es ist auf diese Weise zwar keine Kontrolle möglich, aber man sieht sich, bleibt in Kontakt und trainiert die eigene Stimme."

Corona lässt die Chöre in Erlangen-Höchstadt schweigen

Das bestätigt der Vorsitzende des Sängerkreises Erlangen-Forchheim, Norbert Mischke aus Herzogenaurach. Er singt selbst im Niederndorfer Chor Cantus Vox. Auch dort wird via Zoom geübt. "Wir proben für unser 125. Jubiläum und ziehen das jetzt durch", so Mischke. Denn eigentlich habe man heuer, im Jubiläumsjahr, die "Petite Messe Solennelle" von Gioachino Rossini aufführen wollen. Das ging nicht, doch das Konzert soll nachgeholt werden. "Deshalb müssen wir jetzt dranbleiben und proben."

Einig ist er sich mit Kaschel in folgendem Punkt: Nichts geht über live. "Aber Zoom ist eine gute Alternative, denn man kommt in die Melodie und den Takt rein", meint Mischke. "Das bringt schon was, man kann da wirklich was lernen und einstudieren."

Damit der Chor nicht auseinanderfällt

Mischke weiß aber auch, dass etliche Chöre ihre Probenarbeit im Moment wegen der technischen Herausforderungen ruhen lassen. Doch wenn man einen Chor nicht zusammenhalte und in Kontakt mit den Sängerinnen und Sängern bleibe, könnte es sein, dass ein Chor auseinanderfalle, befürchtet er.

Deshalb appelliert er an alle Chöre und ihre Leiter: "Wenn Ihr Probleme habt, meldet Euch, dann finden wir Lösungen." So herrscht etwa bei der Kantorei Sankt Magdalena mit ihren diversen Chören in Herzogenaurach gerade "Stillstand", wie es Chorleiter Toni Rotter formuliert. Proben fänden derzeit nicht statt, nur noch die Einzelstimmbildung bei den Jugendlichen. "Alle vermissen das Singen und die Gemeinschaft sehr", weiß Rotter und bedauert vor allem, dass das traditionelle Weihnachtskonzert am ersten Feiertag heuer ausfallen muss – "zum ersten Mal seit 1998".

Adventssingen ohne Publikum

Natürlich kann auch das große Adventssingen im Max-Morlock-Stadion in Nürnberg am 23. Dezember nicht in gewohnter Form stattfinden. Das Adventssingen wird aber im Radio zu hören oder im Internet zu hören und sehen sein, jeder ist eingeladen, daheim mitzusingen. In den vergangenen Jahren war der Bundes-chorleiter des Fränkischen Sängerbundes, Gerald Fink aus Herzogenaurach, als Dirigent beteiligt und wirkt auch heuer wieder mit. Er erklärt: "Gesendet wird eine Aufzeichnung aus dem letzten Jahr. Den Live-Charakter erhält das Ganze durch aktuelle Interviews und Statements, aufgezeichnet und auch live direkt aus dem Stadion."

Freilich gibt es auch wieder prominente Unterstützung, zum Beispiel vom 1. FC Nürnberg und dem Christkind, von den Stadtdekanen sowie von Bürgermeister Christian Vogel. Ein "Spendenmarathon" läuft ganztägig über die Radiosender des Funkhauses Nürnberg, und zwar für die Vesperkirche Nürnberg und die "Lobby für Kinder".

"Ich finde es ganz toll, dass trotz der schwierigen Situation die Reihe nicht unterbrochen wird", sagt Gerald Fink. "Und über das Funkhaus Nürnberg ist auch eine große Reichweite garantiert." Er sei sehr gespannt, denn "so etwas gab es noch nie".

Am 23. Dezember startet um 18 Uhr online und auf den UKW-Sendern des Funkhauses Nürnberg (Hit Radio N1, Radio F, Gong 97,1 und 98.6 charivari) das große Adventssingen 2020.

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