Der Impro-Dreiklang in St. Magdalena Herzogenaurach

10.4.2016, 17:48 Uhr
Der Impro-Dreiklang in St. Magdalena Herzogenaurach

© Foto: André De Geare

Der Impro-Dreiklang in St. Magdalena Herzogenaurach

© F.: Jansen

Als Ehrengast und aus Anlass dieses besonderen Gastspiels war Andreas Metzler von der Firma Metzler Orgelbau AG aus Dietikon in der Schweiz angereist, um seine hoch gelobte Orgel eigenhändig zu stimmen. Ein Jahr lang hatten er und seine Mitarbeiter an der Metzler-Orgel gearbeitet, die zur Tausendjahrfeier der Stadt im Jahre 2002 eingeweiht worden war. Auch für ihn und nicht nur für die zahlreichen Besucher war es ein Erlebnis, die Klangfülle seines Instruments in dieser Bandbreite erleben zu dürfen.

Eine weitere Besonderheit des Abends war die Tatsache, dass es sich um ein Orgelimprovisationsfest handelte. Nicht nach vorgeschriebenen Noten, sondern allein der eigenen musikalischen Intension folgend, spielten die drei Organisten ihre ausgewählten Stücke. Markus Willinger (Jahrgang 1967) eröffnete den Abend mit seiner Improvisation dreier Choralbearbeitungen. Barocke Klangpracht durchzog den Kirchenraum – dramatisch klingende Sequenzen voller Dynamik. Eine Sonate im Romantischen Stil zeigte die leichte, die schwebende Seite der Orgel.

Willinger studierte katholische Kirchenmusik und Orgel an der Musikhochschule in München. Er ist Domorganist in Bamberg und Orgel- und Glockensachverständiger der Erzdiözese. Außerdem seit 2008 Professor an der Musikhochschule in Nürnberg. Die Zuhörer konnten per Leinwand das Orgelspiel hautnah verfolgen. HerzoTV gewährte damit einen direkten Einblick in die Technik dieses hoch komplexen Instruments.

Hans Leitner ( Jahrgang 1961) studierte ebenfalls katholische Kirchenmusik und Orgel in München, zudem katholische Theologie. Seit 2003 ist er Domorganist und Domvikar am Dom „Zu Unserer Lieben Frau“ in München. Er begeisterte die Zuhörer mit der kraftvollen, majestätischen Improvisation über „Christ ist erstanden“. Die zarten, gefühlvollen Seiten des Instruments schlug er bei den „Kirchenbetrachtungen“ von St. Magdalena an. Den Sternenhimmel, die Rosenkranzmadonna, das Glockengeläut setzte er in melodische sphärische Klänge um.

Franz Josef Stoiber (Jahrgang 1959) studierte Kirchenmusik und Musiktheorie an der Musikhochschule in Würzburg. Er ist Organist am Dom „St. Peter“ in Regensburg, Orgellehrer der „Regensburger Domspatzen“ und auch von Ludwig Orel, dem Herzogenauracher Kulturförderpreisträger von 2015. Stoiber zeigte, dass die Orgel nicht nur für Kirchenmusik geeignet ist, sondern ihr auch durchaus weltliche Klänge nicht fremd sind. In einer Orgelsuite entlockte er der Königin unter den Instrumenten beschwingte Passagen, perlende Läufe, Trompetenbass, Krummhornsolo – ein Kaleidoskop ihres Klangspektrums.

Mit noch einer Besonderheit wartete dieser Konzertabend auf. Die Zuhörer konnten vor Konzertbeginn Liedvorschläge aus dem „Gotteslob“ abgeben, die am Ende des Abends von den drei Organisten auf ihre eigene Art interpretiert wurden. Toni Rotter, Chef der Kirchenmusik in den katholischen Pfarreien, sang die ersten Takte der drei meist genannten Lieder vor.

Das Publikum entschied sich per Akklamation für „Erde singe, dass es klinge“. Willinger legte das Lied als Hymne an, trotzdem verhalten. Auch wenn die ursprüngliche Melodie immer wieder einmal auflebte, endete es in verfremdeten dumpfen Tönen. Leitners Improvisation war dagegen fröhlich, eine Variation des Themas in allen Tonlagen und mit allen Facetten. Stoiber orientierte sich nah an der Liedmelodie, setzte mit energischem Anschlag aber eigene Akzente.

Mit stehenden Ovationen bedankte sich das begeisterte Publikum in St. Magdalena für einen wunderbaren, zwar sehr langen, aber dennoch kurzweiligen Konzertabend.

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