Corona-Lockdown: Büchereien warten auf München

4.12.2020, 11:46 Uhr
Corona-Lockdown: Büchereien warten auf München

© Hans von Draminski

Denn dass im zweiten Lockdown des Corona-Jahres 2020 auch die Büchereien zumachen müssen, während der Buchhandel seine Läden geöffnet halten darf, ist eine Verordnung der Bayerischen Staatsregierung, die damit die Vorgaben der Bundesregierung deutlich verschärft hat. Schon im ersten Lockdown tickten die Uhren im Freistaat anders: "Während die Büchereien in anderen Bundesländern wieder öffnen durften, blieben sie in Bayern länger zu", erinnert sich Lechner.

Räume sind verwaist

So sind die Büchereiräume im Herzogenauracher Interimsrathaus derzeit weitgehend verwaist, das Team hält freilich die Stellung, obwohl sich die Arbeit in Grenzen hält: Fand der große "Klimmzug" doch schon im letzten Jahr statt, als vor dem Hintergrund des Rathausneubaus auch die Stadtbücherei ins Interimsrathaus umzog und bei dieser Gelegenheit das Ausleihsystem auf Selbstverbuchung umstellte.

Dabei wurde der Medienbestand auch mit scanfähigen RFID-Code-Aufklebern versehen. "Das Reparieren und Saubermachen der Bücher hört aber nie auf", lächelt Gabriele Lechner unter ihrer Gesichtsmaske. Im ersten Lockdown gab es einen Lieferservice: Lechner und ihre Leute fuhren mit dem Lastenfahrrad Lesestoff aus. "Das war bei schönem Wetter", erinnert sich die selbst lesebegeisterte Herrin über Tausende von Büchern und Tonträgern.

Service schlecht angenommen

Mit Ille Prockl-Pfeiffer wurde ein solcher Service für Menschen aus Risikogruppen organisiert – aber nur schlecht angenommen. Nun hat die für die Stadtbücherei zuständige Fachstelle bei der Staatsregierung nachgefragt, ob ein Lieferservice auch bei ansonsten vollständiger Schließung der Bücherei erlaubt ist – aber noch keine Antwort erhalten. "Ich hoffe, dass die Menschen sich gegenseitig wenigstens viele Bücher unter den Weihnachtsbaum legen", sagt Gabriele Lechner. Auch Lechners Höchstadter Kollegin Marlitt Grigull wartet auf München. Denn für ihre Planungen fehlen Aussagen darüber, ob vielleicht doch etwas geht. Besagter Lieferdienst zum Beispiel. Den könnte sich so manche Bücherei vorstellen, um ihre Kunden mit Lesestoff zu füttern. Wie er aussehen müsste, müsste jede Einrichtung im Detail mit der Kommune klären. Wenn denn das grüne Licht aus der Landeshauptstadt da ist.

Steht wieder Kurzarbeit an?

Bis dahin sortiert Marlitt Grigull sich und ihr Team: Steht wieder Kurzarbeit an? Welche Aufgaben können in den nächsten Wochen verteilt werden. Übung darin haben sie vom letzten Lockdown, als Grigull die Zeit zum Aufräumen, Umräumen und Reparieren kaputter Umschläge genutzt oder neue Bücher geordert hat: "Solange Geld da ist, kann ich bestellen."

Zum Glück, sagt sie, sei ihre Bücherei an eines der Onleihe-Systeme angeschlossen. In Höchstadt gebe es dadurch Streaming-Möglichkeiten für Filme und Hörspiele als Alternative zur Direktausleihe vor Ort. Oder Bücher als eBook, wenn auch begrenzt. Wegen der hohen Lizenzgebühren, sagt Grigull, ordern die meisten Einrichtungen immer nur eine elektronische Ausgabe pro Titel. Ist die ausgeliehen, kann das eBook von keinem anderen Bücherei-Besucher gelesen werden. Aber meist lege sich die starke Nachfrage bei erfolgreichen Titeln nach einer Weile, so dass am Ende eine Lizenz doch ausreicht.

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