Der nächste Schritt zur Einkaufs-„Revolution“

24.11.2015, 16:15 Uhr
Der nächste Schritt zur Einkaufs-„Revolution“

© Quelle: Projektentwickler und Architekt Ralph Küster, Erlangen/Großenseebach

Die Mexiko-Erholung war schnell verpufft. Es war nicht zu übersehen, dass Bürgermeister Gerald Brehm sich nach der Rückkehr aus seinem Urlaub geärgert hatte. Schließlich waren in den letzten Wochen in der Stadt viele Stimmen laut geworden gegen das geplante AischPark Center mit einer Gesamtverkaufsfläche von 16 150 Quadratmetern. Brehm sieht das jedoch als „historische Chance“ und begann die Stadtratssitzung dann auch gleich mit einem halbstündigen Plädoyer für das Projekt.

Vor allem wehrte er sich gegen Vorwürfe, er habe zu wenig für die Entwicklung der Innenstadt getan: „Das ist Quatsch.“ Er habe in seiner Amtszeit Parkplätze geschaffen, gut 50 Fassaden erneuern lassen und größere Projekte wie das Geschäftshaus am Vogelseck oder das Gesundheitszentrum umgesetzt, die heute die Kaufkraft in Höchstadt hielten.

„Ich bin der vollen Überzeugung, dass wir es schaffen, uns als Mittelzentrum zu entwickeln und als Pendant zu den Großstädten Nürnberg, Fürth und Erlangen“, sagte Brehm. Die Geschäftsleute aus der Innenstadt rief er zu einem „offenen, fairen und konstruktiven Dialog auf“. Auch sie müssten Bereitschaft zeigen sich weiterzuentwickeln und beispielsweise die Öffnungszeiten anzupassen.

Die Stadträte erinnerte Brehm daran, dass sie das Projekt 2012 mit 20:1 Stimmen auf den Weg gebracht hätten. „Wer jetzt so tut, als hätte er es aus der Zeitung erfahren, spielt falsch.“ Diese Spitze ging offensichtlich in Richtung der CSU-Stadträte, die bereits vor der Sitzung ihre Ablehnung deutlich gemacht hatten.

CSU-Fraktionssprecher Michael Schwägerl betonte, dass erstens auch neue Stadträte dabei seien und zweitens jeder das Recht habe, seine Meinung zu ändern. Im Übrigen gehe es seiner Fraktion so wie der Bevölkerung: Sie sei gespalten. „Ich persönlich stehe hinter dem Projekt, das wir 2012 auf den Weg gebracht haben.“ Aber, betont er, „bei der Größe habe ich auch Bauchweh.“

„Kann Angst machen“

Wenn man bedenke, dass die Arcaden in Erlangen nicht wesentlich größer seien, „kann das schon Angst machen.“ Er räumte aber ein, dass sein Vergleich etwas hinkt, zumal in dem  Erlangener Einkaufscenter knapp über 100 Geschäfte zu finden sind, in Höchstadt sollen es 25 sein. Seit den ersten Überlegungen 2010 sei das Projekt kontinuierlich kleiner geworden, erst im Juni/Juli noch einmal von 26 000 auf 18 000 Quadratmeter geschrumpft. „Es ist also Bewegung in der Sache“, gab Schwägerl seiner Hoffnung Ausdruck. Er gab auch zu bedenken, dass sich das Verkehrsaufkommen deutlich erhöhen werde und plädierte dringend für einen Shuttlebus. Dem schlossen sich Brehm und die anderen Fraktionen an. Michael Ulbrich, Sprecher der Jungen Liste, sieht das Fachmarktzentrum ebenfalls als „Chance, Kaufkraft in Höchstadt zu halten und neue zu holen.“ Er rechnet auch mit einer Belebung der Innenstadt. Sein Parteifreund Josef Beßler wettert in Richtung CSU: „Was ihr macht ist eine reine Anti-Brehm-Politik. Man muss sich doch auch mal was trauen, damit sich etwas bewegt in der Stadt.“

Bei der Auswahl der Läden sei auf die Gewerbetreibenden in der Innenstadt Rücksicht genommen worden. Das sieht auch Andreas Hänjes (SPD) so: „Ich bin begeistert von diesem Fachmarktzentrum.“ Eberhard Ranger (Junge Liste) wünscht sich von den Investoren ein Sozial- oder Familienzimmer. „Mir sind die Pläne ein bisschen zu menschenleer.“

Franz Rabl (CSU) konterte, Herzogenaurach habe die Outlet Center mit Millionen Besuchern. „In die Innenstadt verirrt sich niemand.“ Das AischPark Center sei keine Stadtentwicklung, sondern „Revolution statt Evolution.“ Sein Parteikollege Georg Schockel sorgt sich um die Geschäftsleute in der Innenstadt. „Sie können keine weiteren Umsatzrückgänge mehr verkraften“, sagt er und stimmte ebenso wie Alexander Schulz, Franz Rabl, Hans Walter Förtsch, Phillip Käs und Christine Neubert gegen den Beschlussvorschlag: Somit wird die Stadt im Raumordnungsverfahren für das AischPark Center keine Einwände erheben. CLAUDIA FREILINGER

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