Der Winter bremst auch den neuen Herzo Express

13.12.2010, 17:35 Uhr
Der Winter bremst auch den neuen Herzo Express

© Rainer Groh

Rebecca Henshaw ist froh und nimmt gern die Aufmerksamkeit an, die ihr Carmen Kohl und Celjka Bojanovic, von der Cheerleader-Truppe des Landratsamts zur Begrüßung überreichen. Die Produktmanagerin aus England erreicht ihren Arbeitsplatz bei adidas am Buck in Herzogenaurach in 16 Minuten von ihrem Wohnort Erlangen aus. Früher hat sie fast eine Stunde gebraucht. Sie sei „happy“ über die Linie.

Bernd Schnackig sieht es etwas differenzierter. Wenn der Leiter der Arbeitslosen- und Mobbing-Beratung in Herzogenaurach Dienst hat, fährt er Bus. Seit Jahren. Die Teilnahme an der Jungfernfahrt als einer von sechs Passagieren hat ihm die Tatsache beschert, dass nach dem Fahrplanwechsel sein Bus der Linie 201 fünf Minuten früher fährt und die neuen Fahrpläne nicht rechtzeitig aushingen.

Dafür kann Schnackig nach etwas mehr als 18 Minuten an der Schütt in Herzogenaurach aussteigen. Der 200er fährt über Bruck und die Nordumgehung ohne Halt und schwenkt nur ab zur Zeppelinstraße und zur Herzo Base. Danach hält er noch am Puma Way und in der Bahnhofstraße, wo der am weitesten angereiste Pendler aussteigt. Jürgen Windrich kommt von Heidelberg, ist seit vier Uhr morgens unterwegs zu seinem Projekt-Arbeitsplatz bei Schaeffler. Er begrüßt die neue Linie, wenn auch die Zeitersparnis bei dieser Anreise kaum ins Gewicht fällt.

Bei einer besseren Verbindung nach Herzogenaurach würde Jörg Pamler sogar überlegen, nicht nur für ein vierwöchentliches Projekt — bei adidas — hier zu arbeiten. Ein Umzug von Sulzbach- Rosenberg kommt für den IT-Spezialisten aber nicht in Frage und so sitzt er jeden Morgen und jeden Abend zweieinhalb Stunden in Zug und Bus. Der „Express“ ist für ihn ein Fortschritt, eine schnellere Bahn — Sulzbach-Rosenberg liegt noch im VGN-Gebiet — wäre ein größerer.

Warten auf die verspätete Bahn war auch der Grund, warum die Jungfernfahrt etwas später als 8.10 Uhr gestartet ist. Man will, so Gerhard Zuber vom VGN und Kerstin Heger vom Landratsamt, Anschlüsse gewährleisten.

So hat Emilia Howland den „Express“ erwischt. Sie kommt aus Nürnberg per Bahn. Seit Oktober arbeitet sie bei adidas und wenn die Verbindung zuverlässig bleibt, will sie den eigentlich geplanten Autokauf noch einmal gründlich überdenken.

Mit der Pünktlichkeit ist es auf der Rückfahrt von Herzogenaurach vorbei. Auf dem Brucker Damm ist Stau und Fahrer Günter Böhm bekommt von seinen buserfahrenen Passagieren aus Herzogenaurach nicht böse, aber spöttische Bemerkungen zu hören, als er zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit um 9.10 Uhr noch nicht einmal die Regnitz überquert hat. Die Fahrgäste jetzt sind keine Pendler. Für diese Zielgruppe ist der 200er mit seiner ersten Erlangen-Fahrt um 8.03 Uhr zu spät dran.