Die «doppelte» Jenny

18.4.2009, 00:00 Uhr
Die «doppelte» Jenny

© Rudolf Straubmeier

Denn die Bezeichnung «Ausnahmeerscheinung» trifft auf die 19-Jährige in doppelter Hinsicht zu: sportlich, weil sie in ihrer ersten Saison beim Landesligisten von der Aisch vier Tore und sechs Assists erzielte - und das als Verteidigerin und das Ganze in nur drei Spielen. Und die letzte Zahl ist gleich die zweite Bedeutung: Es ist eine «Ausnahme», wenn Jenny Tamas für die Höchstadter Pinguine aufläuft.

Für den ESC läuft die Schweinfurterin dank einer Doppellizenz auf. Sie spielt nämlich hauptsächlich beim Juniorenteam des ERV Schweinfurt mit gleichaltrigen Jungs und beweist dort Robustheit und spielerisches Können. Auch kommende Saison ist sie dort wie in Höchstadt auf dem Eis zu sehen. Wenn der Name Tamas auch Fans des Höchstadter Männereishockeys bekannt vorkommen sollte: Ihr Vater Gabor war zu Regionalligazeiten Trainer bei den Mighty Dogs.

Unlängst hatte Tochter Jenny wieder eine große Bewährungsprobe zu bestehen - und scheiterte denkbar knapp: Bei der B-WM in Graz verpasste sie mit der DEB–Auswahl punktgleich mit der Slowakei, gegen die sie mit 1:2 unterlag, die Rückkehr unter die besten acht Teams der Welt, zur A-WM.

Die deutschen Frauen verzweifelten trotz einer guten Leistung an der slowakischen Torfrau Zuzana Tomcikova, die von 47 Schüssen 46 hielt. Vor allem im Schlussdrittel machten die deutschen Damen Dauerdruck, wurden aber außer mit dem Anschlusstreffer von Lisa Schuster zum 1:2 nicht belohnt. Für Tamas und Co. wird es nun ein weiteres Jahr dauern, bis man erneut die Möglichkeit hat, wieder unter die weltweit besten acht Nationalmannschaften zu kommen.

«Der Wiederaufstieg war das große Ziel, der zweite Platz ist zwar nicht schlecht, aber wir hätten die Slowakinnen schlagen müssen. Nach den beiden ersten Turnierspielen wurden wir immer stärker und im Gegensatz zum Duell bei der Olympiaqualifikation waren wir diesmal das bessere Team", zieht die Schweinfurterin deshalb auch ein wenig positives Fazit.

Die Gründe für das Scheitern sieht sie vor allem hausgemacht: «Wir haben insgesamt zu viele unnötige Strafzeiten verursacht. Und dann haben wir wohl auch wieder Probleme mit dem Druck bekommen und uns deshalb wieder schwer getan, unser bestes Eishockey zu spielen".

Auf ihre eigene Turnierleistung könnte Tamas durchaus stolz sein. Sie zeigte engagierte Auftritte und wurde von den bis auf eine Ausnahme schwachen Schiedsrichterinnen auch nur zwei Mal auf die Strafbank geschickt. Offensiv fand zwar keiner ihrer Schüsse den Weg ins gegnerische Tor, doch immerhin eine Beihilfe führt die Statistik am Ende des Turniers für sie auf . «Es war nicht mein bestes Turnier", beurteilt sich die noch immer zweitjüngste deutsche Spielerin dennoch kritisch: «Woran dies lag, weiß ich im Moment selbst noch nicht, ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben.»

Wie geht es nach der verpassten Olympiaqualifikation und nun auch dem Scheitern am Wiederaufstieg mit dem deutschen Fraueneishockey weiter? «Ich selbst bin noch ein Jahr bei der Bundeswehr, für mich ändert sich dadurch wohl erst einmal nichts", vermutet Tamas.

In Höchstadt ist man froh, dass das Defensiv-Ass weiter in der Landesliga und nicht in der Bundesliga auflaufen wird, obwohl es durchaus Interessenten gäbe, die aber bislang alle einen Korb bekommen haben, wie 2. Vorsitzender Kay Neuber weiß.

Neuber wünscht sich für kommende Saison einen günstigeren Spielplan, denn heuer konnte sie wegen ihrer Verpflichtungen für Schweinfurt und den DEB nur gegen schwächere Mannschaften ins Pinguin-Trikot schlüpfen. «Mit der Jenny sähe es für uns gegen die Topteams der Liga natürlich ganz anders aus», so das ESC-Urgestein. Sogar der Meistertitel wäre für die zuletzt mehrfach knapp gescheiterten Höchstadterinnen drin, wenn die «Ausnahme» öfter «erscheinen» könnte.