Das Schweigen der Lämmchen

21.11.2010, 17:36 Uhr
Das Schweigen der Lämmchen

Coach Christian Braun war nach der Schlusssirene sichtlich angeschlagen: „Ich verstehe jetzt, wieso mein Vorgänger Steffen Dauer manchmal nach dem Spiel alles durch die Gegend gefeuert hat. Ich bin heute auch sehr am Rande.“ Von was ließ es weg, aber es ist anzunehmen, dass er seine Nerven meinte.

Das Schweigen der Lämmchen

© Ralf Rödel

Denn fast immer, wenn seine Schützlinge einen Angriff schön ausspielten, endete die Szene mit einem kollektiven Aufstöhnen des Publikums: Von 31 Nahdistanzwürfen, die meisten davon freie Korbleger, landeten nur zwölf im gegnerischen Korb. Eine peinliche Quote, vor allem, wenn man sieht, dass gestandene Zweitligaspielerinnen wie Janina Gromotka, Tina Riegner, Kerstin Wägner oder die Pfister-Schwester den Ball gelegentlich völlig unkontrolliert am Ziel „vorbeisemmeln“.

Unerklärlich ist dieses Manko auch für Braun: „Wir trainieren das im Training zurzeit so intensiv wie selten, eben weil wir wissen, dass wir da anfällig sind.“ Aber offenbar ist es unter Druck im Punktspiel so, dass die einfachsten Mechanismen nicht mehr greifen. „Es ist ärgerlich, dass wir so intensiv verteidigen und trotz unserer Längennachteile die Rebounds dominieren und uns im Angriff so selten dafür belohnen.“

Allerdings war die Situation durchaus schwierig: Nach dem Rücktritt von Mila Fischer und dem krankheitsbedingten Ausfall von Barbara Hartz hatte er mit Janina Gromotka nur eine zweitligaerfahrene Spielmacherin zur Verfügung. Die junge Laura Angerstein verschaffte ihr zehn Minuten Verschnaufpause und machte ihre Sache beim Zweitligadebüt wirklich sehr ordentlich. Als einzige schien sie vom Nervenflattern beim Wurf verschont worden zu sein: Ihre beiden Würfe - darunter eine Dreier - landeten bombensicher im Korb.

Sie sorgte auch für die erste TSH-Führung im Spiel zum 26:25, doch davor und danach rannten die Shorthorns fast immer einem Rückstand hinterher. Schuld daran waren zwei wahrlich herausragende Erscheinungen bei den Gäste: Marijana Kovacic (1,87 Meter), die 15 Punkte beisteuerte, und die ehemalige „Miss Mosambik“, die 1,96 Meter lange Nica Gemo (9), waren unterm Korb kaum zu stoppen und in der Defensive schwer zu überwinden. Auf den Aufbaupositionen sorgten Hannah Eitel (16) und Renate Grutza (11) für viele Punkte.

Zunächst sah es sogar nach einem höheren Erfolg der Oberbayern aus, die beim 20:11 früh eine hohe Führung vorlegten. Doch nach dem 14:20-Viertelstand begann die beste Phase der Herzogenauracherinnen, die zur Halbzeit nur noch 31:33 zurücklagen. Bis zum 40:44 schien alles offen, ehe eine „vogelwilde“ Serie im Angriff bis zum 43:52 zur dritten Pause fast alle Hoffnungen zunichte machte.

Denn neun Punkte sind zwar im Basketball normalerweise aufzuholen, aber nicht, wenn man nur jede dritte hundertprozentige Chance nutzt - zumal im Schlussviertel nur noch Kapitän Kerstin Wägner traf und alle elf Punkte der Shorthorns erzielt. Der Rest: das Schweigen der Lämmchen.

TSH: Klisanic, Angerstein 5/1, Wägner 19, I. Brox 6, Gromotka 2, M. Pfister 7, A. Pfister 11, Riegner 3, Heinz 1 (R. Brox, Joyner und Schorner nicht eingesetzt).

 

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